. . . und drum herum
Evangelischer Pfarrer Hartlehnert verabschiedet
Theologie – brennend und auf leisen Sohlen
Pfarrer Hartlehnert war als ev. Pfarrer auch für die Pfarrgemeinde Mitterfels zuständig. Zum Abschied sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass er auch als „Herr der Kasse" den Freundeskreis Historische Hiensölde Mitterfels durch die schwierigen Jahre der Sanierung begleitete und dabei große Nervenstärke bewies. (Red.)
Fast genau auf den Tag vor zehn Jahren fand in der evangelischen Erlöserkirche die Amtseinführung von Pfarrer Georg Hartlehnert statt, der nun am Sonntag zwar mit Bedauern, aber mit von Herzlichkeit geprägten Dankesworten verabschiedet wurde. In der Kirche im Rahmen eines Gottesdienstes wurde er von Dekan Eckhard Herrmann entpflichtet. Im festlichen Gemeindesaal verwies der trotz von einem Hauch von Wehmut in aufgelockert heiterer Atmosphäre ablaufende Empfang, wie beliebt der Seelsorger war.
Geleitet von den Mitgliedern des Kirchenvorstandes, von seinen geistlichen Mitbrüdern mit Dekan Eckhard Herrmann, zog Pfarrer Hartlehnert in das bis auf den letzten Platz mit Gemeindeangehörigen und einer großen Anzahl von Ehrengästen aus allen Bereichen der Öffentlichkeit gefüllte Gotteshaus ein. Die Festlichkeit unterstrichen mit einer Intrada die Blechbläser des Posaunenchores unter Leitung von Dieter Ehlers. Weitere klangvolle Akzente setzten an der Orgel Marina Kondrasch und das Gesangsquartett "Exsultate". Der im Wechsel von allen Gläubigen gesprochene Psalm "Herr, ich traue auf dich, du bist meine Zuversicht und Hoffnung von Jugend an", leitete den von Diakon Walter Peter mitgestalteten Gottesdienst ein.
Ziele der Theologie
Mit einer beeindruckenden Predigt, in der er die Aufgabe der Theologie, sich leidenschaftlich für Gott einzusetzen, thematisierte, wandte sich der scheidende Pfarrer an seine Zuhörer. Er, der sich als Theologe außerdem nach einem Zweitstudium noch Diplom-Ingenieur im Fachbereich Architektur nennt, verglich als ein von diesem kunstvoll gestaltenden Bereich Begeisterter ihre unterschiedlichen Umsetzungsmittel mit den Zielen der Theologie: Auch diese sollte leuchten und mitreißen und leidenschaftlich brennend wirken. Von Gott zu reden erfordere Kühnheit, müsse das Leben, obwohl durch und durch irdisch begrenzt, herzschlagend durchziehen.
Ein Beispiel aus dem 1. Buch der Könige, 19, 1-8, verdeutliche, welche Grenzen uns Menschen in unserer Beziehung zu Gott gesetzt wären und wie sie theologisch überwunden werden könnten. "Dem am Ende seiner Kräfte verzweifelten Propheten Elia leistet ein Engel Beistand." Bezogen auf die Theologie, die durchaus mit der Kraft von Worten leidenschaftlich zu brennen vermöge, wäre es ebenso wichtig, wenn sie sich beharrlich und auf leisen Sohlen den Menschen nähere. Mit seiner letzten Amtshandlung, einer Taufe, die ihn mit den Eltern und ihrem Kind zu Fuß auf den Bogenberg steigen ließ, schloss Pfarrer Hartlehnert. "Schon der kleine Erdenwurm spürt es: Mit Gott sind wir mit dir unterwegs."
Danach hatte Dekan Herrman die Aufgabe, seinen Pfarrerkollegen aus seinem Bogener Amt, der flächengrößten Gemeinde des Donaudekanats, zu verabschieden. "Sie waren mit größter Gewissenhaftigkeit als Seelsorger für die Menschen da, wo immer Sie gebraucht wurden". Nach zehn Jahren würde in jeder deutschen Landeskirche einem Pfarrer geraten, seine Stelle wechseln. Sehr lange habe die Pfarrei Wernberg-Köblitz im Dekanat Weiden auf einen Pfarrer warten müssen. "Auf dieser halben Stelle werden Sie künftig Ihren Dienst verrichten. Der Spruch aus dem Lukasevangelium ‚Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes' möge Sie auf Ihrem Weg begleiten." Nachdem Dekan Herrmann in seine guten Wünsche auch dessen Ehefrau Susanne Götte eingeschlossen hatte, entpflichtete er ihn vor dem Altar von seiner jetzigen Stelle und legte ihm segnend die Hände auf.
Vergelt's Gott gesagt
In heiterer Geselligkeit und bewirtet mit von der evangelischen Kirchengemeinde - in ihrer Ausdehnung den Altlandkreis Bogen umfassend - zubereiteten Snacks, Kuchen, Kaffee und Getränken, stellte Vertrauensmann Dieter Ehlers im Gemeindesaal als amüsanter und humorvoller Moderator die Redner in ihren Funktionen vor, bevor er zum Schluss stellvertretend für den Kirchenvorstand mit einer "io - echt" gefüllten Schmankerlkiste Vergelt's Gott sagte.
Respekt gezollt
Dekan Pater Martin Müller vom katholischen Dekanat Bogenberg-Pondorf bedankte sich im Namen der katholischen Seelsorger, aber auch in seiner Eigenschaft als Abtsrat im Namen der Prämonstratenser-Klostergemeinschaft Windberg im Auftrag von Abt Hermann Josef Kugler für das unkomplizierte und freundschaftliche Miteinander. Immerhin standen Pfarrer Hartlehnert in seinem Seelsorgsgebiet 20 katholische Pfarreien gegenüber, die alle gut mit ihm zusammenarbeiteten. "Besonders anzumerken ist Ihr Ökumeneverständnis. Eine Harmonie des christlichen Miteinanders, wie Christus es uns aufgetragen hat." Von katholischer Seite wünschte Dekan Müller seinem evangelischen Amtsbruder weiterhin mit Gottes Segen an der Kirche Jesu Christ weiter zu bauen.
Anschließend folgte eine kaum enden wollende Reihe von Rednern, die alle dankten und Präsente übergaben:
Ob die Rolle Hartlehnerts als Vertrauensmann der evangelischen Priester mit "honigsüßen Worten" und einem Korb voller Honig hervorhebender Straubinger Pfarrer Hasso von Winning oder stellvertretende Landrätin Christa Heisinger, die die liebenswürdige Art mit Menschen umzugehen hervorhob, oder MdB Alois Rainer, der darauf verwies, wie gut der Pfarrer die mit der Betreuung von über 3500 evangelischen Christen zusammenhängenden Anforderungen meisterte. Bogens Bürgermeister Franz Schedlbauer, der zur Erinnerung an die Donau eine Flasche ,,40-prozentigen Pfellinger Donauwassers" dabei hatte, wartete mit einem Zitat von Henry Ford auf: „Zusammen kommen ist ein Beginn, zusammen bleiben ist ein Fortschritt, zusammen arbeiten ist ein Erfolg." Weil die evangelische Kirchengemeinde in Mitterfels und in Hunderdorf mit zwei Gotteshäusern vertreten ist, meldeten sich mit Heinrich Stenzl und Hans Hornberger auch die beiden Bürgermeister zu Wort. Beide waren sich einig, dass Pfarrer Hartlehnert die Menschen, ob evangelisch oder katholisch, durch seine gesellige Art und seine inspirierenden Predigten für sich gewonnen habe.
Junge Menschen begeistert
Für die Bogener Schulen waren es Realschulrektor Werner Groß und Religionslehrer Hubert Lehner, die dankten, dass Hartlehnert es verstanden habe, junge Menschen religiös zu begeistern. Die Bedeutung für das Leonhard-Kaiser-Haus und seine Bewohner, mit denen der Pfarrer alle zwei Wochen Gottesdienst feierte und auch bei vielen sonstigen Anlässen dabei war, hob Hausleiter Christoph Ziermann hervor, während Friedrich Huber mit einer von ihm gebauten und prächtig gelungenen Nachbildung der Erlöserkirche als Erinnerungsstück überraschte, damit den Rednerreigen beschloss, so dass Hartlehnert - "Obwohl mir der Abschied von euch lieben Menschen natürlich schwer fällt" - in seinem Schlusswort alle mitnahm.
Quelle: Dorothea Wolf, in: SR-Tagblatt vom 26. März 2014, Seite 15
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