. . . und drum herum
Fast jeder trug Holzschuhe
Lange Zeit alltägliche Fußbekleidung – Einst fünf Fabriken in Furth im Wald
Die Holzschuhmacherei war in früheren Zeiten ein weit verbreitetes Handwerk. Noch bis Mitte der 1950er Jahre waren Holzschuhe die alltägliche Fußbekleidung für einen Großteil der ländlichen Bevölkerung. Schuhe aus Holz: da denken die meisten an holländische Klompen, jenes eher globige Schuhwerk, das zwar gerne als Mitbringsel gekauft, aber hierzulande eher selten getragen wurde. Die Arbeitsweise der Holzschuhmacher im Mittelalter sah so aus: Aussuchen, Fällen und Ablagern des Holzes. Herausstemmen der sogenannten Ballen aus der Baumscheibe. Äußere Formgestaltung mit Hilfe des Zugmessers. Aushöhlen des Fußbettes und der äußeren Form. Feinschliff des Fußbettes und der äußeren Form. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Herstellung von Holzschuhen mit diversen Maschinen wesentlich erleichtert. Für Holzsohlen wurden entsprechend starke Bohlen hergenommen. Mit einer Schablone wurde die Größe der Sohle aufgezeichnet, die danach auf einer Bandsäge ausgeschnitten wurde. Gleichzeitig wurde der Absatz herausgeschnitten. Die Nut rund um den Holzschuh wurde mit einer Fräse gefertigt. Schließlich wurde noch eine kleine Delle für das bequemere Tragen des späteren Holzschuhs ebenfalls herausgefräst. Der erforderliche Lederschaft wurde aus einer Lederhaut herausgestanzt. Auf die Holzsohle wurde eine Leiste aufgesetzt und der Schaft mit einem Galoschenhammer in die Nut eingenagelt. Eine hintere Kappe vervollständigte den Holzschuh. Auch Zweischnaller wurden gefertigt. Ein Filz von einer Stärke von fünf Millimetern wurde eingenäht. Diese warmen Schuhe wurden überwiegend im Winter getragen.
Von Landwirten benutzt
Das über die Nut hinausstehende Leder samt Filz wurde am Rand der Holzsohle mit einem Kneip entfernt. Für die Holzsohlen wurde Buchen-, Weich- und Erlenholz verwendet. Wenn die Holzsohlen abgelaufen waren, wurden sie durch neue ersetzt, der alte Lederschaft wieder verwendet. Beim Leder handelte es sich überwiegend um Spalt- und Rindsleder. Die Holzschuhe mit und ohne Filz in vielen Sorten wurden vor allem von Landwirten und Brauern benutzt. In Furth im Wald gab es einst fünf Holzschuhfabriken und weitere Privatunternehmen, die Holzschuhe herstellten. So nahm am 1. Juli 1896 der Geschäftsmann Johannes Edelmann aus Württemberg die Holzschuh- und Pantoffelfabrikation auf. Nachdem ihm in der Herrenstraße die Regierung den Aufbau einer Holzschuhfabrik wegen der nötigen, jedoch schweren Dampfmaschinen nicht genehmigt hatte, baute er einige Jahre später ein für ihn passendes Fabrikgebäude mit einem Dampfsägewerk an der Schießstätte. Dort beschäftigte die Firma mit dem Namen „Bayerische Holzschuh- und Pantoffelfabrik“ in Zeiten guten Absatzes an die 170 Arbeiter. Dreimal täglich kam ein vollbeladender Bruckwagen mit Holzschuhen an die Eisenbahn zur Verladung. 1929 übernahm die Firma Sohn Rudolf. Die Firma stellte am 30. April 1968 ihre Tätigkeit ein. Im Jahr 2014 wich das stattliche Wohnhaus einem Neubau. Viele Holzschuhe wurden zudem in Heimarbeit hergestellt. Ein weiterer Fertigungsbetrieb von Holzschuhen war der von Josef Rank am Bayplatz 3. Der Geschäftsmann, ein Binder aus Kolmstein, eröffnete am 1. Mai 1919 eine Holzschuhfabrik in der alten „Alex‘n Seidl-Mühle“, nachdem er bereits im Juli 1911 mit dem Holzschuhmachen begonnen hatte. Vorher, am 1. September 1917, war der Mahlbetrieb in der traditionsreichen Mühle eingestellt worden. Den Betrieb übernahm Ende der 1930er Jahre sein Sohn Josef Rank, der 1944 in Russland sein Leben lassen musste. Die Holzschuhherstellung wurde von der Witwe Franziska Rank, geborene Stoiber, bis 1952 weitergeführt. Georg Kraus hat diese als Geschäftsführer noch bis 1964 weiter betrieben. Nach den Holzschuhen wurden Haus- und Straßenschuhe hergestellt. Bis 1960 war es dann ein Holzverarbeitungsbetrieb, in dem Dominosteine, Meterstäbe, Wachsschaber und kleine Räder für Holzspielzeug aus Buchenholz hergestellt wurde. Das Buchenholz wurde in einer Trockenkammer getrocknet, die auch von der Firma Winter (Kuferlfabrik) genutzt wurde. Die entsprechenden Maschinen wurden von einer Turbine und Transmissionen angetrieben. Das Wasser lieferte der Mühlbach, ein Seitenarm des Chamb, der durch die beiden Häuser Rank und Weinfurter durchfloss und bei der Schreinerei Schächtl wieder in den Chamb geleitet wurde. Als im Jahr 1960 die Kanalisation in Furth im Wald eingerichtet wurde, musste dieser Mühlbach zugeschüttet werden. In der Nachbarschaft betrieb im Anwesen Eschlkamer Straße 1, dem ehemaligen Brauhaus des Baywirts, ab dem Jahr 1923 Alois Meier eine Holzschuhfabrik. Auch stellte er noch sonstige Lederwaren her, bezeichnet als Bayerwald-Schuhfabrik. Ab 1949 führte Fanny Frickel, die Tochter von Alois Meier, bis 1965 die Firma. Sie hatte sich mit dem pensionierten Polizeibeamten Anton Frickel verheiratet. Später verlegte die Münchner Strumpffabrik „Hako“ eine Nebenstelle in diesem Gebäude. Der benachbarte Bauunternehmer Franz Kolbeck erwarb dieses Gebäude Ende der 1960er Jahre.
Bis zu 50 Mitarbeiter
Zwei weitere Holzschuhfabriken befanden sich in der Marienstraße. Georg Fischer beschäftigte damals circa 20 Holzschuhmacher, später wurden noch Holzwaren wie Tisch- und Stuhlbeine hergestellt. Der Enkel von Georg Fischer, Christian Ertl, fertigt heute noch in Handarbeit Holzschuhe. Er nutzt dabei die alten Maschinen seines Großvaters. Gegenüber befand sich die Holzschuh- und Pantoffelfabrik von Hans Perlinger, die von ihm im Jahr 1933 übernommen wurde. Zu Spitzenzeiten verdienten sich hier bis zu 50 Mitarbeiter ihr Brot. Am 1. September 1953 kam ein Großhandel von Holzpantoffeln hinzu. Das Fabrikgebäude wurde im Jahr 1980 abgebrochen und durch einen Wohnbau ersetzt. Einige Informationen stammen aus dem Buch der Geschichte der Stadt Furth im Wald, Band III.
Quelle: ta/BOG Zeitung vom 2. Februar 2018 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer Sperrfrist)
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