Kürzel „FSK“ könnte auch gut über der Österlichen Bußzeit stehen

AschermittwochPfarrgemeinschaft Mitterfels-Haselbach: Predigt am Aschermittwoch 2018 durch Pfarrer P. Dominik Daschner

Einführung zum Aschermittwoch

Wer gerne ins Kino geht oder Filme auf DVD anschaut, kennt das Kürzel „FSK“ mit der entsprechenden Altersangabe da­hinter. FSK – das steht für Freiwillige Selbstkontrolle. Die  Filmwirtschaft überprüft selbst ihre Werke und legt dann die entsprechende Altersfreigabe fest.

Dieses Kürzel „FSK“ könnte auch gut über der Österlichen Buß­zeit stehen, die wir heute, mit dem Aschermittwoch beginnen. Die Kirche lädt uns ein zu freiwilliger Selbstkontrolle: das eigene Leben – sozusagen unter dem Blick Gottes – wieder ein­mal überprüfen; den eigenen Lebensstil und die Lebensführung einer Routinekontrolle unterziehen. Passt da alles, ist da alles im Lot – in meiner Beziehung zu Gott, im Verhältnis zu meinen Mitmenschen, im Umgang mit meinem eigenen Leben? Oder gibt es da Punkte, die einer Korrektur bedürfen?

Wer heute das Aschenkreuz empfängt, zeigt damit, dass er in diesen Wochen auf Ostern zu bereit ist zu solch freiwilliger Selbstkontrolle.

Bitten wir Christus, dass er uns die Kraft gibt, unser Leben in den kommenden Wochen auf diese Weise ehrlich anzuschauen, und die Bereitschaft zu echter Umkehr, wo dies nottut.

 

Predigt zum Aschermittwoch, 14. Februar 2018


Beim Stichwort „fasten“ denken wir unwillkürlich ans Abnehmen


Mit dem Aschermittwoch heute beginnen wir die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern zu, die Österliche Bußzeit; landläufig wird sie meist „Fastenzeit“ genannt. Beim Stichwort „fas­ten“, da denken wir unwillkürlich zuerst ans Abnehmen. Obwohl es bei der kirchlichen Fas­tenzeit ja nicht um eine Frühlingsdiät geht zum Loswerden überflüssiger Pfunde. Das mag sich allenfalls als schöner Nebeneffekt einstellen.

Aber es führt durchaus ein Weg vom Kampf mit den Pfunden nach einem kalten und langen Winter zum geistlichen Sinn der Österlichen Bußzeit. Denn viele von uns kennen das: Man lebt eigentlich ganz normal, doch auf einmal spürt man, dass man zugenommen hat. Vor al­lem jetzt dann, wenn man die Frühlingskleidung wieder aus dem Schrank holt und merkt, dass die Jacke spannt, die Hose nicht mehr richtig zugeht und das Kleid nicht mehr passt. Dann ist Ab­nehmen angesagt.

Doch das ist nicht so einfach. Trotz der tausend guten Ratschläge und Dutzenden von Abnehmkuren, die in den Illustrierten jetzt wieder angepriesen werden; wirklich helfen tut nur eins: nämlich mehr Bewegung und die richtige Ernährung. Nur eine konsequente Änderung der Lebensgewohnheiten bringt auf Dauer den gewünschten Erfolg beim Abnehmen. Ich kann das aus eigener Erfahrung sagen.


„Passt nicht mehr“ . . . Beziehungsstörung zu Gott, zum Mitmenschen, zu uns selbst


Den Anstoß, etwas gegen die Kilos zu viel auf der Waage zu unternehmen, den gibt häufig die Beobachtung, dass die Kleidung nicht mehr passt. Dass etwas nicht mehr passt, das gibt es aber auch in unserem religiösen Leben, in unserem Verhältnis zu Gott. Theologisch sprechen wir dann von Sünde. Sünde meint die Erfahrung, sich von Gott entfernt zu haben, von Gott getrennt zu sein. Sünde ist also eine Beziehungsstörung. Irgendwann merken wir, dass es mit Gott und uns nicht mehr passt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Und oft schlagen sich diese geistlichen Beziehungsstörungen dann auch auf unser Leben mit unseren Mitmenschen nieder oder zeigen sich in einem ge­störten Verhältnis zu sich selbst, in der eigenen Lebensführung. Die Dinge sind aus dem Lot geraten. Und wir spüren: Es passt nicht mehr.


Lebensänderung tut Not


Wenn wir das merken, dann tut Lebensänderung Not. Genau dazu lädt uns die Fastenzeit, die Österliche Buß­zeit, ein: schauen, ob bei mir im Leben noch alles passt; und wo das nicht mehr der Fall ist, etwas ändern. Und da ist es eben genauso wie beim Abnehmen. Das geht nicht im Handumdrehen, mit irgendeiner schnellen Wunderkur. Da helfen keine schnelle, oberflächli­che Besinnung oder ein paar fromme Gedanken. Da muss grundsätzliche Beziehungsarbeit geleistet werden.


Lebensänderung braucht Zeit. Deshalb sieht die Kirche dafür 40 Tage vor . . .


Und die braucht nun mal Zeit. Deshalb sieht die Kirche dafür 40 Tage vor.

40 Tage, 40 Jahre – diese symbolische Zahl - das ist in der Bibel jener Zeitraum, den etwas braucht – ein Mensch, ein Volk, eine Sache -, bis es rund und ganz wird, bis es passt. Bei der Sintflut schon war das so. 40 Tage hat es geregnet, und 40 Tage hat das Wasser gebraucht, bis es wieder abgelaufen war. Auch Mose verbringt 40 Tage auf dem Berg Sinai, um von Gott die Zehn Gebote zu erhal­ten als Weisungen zum Leben. Das Volk Israel ist 40 Jahre durch die Wüste gewandert, bis es schließlich in sein verheißenes Land einziehen kann. 40 Tage gab Gott den Bewohnern von Ninive Zeit zur Umkehr, als Jona sie zur Buße mahnt. Und auch Jesus zieht sich 40 Tage in die Wüste zurück, wo er fastet und mit dem Versucher ringt, um sich seiner göttlichen Sendung gewiss zu werden. Und wiederum 40 Tage lang erscheint der Auferstandene seinen Jüngern, bevor er in den Himmel auffährt, bis diese begriffen haben, dass Jesus wirklich auferstanden ist und lebt.


. . . um an den „Stellschrauben zu drehen“


So sind auch uns jetzt diese heiligen 40 Tage geschenkt, um unser Leben ehrlich in den Blick zu nehmen und dort, wo es nicht mehr passt, wo etwas der Änderung bedarf, an den Stell­schrauben zu drehen, damit es dann in unserem geistlichen Leben wieder passt. 40 Tage plant die Kirche dafür ein, damit es nicht bloß bei einer geistlichen Blitzdiät bleibt, die auf Dauer nichts bringt, sondern damit wirkliche Lebensänderung in Gang kommen kann.


Theologe Lüke: „Fastenzeit – Trainingslager der Menschlichkeit“


Der Theologe Ulrich Lüke nennt die Fastenzeit deshalb ein „Trainingslager der Menschlich­keit“. Ein schönes und passendes Bild, wie ich finde. Ein Trainingslager dauert seine Zeit, um die Mannschaft fit zu bekommen für den Saisonhöhepunkt: für die Olympischen Spiele jetzt oder für Fußball-WM im Sommer. So bereiten auch wir Christen uns jetzt mit dem Trai­ningslager „Fastenzeit“ vor, damit wir geistlich wieder fit werden für unseren Saisonhöhe­punkt: für Ostern; damit wir innerlich gut bereitet Ostern feiern können.


„Trainingseinheiten“: Fasten, Teilen, Beten


Drei Trainingseinheiten gibt es dabei, wie wir heute im Evangelium gehört haben: Fasten, Almosen geben und Beten. Beim Fasten geht es um mich selber: um mein Verhältnis zu allem Materiellen. Sich zu prüfen: Wie abhängig oder wie frei davon bin ich? Was brauche ich wirklich zum Le­ben?

Das Almosen-geben nimmt den Mitmenschen in den Blick: Kann ich von mir absehen um des anderen willen? Was bin ich bereit, für andere zu investieren?

Und das Beten meint natürlich mein Verhältnis zu Gott: Wo finde ich Hoffnung und Halt für mein Leben? In den vielen Dingen dieser Welt oder bei Gott?

In diesen drei wichtigen Lebensfeldern sollen wir uns üben in diesen vor uns liegenden 40 Tagen der Fastenzeit. Diese drei geistlichen Trainingseinheiten schlägt uns Jesus im Evange­lium vor: Fasten, Almosen geben, Beten.

Vielleicht können wir in dieser Fastenzeit zum Beispiel durch den Verzicht auf unüberlegten, gewohnheitsmäßigen Medien­konsum wieder mehr auf das hören, was uns und die Menschen, mit denen wir zusammenleben, was uns persönlich bewegt oder umtreibt. Oder durch Ver­zicht auf manche Gaumenfreuden, welcher Art auch immer, wieder einen klareren Blick da­rauf bekom­men, was wirklich wichtig und notwendig ist im Leben; und das Viele, das uns Tag für Tag wie selbstverständlich zur Verfügung steht, wieder bewusster und dankbarer ge­nießen.

Vielleicht können wir, wenn wir mit anderen Menschen teilen, was wir haben – mit den Ar­men, Bedürftigen und Notleidenden vor allem – vielleicht erfahren wir dann, dass durch Tei­len auch immer wieder etwas zu uns zurückkommt.

Und wenn wir uns bewusst Zeit nehmen für Gott, vielleicht spüren und erahnen wir dann wieder um so stärker, dass wir nicht auf uns allein gestellt sind, dass wir in diesem vergängli­chen Leben getragen sind, gehalten von einem liebenden Gott, der mit uns unsere Wege geht.


Ein Trainingslager ist kein Spaziergang


Ein Trainingslager ist kein Spaziergang. Alle Sportler wissen das. Es verlangt uns etwas ab. Das kann manchmal hart und unangenehm werden. Da ist die Fastenzeit als Trainingslager der Menschlichkeit keine Ausnahme. Aber am Ende hat es sich gelohnt. Man geht fitter da­raus hervor, gestärkt und bereit für die kommenden Herausforderungen.

Gehen wir diese 40 Tage der Fastenzeit also mutig an, damit es danach wieder passt in unse­rem Leben - mit Gott, mit unseren Mitmenschen und bei mir selbst - und wir an Ostern, neu belebt und im geistlichen Leben frisch gestärkt, unser Leben und den Gott des Lebens feiern können.

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