Haselbach
Haselbach. „Wir stehen für ein großes Miteinander“
Viele fleißige Hände: Das Basteln, Binden und Vorbereiten für den Adventsbasar war immer einer der arbeitsreichsten Einsätze für den Frauenbund in Haselbach, der nur im Team gemeistert werden konnte. Foto: Christl Bugl – Vergrößern durch Anklicken!
Der Haselbacher Frauenbund steht vermutlich bald ohne Vorstand da, die Zukunft ist ungewiss.
Vorsitzende Elke Schub erklärt die Hintergründe und wirbt für ihren Verband.
Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) in Haselbach steht vor dem Scheideweg. Wie es mit dem Ortsverband weitergeht, entscheidet sich spätestens im kommenden Frühjahr. Dann wird der komplette Vorstand zurücktreten. Ob sich ein neues Führungsteam finden wird, ist noch unklar.
Elke Schub ist seit fast 30 Jahren Mitglied beim Frauenbund. Acht Jahre lang hat sie die Haselbacher Ortsgruppe geführt. Foto: Verena Lehner
Vorsitzende Elke Schub ist seit acht Jahren die Vorsitzende. Im Interview erklärt sie die Hintergründe für ihren Rücktritt, aber auch, warum sie nach wie vor überzeugt ist vom KDFB und deshalb fieberhaft nach einem neuen Führungsteam sucht, das den Ortsverband weiterführen wird.
Frau Schub, Sie sind seit fast 30 Jahren Mitglied beim Haselbacher KDFB, acht Jahre davon Vorsitzende. Warum soll im Frühjahr für Sie Schluss sein?
Elke Schub: Ganz Schluss ist nicht. Ich möchte weiter beim Frauenbund bleiben, bei den Veranstaltungen und Unternehmungen dabei sein und mitmachen. Ich möchte nur keine Führungsposition mehr innehaben.
Warum?
Schub: In erster Linie sind es gesundheitliche Gründe. Einige medizinische Untersuchungen in diesem Jahr haben mir gezeigt, dass ich einfach besser auf mich aufpassen und es insgesamt einfach ein wenig langsamer angehen muss. Ich bin vor 30 Jahren nach Haselbach gekommen und habe seitdem das Ehrenamt hier intensiv gelebt, nicht nur im Frauenbund, sondern auch in anderen Organisationen. Ich bin jetzt an einem Punkt angekommen, wo ich gemerkt habe: Ich muss jetzt einfach einen Gang zurückschalten.
Und mit Ihnen geht das komplette Vorstandsteam?
Schub: Ja, leider. Wir haben ein sehr gut eingespieltes Führungsteam. Aber die anderen möchten nicht mehr weitermachen, wenn ich mich zurückziehe.
Keine leichte Situation für Ihren Ortsverband.
Schub: Ja, das tut mir auch unglaublich leid. Ich gebe mein Amt wirklich mit viel Wehmut ab. Aber ich habe bei mir selber gemerkt, dass mir momentan die Inspiration fehlt, um dem Amt die Aufmerksamkeit zu geben, die es verdient. Umso wichtiger ist es mir, ein gutes Nachfolger-Team zu finden. Denn es soll ja weitergehen. Wir sind seit über 40 Jahren ein lebendiger Teil unserer Gemeinde. Der muss bewahrt werden.
Sie sagen, dass Sie mit Wehmut gehen. Was ist das Schöne an so einem Amt? In erster Linie ist das ja erst einmal viel Arbeit.
Schub: Dieses Gefühl, gemeinsam etwas zu schaffen, das ist wirklich toll. Wir stehen hier wirklich für ein großes Miteinander. Ob das jetzt der Kuchenverkauf bei der Fahnenweihe ist oder der Adventsbasar, der in diesem Jahr leider nicht stattfinden wird, aber der jedes Jahr einer der arbeitsreichsten Einsätze für uns war. Wenn du sowas gemeinsam auf die Beine gestellt hast, dann ist das wirklich sehr erfüllend.
Generell haben die KDFB-Ortsverbände immer mehr zu kämpfen. Das liegt mitunter auch an den hohen Beiträgen, die sie an den Diözesanverband abgeben müssen. Wie ist das in Haselbach?
Schub: Es gab tatsächlich auch bei uns Überlegungen, aufgrund der Beitragserhöhungen aus dem Diözesanverband auszutreten. Wir haben das Ganze deshalb bei der vergangenen Versammlung zur Abstimmung gebracht. Die für einen Austritt notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit kam dabei aber nicht zustande. Also bleiben wir vorerst dabei.
Sind Mitglieder bereits ausgetreten wegen der hohen Beiträge?
Schub: Ja, leider. Vor allem ältere Mitglieder mit einer kleinen Rente sagen, dass sie sich das einfach nicht mehr leisten können. Um das Ganze vorerst ein wenig zu stabilieren, haben wir unseren Mitgliederbeitrag derzeit bei 30 Euro eingefroren und zahlen die Differenz aus der Vereinskasse. Aber das geht natürlich auf die Dauer nicht.
Bleiben wir bei den Mitgliedsaustritten: Haben Sie den Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche auch zu spüren bekommen?
Schub: Leider ja. Es gab tatsächlich die eine oder andere, die gesagt hat, dass sie sich mit der Katholischen Kirche nicht mehr identifizieren und das Ganze nicht mehr mittragen kann.
Aber ganz provokant gefragt: Alles, was Sie und Ihre Frauengruppe für die Gemeinde leisten und auf die Beine stellen, könnten Sie doch auch als normaler Verein, ohne das „K“ im Namen, oder?
Schub: Ich gebe zu, dass es mittlerweile oft schwerfällt, für das ‚K‘ in unserer Organisation zu plädieren. Aber wir sind hier einfach katholisch geprägt, es ist Teil unserer Kultur. Natürlich läuft nicht alles optimal in der Kirche und ich würde mir wünschen, dass sie offener wird. Die Institution Kirche muss sich reformieren. Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir bestimmte Traditionen bewahren müssen. Vor allem in der heutigen Zeit. Und da ist das ‚K‘ sehr wichtig.
Was meinen Sie damit?
Schub: Das ‚K‘ steht ja in erster Linie für den christlichen Glauben, der geprägt ist von Nächstenliebe und davon, dass wir füreinander etwas tun und füreinander einstehen. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit, in der sich gern jeder selber der Nächste ist, ist es extrem wichtig diese Werte, die uns der christliche Glauben vorgibt, zu leben und weiterzugeben. Und das machen wir mit unserer Organisation.
Aber ist eine Organisation wie der Frauenbund noch zeitgemäß?
Schub: Die Zeiten haben sich natürlich geändert, das stimmt. Es ist nicht mehr so wie vor 40 oder 50 Jahren, als die Frauen primär nur zu Hause waren und sich um Haus und Kinder gekümmert haben. Die meisten Frauen gehen spätestens ein Jahr nach der Geburt wieder arbeiten, ihr Leben ist anders getaktet. Da wird es generell schwieriger, sich Zeit für andere Aktivitäten oder der Mitarbeit in einer Organisation oder einen Verein freizuschlagen. Früher war es auch oft so, dass der Frauenbund für die Frauen auf dem Land die einzige Möglichkeit war, um mal ein bisschen rauszukommen aus ihrem Alltagstrott. Auch das ist jetzt natürlich anders.
Trotzdem appellieren Sie auch an junge Frauen, es sich zu überlegen, Mitglied beim Frauenbund zu werden. Warum?
Schub: Weil wir eine tolle Gruppe sind, in der das Miteinander wirklich gelebt wird. Auch wenn es katholischer Frauenbund heißt, bedeutet das ja nicht, dass wir hier nur beten. Ganz im Gegenteil. Natürlich leben wir die christlichen Werte, aber zum Beten gehen wir in die Kirche und bei allem anderen, was mir machen, haben wir Spaß und lassen es schon auch mal krachen. (lacht). Der Herrgott will ja, dass es uns gutgeht. Wir organisieren Fahrten, Vorträge oder Kochkurse, da kann jeder einfach mitmachen und muss sich um nichts kümmern. Und das ist in unserer heutigen Zeit, wo wir alle immer viel zu viel zu tun haben, doch auch mal ganz schön.
Interview: Verena Lehner
Info
Wer sich beim Frauenbund in Haselbach engagieren möchte oder generell mehr über den KDFB wissen will, der kann sich jederzeit bei Elke Schub, Tel. 0151/23701017, melden.
Frauenbundverbände haben zu kämpfen – auch im Landkreis
Eine Situation wie sie gerade beim Frauenbund in Haselbach besteht, ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die Frauenbund-Verbände haben – wie fast alle Vereine – immer mehr zu kämpfen, neue Mitglieder zu gewinnen oder jemanden zu finden, der die Verantwortung für ein Führungsamt übernimmt. Erst im August musste beispielsweise der Frauenbund-Zweigverein in Sallach nach 35 Jahren sein offizielles Aus bekanntgeben. Denn auch nach einem Jahr unter einer kommissarischen Führung hat sich kein Vorstandsteam für den Sallacher Frauenbund gefunden. Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen, dass der Mitgliederschwund beim Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) vor allem in den Jahren ab 2019 extrem zugenommen hat. So hatte der KDFB im Jahr 2014 deutschlandweit 200.000 Mitglieder, im Jahr 2019 waren es immerhin noch 180.000, bis zum Jahr 2023 sank dann die Zahl jedoch deutlich auf 145.000 Mitglieder.
Im Landkreis Straubing-Bogen gibt es derzeit noch 19 Ortsverbände des KDFB, die alle dem Diözesanverband Regensburg angehören, der mit 40.000 Mitgliedern der stärkste Diözesanverband in Deutschland ist. Allerdings ist es gerade der Beitrag, den die Zweigvereine an den Diözesanverband zahlen müssen, in den vergangenen Jahr zum Stein des Anstoßes für viele Ortsverbände geworden. Die Erhöhung von 25 auf insgesamt 48 Euro wollten viele nicht mehr mittragen und es kam an einigen Orten in der Diözese Regensburg zu Auflösungen von Zweigvereinen. Auch im Landkreis hat sich mit Mitterfels vor zwei Jahren eine Frauenbundgruppe dazu entschieden, aus dem Diözesanverband auszutreten. Gleichzeitig gründeten die Frauen einen neuen Verein, die „Mitterfelser Frauengruppe“, die sich seitdem in der Gemeinde engagiert.
Wenn ein Zweigverein den Diözesanverband verlässt, verzichtet er unter anderem auf Fortbildungsangebote und den Anspruch auf die Hilfe aus dem Fonds „Frauen helfen Frauen in Not“. Der KDFB engagiert sich auch politisch für Frauen. So hat er unter anderem maßgeblich dazu beigetragen, dass Frauen auch die Elternzeit für die spätere Rente angerechnet bekommen.
Verena Lehner/BOG Zeitung vom 9. November 2024 (Gen. durch Lokalredaktion)
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