Veränderungen in der Ausgestaltung von Kirchen am Beispiel von Elisabethszell

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Alois Bernkopf referierte vor Mitgliedern des AK Heimatgeschichte Mitterfels e. V. bei der Besichtigung der Pfarrkirche St. Elisabeth in Elisabethszell im Rahmen der Jahresversammlung am 25. April 2016.

Als Quelle diente ihm sein eigener Aufsatz „Vom Klassizismus zum Jugendstil – Der Historismus in Kirchen des Landkreises Straubing-Bogen“ im Mitterfelser Magazin 12/2006. Wir stellen den Teil seiner Arbeit, der die Pfarrkirche in Elisabethszell betrifft, hier online.

Nachklassizismus

Die kirchenbauliche Entwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging in Niederbayern von München aus und ist mit König Ludwig I. nach seinem Regierungsantritt 1825 verbunden. Er war es auch, der bereits 1826 die staatliche Denkmalpflege in Bayern verordnete. Die neue Epoche im Kirchenbau begann in Bayern in der Zeit des Nachklassizismus. Als Orientierung diente die „Anweisung zur Architectur des christlichen Cultus” von Leo von Klenze, dem Architekten der Münchner klassizistischen Königsbauten.

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Die Kirche in Elisabethszell entstand in den Jahren 1834 – 1837.

Die Kirche von Elisabethszell als Beispiel von Veränderungen

Als eine der ersten Kirchenbauten in Niederbayern in dieser Epoche erfolgte der Neubau der Kirche in Elisabethszell in den Jahren 1834 - 1837. Sie wurde nach den Plänen von Erasmus Hofstetter, die er 1832 anfertigte, von Maurermeister Huber aus Mitterfels erbaut. Erasmus Hofstetter war seit 1809 „Landbaumeister des Unterdonaukreises”. Heute würde man ihn als Bezirksbaumeister bezeichnen. Nach Brenninger ist der Stil Hofstetters vom „klassizistisch-protestantischen Schema geprägt”.

Elisabethszell war eine Propstei des Klosters Oberalteich und wurde im Zuge der Säkularisation zur selbständigen Pfarrei erhoben. Da die alte Kirche zu klein und baufällig war, ließ sie der bayerische Staat abbrechen und die heutige Kirche errichten.

Wie in Mitterfels war auch in Elisabethszell der Staat infolge der Säkularisation für die Errichtung der neuen Pfarrei zuständig. Landrichter Märkl vom Landgericht Mitterfels hatte bereits 1804 die Entschließung hierzu erlassen. Für die 770 Seelen der neuen Pfarrei war natürlich das bisherige gotische Kirchlein aus dem Jahre 1347 viel zu klein. Erstaunlich ist die Größe des neuen Gotteshauses, in dem heute noch über 300 Personen Platz finden können, also weit über dem damaligen, aber auch dem heutigen Bedarf. Allerdings wurde die Kirche erst nach vielen Bittgesuchen des jeweiligen Pfarrers an die königliche Regierung des damaligen Unterdonaukreises in Passau gebaut. Das südlich ausgerichtete Langhaus ist ein typisch klassizistischer, schlichter, saalartiger Rechteckbau. Der mit einem Spitzhelm auslaufende Turm erhebt sich etwas eingerückt über der nördlichen Giebelfront. Die Seitenaltäre stammen von dem Straubinger Schreiner M. Hafeneder (1844). Die weitere Innenausstattung erfolgte erst 1870 - 1875 im neuromanischen Stil. Das Hochaltarbild (Hl. Elisabeth) aus dem Jahre 1874 schuf der Kötztinger Maler Heinrich Oeserer, der auch die Pfarrkirche in Haibach ausmalte. Die Orgel erbaute 1887 der Orgelbauer Jakob Schmid, geb. am 20. Juli 1848 in Roßhaupten. Von ihm sind auch die Orgeln in Ascha und Pilgramsberg.

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1870 - 75 wurde die Kirche in Elisabethszell im neuromanischen Stil ausgestattet. (Aufnahmen von F. Büttner, Bauamtsaktuar, Landshut, wahrscheinlich um 1900)

Am Beispiel der Kirche von Elisabethszell kann man gut erkennen, wie sich im Laufe von 120 Jahren die Innenausstattung einer Kirche dem Zeitgeist, dem Kunstempfinden, aber auch den liturgischen Vorgaben entsprechend verändert. Die Aufnahme von F. Büttner, Bauamtsaktuar, Landshut, wahrscheinlich um 1900 entstanden, zeigt auf der Südwand noch die damalige ornamentale Malerei, die mit den neuromanischen Altären gut harmoniert. Für die Innenausstattung, die vor allem aus Geldmangel erst 40 Jahre nach Baubeginn erfolgte, erstellte das Landbauamt Landshut die Planungen. Entsprechende Planungsunterlagen sind in der Festschrift „650 Jahre Elisabethszell, Propstei/Pfarrei, 1346 - 1996” wiedergegeben. Die Glasfenster mit Glasgemälden wurden erst 1924 durch sechs namentlich genannte Stifter aus der Pfarrei angeschafft. Das Bild aus dem Jahre 1961 zeigt die Ausstattung vor der Umgestaltung nach den Gesichtspunkten der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils. In der Aufnahme aus dem Jahre 1967 sind die Altäre bereits entfernt. Über dem rechten Seitenaltar befindet sich das Altarbild des ehemaligen Hochaltars mit einer Darstellung der hl. Elisabeth. Heute befindet sich dort eine Figur der hl. Elisabeth. Die Abbildung aus dem Jahre 2005 zeigt die heutige Innenausstattung.

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1961 waren die neuromanischen Altäre noch vorhanden, die ornamentale Malerei auf der Südseite aber fehlt bereits.

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Nach der Neugestaltung 1967 - das frühere Hochaltarbild (Hl. Elisabeth) über dem rechten Seitenaltar

hi01 elis01Dazu ein Zitat aus der Festschrift von 1996: „Prälat Kuffner sagte bei der Einweihung am Kirchweihsonntag nach der Renovierung 1967, die Kirche habe vorher einen ärmlichen Eindruck gemacht.... Der Opferaltar in der Mitte und das große Kreuz im Hintergrund symbolisieren in eindrucksvoller Weise die tägliche Erneuerung des Kreuzesopfers Christi auf dem Altare... .” „Der aufmerksame Leser möge bei der Betrachtung der Schwarzweiß-Aufnahmen selber entscheiden, ob die Kirche vorher wirklich so ärmlich aussah.”

 

Die Kirche in Elisabethszell heute (Foto: A. Bernkopf)

Ebenfalls aus der Zeit des Nachklassizismus stammt die Kirche in Oberpiebing bei Salching. Sie wurde auch nach Plänen von Erasmus Hofstetter umgebaut und erweitert. Die Inneneinrichtung im neugotischen Stil entstand in den Jahren 1859 - l861. Nach den Plänen Hofstetters wurden auch die Pfarrhöfe in Mitterfels, Neukirchen und Hunderdorf erbaut.

Vom Mitterfelser Magazin 12/2006 sind noch einige Restexemplare vorhanden. Wenn Sie der gesamte Artikel interessiert, können Sie diese Nummer zum Preis von € 15 bei Alois Bernkopf (Tel. 09961/6320) käuflich erwerben.

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Artikel im Mitterfelser Magazin 12/20016

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