Heimatliche Pretiosen (Burgen, Hiensölde, Totentanz . . )
Süddeutsche Zeitung: Ein Haus wie vor 600 Jahren
Die einzigartige Mitterfelser Hien-Sölde liefert den Beweis, dass auch marode Denkmäler famos saniert werden können
Mitterfels -Vor gut 600 Jahren haben die Mächtigen und die Geldigen auf dick ummauerten Burgen gehaust, die wir heute noch in ihrer Opulenz bestaunen können. Wie aber haben damals die normalen Menschen gelebt, die Kleinhäusler und Bauern, die keinen Ofen kannten, keine Glasfenster und kein Kanapee?
Die Frage war bisher nicht befriedigend zu beantworten, da alle Kleinbürgerhäuser aus dem 15. Jahrhundert von dieser Welt verschwunden sind. Umso lauter klang die Sensation, als vor gut einem Jahrzehnt in dem hinter Straubing gelegenen Marktflecken Mitterfels ein Haus identifiziert wurde, das nach der Altersmessung der tragenden Holzteile 1436 erbaut worden ist, also nur wenige Wochen nach der ganz in der Nähe vollzogenen Ermordung der Agnes Bernauer.
"So ein Gebäude ist so selten wie die Blaue Mauritius", sagt das Landesamt für Denkmalpflege
Das alte Bauwerk, nach einem ehemaligen Besitzer Hien-Sölde genannt, gilt als Unikat in der historischen Häuserlandschaft der Bundesrepublik. "So ein Gebäude ist so selten wie die Blaue Mauritius!", urteilte das Landesamt für Denkmalpflege. Dass die Hien-Sölde an diesem Freitag frisch wie am ersten Tag eingeweiht und ihrer neuen Bestimmung als Büro- und Veranstaltungsgebäude übergeben werden kann, ist dennoch erstaunlich. Es war nur dem geschulten Blick eines Architekten zu verdanken, dass der marode Bau nach dem Tod der letzten Besitzerin anno 1996 nicht weggeschoben, sondern genauer untersucht wurde. In der Denkmalliste war er zwar eingetragen, aber ohne Datierung. Die Denkmalpfleger gingen bis dahin davon aus, es gebe keine Holzblockbauten mehr, die bis vor die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs (1618-48) zurückgehen.
Dass die Hien-Sölde nach einer jahrelangen Sanierung nun wieder in einem robusten Zustand erstrahlt, der ihr viele weitere Jahrzehnte Lebenszeit garantiert, ist allein einigen engagierten Bürgern zu verdanken, die extra einen Verein gründeten, um das Haus zu übernehmen und zu retten. Zu den treibenden Kräften gehören Maria Birkeneder und Elisabeth Vogl, für die dieses Gebäude so etwas wie eine zweite Heimat geworden ist. So wie sie denkt freilich nicht jeder Bürger in Mitterfels und Umgebung. "Reißt es doch weg, das alte Glump!", lautet der gängigste Einwand der Kritiker, die anstelle der Hien-Sölde lieber einen Neubau gesehen hätten.
Die gelungene Sanierung aber hat bei manchen zu einem Umdenken geführt, zumal das Bauwerk in Zukunft sinnvoll genutzt werden wird. Zum einen wird die Volksmusikstelle des Landesvereins für Heimatpflege dort zwei Büroräume beziehen, zum anderen werden die Stube und die Küche für Veranstaltungen vermietet werden. "Die Akzeptanz wächst", sagt Frau VogI. Nicht zuletzt konnten auch noch die Sanierungskosten um 100.000 Euro gesenkt werden und liegen jetzt bei etwas über einer halben Million Euro.
Dafür darf sich die Gemeinde Mitterfels künftig mit einem Haus von herausragender überregionaler Bedeutung schmücken. Vor allem, weil die innere Struktur der Hien-Sölde mit Stube, Kammern und Flez aus dem Erbauungsjahr 1436 noch vollständig zu erkennen ist. An der Südwand der Stube sind an der Innenseite überdies die beiden ursprünglichen Schiebefenster zu erahnen, die wohl schon mit Glas abgedichtet waren. Zuletzt konnte sogar der alte Putz aus dem 19. und in Resten aus dem 17. Jahrhundert erhalten und stabilisiert werden. Spannend wird nun die Auswertung der Bodenfunde aus dem Haus, die vermutlich noch so manche Überraschung liefern werden.
Die Hien-Sölde zeigt, dass selbst verfallene Denkmäler zukunftsfähig sind.
Dennoch ist in den vergangenen 25 Jahren gut ein Viertel der bayerischen Kulturdenkmäler zerstört worden, darunter viele bauliche Zeugnisse der Lebens-, Wohn- und Arbeitswelten der Mittel- und Unterschichten, welche Identität und unverwechselbare Ortsbilder schufen. Mittlerweile ist nicht mehr zu übersehen, dass die Denkmalverluste eine ästhetische Verhunzung der Ortsbilder nach sich gezogen haben.
Quelle: Hans Kratzer, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 270 vom 22. November 2013
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