1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 21 Amt Mitterfels im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648)
Alter Holzschnitt einer Wasserfolter im Dreißigjährigen Krieg (1556); gemeinfrei - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
21 Amt Mitterfels im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648)
Der Dreißigjährige Krieg traf das Gebiet von Mitterfels mit allen Schrecken und Gräueln.
Hier zuerst einige Links zu grundlegenden Informationen über den Dreißigjährigen Krieg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Figj%C3%A4hriger_Krieg
https://www.dreissigjähriger-krieg.de/index.html
Mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 beginnt der Dreißigjährige Krieg (Quelle: www.dw.com) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Der Dreißigjährige Krieg traf das Gebiet von Mitterfels mit allen Schrecken und Gräueln. Nach der Niederlage Tillys bei Breitenfeld 1631 drohte der Einfall der Schweden in Bayern. Das ganze Land wurde unruhig. Am 16. Oktober kamen mitten in der Nacht reitende Boten von der Straubinger Regierung nach Oberalteich, Bogen, Windberg und Mitterfels. Ihre Briefe meldeten, dass sich die Schweden in Bamberg und Würzburg eingenistet hätten und gegen Nürnberg und Amberg zögen. Der Pfleger wurde angewiesen, zu rüsten und Wägen bereitzustellen. Den Klöstern wurde befohlen, ihre Kostbarkeiten und den Kirchenornat an sichere Orte zu bringen.
Sechs Tage darauf kamen Flüchtlinge aus Böhmen, der Abt von Kladubry mit zehn seiner Konventualen und seinem Klosterschatz. Einige von ihnen blieben den Winter über im Kloster Oberalteich; zwei Diener und sechs Pferde wurden in der Klostertaferne untergebracht.
Am 27. November wurde dem Kloster eine Steuer von 6.000 Gulden auferlegt; notfalls sollte der Klosterschatz verpfändet werden. Was dem Kloster an Kostbarkeiten verblieb, wurde nach Salzburg gebracht. Doch dauerte es noch zwei Jahre, bis die Schweden dann wirklich kamen. Sie wurden von Bernhard von Weimar geführt, seit der Schwedenkönig 1632 bei Lützen gefallen war. Mitte Oktober 1633 kamen sie nach Kelheim, Neustadt und Abensberg. Sie belagerten Regensburg neun Tage lang und nahmen es. Sie hausten fürchterlich in der Stadt, schändeten, misshandelten und zerstörten.
Am 7. November 1633 versuchte eine kleine schwedische Schar, Straubing zu überrumpeln. Es gelang nicht, nur die Vorstadt ging in Flammen auf. Dann zogen schwedische Scharen vor Donaustauf. Die Burg wurde gesprengt. Nacheinander gingen Falkenstein, Frauenzell, Brennberg, Wiesent und Wörth in Flammen auf.
Gustav II. Adolf, König von Schweden, in der Schlacht bei Lützen tödlich verwundet; Jakob Hoefnagel
Am 19. November erschien Bernhard von Weimar an der Spitze von 6.000 Schweden vor Straubing, welches nur etwas über 600 Mann Besatzung unter dem Oberst Haslang hatte; der Weimarer beschoss die Stadt und nahm sie nach kurzer Zeit ein. Nun kamen schwedische Scharen von Straubing her fast jeden Tag in das Land nördlich der Donau. Sie erbrachen die Tore von Oberalteich und nisteten sich im Kloster ein. Allmählich wurden es über 1.000 Reiter, die in den Räumen des Konvents ihr Winterlager bezogen, sich an den reichlich vorhandenen Lebensmitteln und den 2.000 Eimern Wein gütlich taten. Wie sie hausten, davon erzählt die Oberalteicher Chronik. Die Mönche waren schon längst entflohen, einige auf den Bogenberg, andere in den Wald. Nach Elisabethszell wurden die allerletzten Kostbarkeiten und die Pferde gebracht.
Die Schweden suchten vor allen anderen nach dem Oberalteicher Abt Vitus Höser, der sich zuerst in Freundorf, dann in Elisabethszell versteckte. In Haibach entging er mit knapper Not der Gefangennahme durch schwedische Soldaten. Als Bauer und Viehtreiber verkleidet schlug er sich schließlich durch die schwedischen Linien und erreichte Landshut. Er hat uns seine Erlebnisse in seinem Tagebuch genauestens geschildert. Auf die Priester und Mönche hatten es die Schweden also besonders abgesehen. So irrten diese, zusammen mit Hunderten von geängstigten Bauern, in dem strengen Winter 1633/34 in den verschneiten Wäldern umher, von Höhle zu Höhle, von einem Unterschlupf, von einem festen Haus zum andern. Die Bauern weiter drinnen im Bayerischen Wald erhoben sich gegen die Schweden, die von Kötzting her vordrangen. Der bayerische Oberst kam diesen Bauern von Vilshofen aus zu Hilfe; aber der Ort Regen wurde von den Schweden genommen und verbrannt; über 100 Bauern wurden zusammengehauen. Nur Runding hielt sich. Vom Schloss Zandt dagegen hieß es: "Am ermeldten Schloß haben die Schwedischen Furien zweymahl mit Brandt jhre Lust ersättiget."
Grabdenkmal für Abt Vitus Höser in Oberaltaich - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Täglich sah der Türmer von Mitterfels Feuerschein über dem Wald und draußen in der Donauebene. Ein großer Teil von Bogen wurde verbrannt, der Bogenberg erstürmt, die Kirche beschädigt und das Wallfahrtsbild über die Felsen gestürzt. Die Mühle von Lenach brannte ab.
Galgenbaum: Eine Zeichnung des Künstlers Jacques Callot zeigt eine Szene im Dreißigjährigen Krieg. Kriegsgefangene wurden getötet und ganze Dörfer ausgelöscht. Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Die Flüchtenden, die nach Mitterfels kamen, erzählten von unerhörten Gräueln der Schweden: sie schnürten den Bauern mit Stricken die Hälse zusammen, dass ihnen das Blut aus Ohren, Mund und Nase floss; viele, die nicht verraten wollten, was man von ihnen verlangte, erhielten den Schwedentrunk. Sie wurden an Händen und Füßen gefesselt; dann goss man den Wehrlosen Wasser oder Odel in das gespreizte Maul, bis der Leib hoch aufquoll; die Soldaten banden den Armen darauf den Mund zu und sprangen auf dem aufgetriebenen Leib herum, bis der Mann platzte und starb. Andere wurden mit den Köpfen nach unten an die Bäume gehängt; wieder andere grub man bis zum Leib in den Boden; dann schossen die Soldaten auf die Verängstigten oder warfen mit Steinen oder Kugeln nach ihnen.
Dieser Stich zeigt die Gräueltaten, die von schwedischen Soldaten während des 30jährigen Krieges in Deutschland angerichtet wurden. (Quelle: wikimedia/gemeinfrei) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Schweden hausten in Oberaltaich (Quelle: Hans Neueder, in: Oberaltaich - Geschichte eines bedeutenden bayerischen Benediktinerklosters) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Den Klosterschmied von Oberalteich banden sie beim Ölberg, am Eingang der Kirche, ließen ihn niederknien und bereiteten die Enthauptung vor. Doch dann ließ man den vor Todesangst Schwitzenden lachend wieder aufstehen und schnitt ihm nur beide Ohren ab. Einem anderen Klosterknecht drückten sie eine Blechhaube so auf den Schädel, dass er bald darauf verstarb. Der Klosterpförtner wurde mit der Axt erschlagen, der Gesindekoch auf den Tod verletzt. In Cham wurde ein Mann zwischen zwei Brettern zersägt. Die schwedischen Fähnriche trugen gern Handschuhe aus Menschenhaut.
Gefangene wurden an die Sättel gebunden und dann mitgeschleppt. Was machte es schließlich den Bauern aus, wenn ihnen von den Soldaten das Getreide, die Lebensmittelvorräte weggenommen wurden? Wenn sie nur mit dem Leben davonkamen und Frauen und Töchter nicht geschändet und misshandelt wurden. Um den Gräueln zu entgehen, entflohen viele in Wälder, wurden aber von Fanghunden aufgestöbert. Dann wurde in die Gehölze geschossen.
Wer um das Kloster Oberalteich wohnte, hatte es besser. Die Schweden fanden darin alles, was sie wollten: in fünf Kellern 2.000 Eimer Wein, 400 Schäffel gedroschenes Getreide, 200 Schäffel ungedroschenes Korn, 16 Zentner Hopfen und genug Gerste, Heu und Viehfutter. Alle Vorratskammern waren voll Mehl, Brot, Fleisch, Salz, Butter, Gartenfrüchten. In den Ställen fanden die Schweden Gänse, Enten, Kapaune, Hühner, Ochsen, Kälber und so viele Schweine, dass sie mehrmals Wagenzüge und Schweineherden zusammenstellten, die dann unter dem Geläut aller Klosterglocken nach Straubing abzogen. Johlend, klatschend und tanzend, in Mönchskutten gehüllt, mit den künstlich gemalten Blumensträußen der Altäre auf ihren Hüten, trieben die Soldaten die Schweine dahin. Kein Wunder, dass das fromme Landvolk diesen Mutwillen mit Entsetzen anstarrte.
Auch Mitterfels konnte sich gegen die Schweden nicht halten. Das Schloss wurde besetzt, aber in seinen Gebäuden wahrscheinlich nicht allzu sehr beschädigt. Nur das Archiv und die Registratur wurden auseinandergerissen, vieles wohl auch verheizt, verschmutzt und unbrauchbar gemacht. Alle späteren Landrichter und Pfleger beklagen sich immer wieder, dass sie keine Urbare und keine Gerichtsakten mehr hätten und ohne Rechtserkenntnisse nur schwer in Streitsachen entscheiden könnten. Noch am 17. März 1729 klagt Johann Thomas Überle, dass er keine Rechnungen mehr finde, "weil die hiesige Gerichtsregistratur unter den vorgewesten Feintzeiten, forderts bei Ruinierung des Schlosses Mitterfels gänzlichen distrahiert (auseinandergerissen )".
Einzelheiten über die Besetzung des Schlosses wissen wir aber nicht. Umso grauenhafter schildern Abt Vitus Höser und Hemauer die Not der beraubten, halbverhungerten und verängstigten Bevölkerung in diesem kalten Winter 1633. Zu dem Wüten der Schweden gesellte sich ein anderer fürchterlicher Feind, die Pest. Die Krankheit wurde vermutlich von dem schwedischen Tross eingeschleppt und nistete nun in den öden, ausgebrannten und verschmutzten Höfen und Sölden, in denen sich die kranken, verlausten und halbverhungerten Dörfler zusammendrängten. Eine Panik brach aus. Was noch laufen konnte, suchte die Einsamkeit der Wälder und Höhlen auf, in der Hoffnung, dem Würgegriff der furchtbaren Krankheit zu entgehen. Jeder hielt sich fern von Nachbarn und Angehörigen, beobachtete argwöhnisch den Nächsten und sich selbst, lauerte in irrer Angst auf die schrecklichen Anzeichen. Und dann kam die Stunde, da der Würgeengel doch noch die Hand auf das Haupt des Armen legte. Es begann mit Ohrensausen, mit Kopfschmerzen, die den Befallenen fast sinnlos werden ließen; die Glieder wurden matt, die Haut wurde heiß, verzehrendes Fieber, Durst fielen den Kranken an, die Augen begannen zu versagen, tödliche Angst quälte ihn: Dann brachen rote Beulen auf, unter den Armen, hinter den Ohren, in den Weichen der Oberschenkel; sie wurden grün im schwellenden Eiter, zersetzten das Blut zu Jauche und Brand; nach zwölf bis vierundzwanzig Stunden trat der Tod ein. Der Chronist von Oberalteich gibt für dieses Jahr 1634 vierundzwanzig Opfer unter den Mönchen seines Stiftes an; 15.000 sollen nach seinen Angaben in München gestorben sein. Die Mitterfelser Pfarrbücher verzeichnen für das Jahr 1634 nicht weniger als 50 Pesttote. Aus dem Haus des Pflegers allein wurden sechs herausgebracht, drei Töchter, ein Sohn und zwei Mägde.
Unter diesen 50 Toten waren 14 Kinder. Man kann annehmen, dass etwa ein Viertel der Pfarrei Kreuzkirchen (Mitterfels) ums Leben kam; denn viele von denen, die draußen in den Wäldern, in den Höhlen und an den Feldrainen einsam starben und verscharrt wurden, hat man wohl gar nicht in das Totenbuch des Pfarrers eingetragen. Das Dorfleben zerfiel. Hatte es im Jahre 1630 noch 17 Taufen, 1632 sogar 24 Taufen gegeben, so hören, nach 13 Taufvermerken, am 29. Mai 1633 alle Eintragungen für dieses Jahr auf. 1634 gibt es eine Taufe, 1635 sind zwei vermerkt.
1633 kamen die weimarischen Truppen auch in das Kloster Windberg; sie plünderten und verwüsteten es. Abt und Konvent waren schon vorher nach Englmar geflüchtet. Auch am 9. und 13. Dezember 1634 kamen die Schweden nach Windberg. Diesmal wurden sogar die Gräber nach verborgenen Schätzen durchwühlt, zwei von den Prämonstratensermönchen vor den Augen des Abtes Michael Fuchs getötet, der Abt selbst gefangen weggeführt. Damals wurden auch Dorf und Kirche in Englmar verbrannt.
Die Notzeit dauerte fünfzehn Jahre, und aus den kurzen Angaben der Oberalteicher Chronik ahnt man die Tiefe des Elends. Manche Dörfer zählten nach dem großen Kriege nur mehr ein Zwanzigstel ihrer ehemaligen Einwohnerschaft. Güter, die ehedem 2.000 Gulden wert waren, konnten schon für 70 bis 80 Gulden gekauft werden. So menschenarm war das flache Land geworden, arm und elend. Viele Felder konnten nicht mehr bestellt werden, und das Brot war so karg, dass man das Mehl mit Kleie, Trebern, Kletzen, mit Heublumen und sogar mit "Sagscheiten" streckte.
1641 zogen die Schweden unter Banér zum zweiten Mal durch den Wald und nahmen Getreide und Vieh weg. 1647 waren sie wieder im Land. Das Pfarrbuch von Kreuzkirchen vermerkt unter dem 22. Februar, nach dem Eintrag der sechsten und letzten Taufe in diesem Jahr: Percutiam pastorem et dispergentur oves. ("Ich werden den Hirten töten und die Schafe werden zerstreut". - Prophetenwort aus dem Alten Testament.) Vielleicht war die Pfarrei von diesem Zeitpunkt an für kurze Zeit verwaist. 1648 betreuten drei Patres von Oberalteich die Pfarrei; es wurden wieder zwei Kinder getauft, 1649, im ersten Friedensjahr waren es schon sechs.
Im Trauungsbuch und im Totenbuch der Pfarrei gibt es von 1644 bis 1650 überhaupt keine Vermerke. Erst dann beginnt sich das Leben wieder zu regen. Lange Jahre erhielt sich der Bittgang zum Bogenberg, der in alte Zeiten zurückgeht, den die Pfarrei Kreuzkirchen damals aber von neuem gelobte. Im Gottesdienstverzeichnis ist unter dem 24. September zu lesen: haec die aut proxima dominica fit processio ad B.M.V. in Pogen pro peste avertendo.
Viele von den Pesttoten werden dort verscharrt worden sein, wo man sie, nach Monaten vielleicht, fand. Von einem eigenen Pestfriedhof ist nirgends etwas erwähnt. Vielleicht war aber doch einer in den sumpfigen Wiesen unterhalb von Kreuzkirchen. Dort stand lange Zeit ein rohes Steinkreuz, das als Pestkreuz vermutet wird.
Am 14. April 1634 schreibt P. Ambrosius Wicht an seinen Abt Vitus Höser einen Brief, in dem er ihm mitteilte, wie er nach dem Abzug der Schweden das Kloster wiedergefunden habe: Alle Räume zur ebenen Erde (außer dem Bräuhaus, der Mühle und der Bäckerei), auch die Kirche, waren als Pferdeställe benützt worden. In den oberen Räumen war alles Holz, auch die Fußböden, verheizt worden. Überall nur nackte Wände und der Gestank von Aas; in den Zimmern keine Bank, kein Tisch, keine Bettstelle, kein Boden und keine Tür; in der Kirche alle Altäre zerstört und besudelt; die Reliquienschreine erbrochen und beraubt, die Tabernakel geschändet, die Gräber der Äbte und Mönche aufgerissen, die Knochen zerstreut. Die beiden Sakristeien völlig ausgeleert, die Kästen zerbrochen, die Türschlösser verschwunden. Manche Mauern waren durchlöchert, dort, wo die Soldaten Schätze vermutet hatten. Die gemalten Bilder waren verschwunden, nur die hoch an den Wänden stehenden geschnitzten Bildwerke waren noch an ihrem Platz. Unter den vierundzwanzig Mönchen von Oberalteich, die von der Pest dahingerafft wurden, war auch der Abt Vitus Höser; er starb am 9. August 1634 mit 57 Jahren.
Eine Sage erzählt, dass die letzte Schlacht des Dreißigjährigen Krieges bei Rammersberg geschlagen wurde. Etwas nördlich vom Ort, auf dem Wege nach Mitterfels, etwa 800 Meter von den letzten Häusern entfernt, liegt der "Marteracker". Er ist gegen zwei Tagwerk groß und gehört dem Fuchsbauern von Rammersberg. Der Acker ist benannt nach der Wegkapelle, der "Marter", die einst an seinem unteren Ende stand. Diese Kapelle soll bald nach 1648 errichtet worden sein. Nach den Angaben des Fuchsbauern stand sie noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie wurde dann vom Vater des jetzigen Fuchs abgetragen, weil von vorbeigehenden Handwerksburschen häufig daraus gestohlen wurde. Beim Ackern fand man immer wieder Hufeisen, von der kleinen Art, wie man sie in der Gegend häufig aufpflügte, z. B. auch beim Neumeier in Sollach. Das Volk deutet sie als Hufeisen aus hunnischer, ungarischer oder auch aus schwedischer Zeit. Sie werden aber wohl zu einer heute ausgestorbenen kleinhufigen Pferderasse gehören. Demnach müsste dieser letzte Kampf bei Rammersberg eine Reiterschlacht gewesen sein. 60.000 sollen damals gefallen sein, und das Blut floss bis in den Weiler Grub hinunter. Heere von solchem Ausmaß hat es natürlich im ganzen Krieg nicht gegeben, sie hätten auf dem kleinen Acker auch gar nicht Platz gehabt; aber Sagen übertreiben immer. Unter dem Marteracker steht seit 1920 ein Haus. Die Bewohner wissen nichts von einer Schlacht. Sie wissen nur, dass es auf diesem Acker von Zeit zu Zeit "umgeht".
Rammersberg spielte noch einmal eine kleine Rolle in diesem Krieg. Die Bauern stemmten sich, in kleinen Trupps oder auch einzeln, gegen die schwedische Soldateska, wo sie nur konnten. Es wird berichtet, dass ein Bauernbursch Hans Prunner den Schweden viel Schaden zufügte. Schließlich wurde er dem Feind als "Schnapphahn" verraten und eingefangen. Grausam gebunden, wurde er nach Mitterfels gebracht und in den Turm gesetzt, so lange, bis man sich über die Art seiner Hinrichtung geeinigt hatte. Fünf Schweden zu Pferd, mit geladenem Gewehr, machten sich bereit zur Exekution. Ein gewisser Adam aus Saulburg, schwedischer Parteigänger, bekam den Auftrag, Prunner in den Burghof zu führen. Der Gefangene schlug aber seinen Begleiter zu Boden und schlüpfte durch die Gitterstäbe eines Gangfensters, hielt sich kurze Zeit an den Eisenbarren fest und sprang dann hundert Schuh in die Tiefe. Nur seinen Hut ließ er in Mitterfels liegen; er selbst entkam nach Rammersberg, wo er wahrscheinlich beheimatet war, und ließ sich nicht mehr einfangen.
1649 und 1650 wütete noch einmal die Pest im ganzen Land und es gab auch eine Missernte; Wölfe fielen die einsamen Ortschaften an, auch Straßenräuber, Gesindel und abgedankte Soldaten ängstigten die Bauern im ganzen Wald.
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