Die Burganlage Mitterfels (Teil 2): Die Burg und ihre Funktionen - Sanierung
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Die Burg Mitterfels und ihre Funktionen
von Alois Bernkopf und Franz Tosch (Gestaltung)
Am Hauptteil der Burganlage hat sich beim Kupferstich Wenings im Vergleich mit dem Gemälde Donauers in den 120 Jahren (1590/1710) wenig verändert; lediglich der mächtige Bauteil vor der Brücke fehlt bei Wening. Die meisten Burgen in unserem Gebiet wurden im 11. und 12. Jahrhundert durch die Grafen von Bogen bzw. deren Ministerialen erbaut. Mitterfels ist eine typische Höhenburg, sehr gut geschützt durch nach drei Seiten steil abfallende Felsen und auf der NW-Seite durch einen 20 m tiefen Halsgraben. Bei der Ortskernsanierung wurde sogar ein zweiter Graben zwischen dem Haus Stiegler und Wörgetter in der heutigen Burgstraße festgestellt.
Bei der Ortskernsanierung stieß man auf einen zweiten, vorgelagerten Burggraben.
Über den tiefen Burggraben führt auf dem Wening-Stich noch eine Holzbrücke; erst 1791 wurde sie vom Pfleger Maximilian Freiherr von Asch durch eine Steinbrücke ersetzt. Eine Steintafel auf der Brücke weist darauf hin.
Seit 1791 überspannt eine Steinbrücke den Burggraben.
Der mächtige Torbau auf dem Gemälde von Donauer ist bei Wening bereits ohne Dach dargestellt. Heute ist dieser Bauteil nach dem Bau der Steinbrücke nicht mehr vorhanden. Obwohl auf dem Stich das Dach des Torturms nicht mehr zu sehen ist, kann man feststellen, dass er mit Sicherheit zweigeschossig war, wie ihn auch Donauer darstellt. Nach der modernen Burgenforschung wurden zwei- bis dreigeschossige Torbauten erst ab dem 15. Jahrhundert gebaut; das bestätigt auch, was bei der Sanierung festgestellt wurde, dass die äußere Ringmauer aus dem 15./16. Jahrhundert stammt.
Wie stark gesichert die Burg Mitterfels war, sieht man, dass der Zugang zum Burghof nur durch den Bergfried möglich war. Dieser war jedoch durch den Zwinger zwischen beiden Burgmauern gesichert. Dass der Bergfried um 1200 gebaut wurde, beweisen die Buckelquader (Foto links), die seit der Sanierung sichtbar sind. Sie sind für viele Burgen aus der Stauferzeit charakteristisch und zeigen eine monumentale Wirkung.
Sowohl bei Donauer als auch bei Wening befinden sich auf dem steilen Turmdach Dachgauben mit Lug-Erkern für den Wächter. Er hatte damit einen weiten Blick besonders hinaus in die Donauebene. Der Turm stürzte 1812 ein.
Auf dem Wening-Stich kann man deutlich sowohl in der Außenmauer als auch in der Innenmauer die Schießscharten (Foto rechts) erkennen. Es sind sog. „Schlüsselscharten” mit runden Öffnungen am unteren Ende der herkömmlichen schlitzförmigen Schießscharten. Durch diese runden Öffnungen konnte man nach Aufkommen der Feuerwaffen den Büchsenlauf schieben; der darüberliegende Schlitz diente dem Schützen als Zielloch. Deshalb kann man sie frühestens ins 14. Jahrhundert datieren.
Das ehemalige Pflegerhaus, jetzt Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Mitterfels
Das Pflegerhaus mit dem hohen Schopfwalmdach wurde 1780 in einfacherer Form neu errichtet, war bis 1973 Gerichtsgebäude und ist heute Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Mitterfels-Haselbach-Ascha-Falkenfels.
Die Ringmauer ist das wichtigste Wehrelement jeder Burganlage. Auf dem Wening-Stich ist klar sichtbar, dass die innere Ringmauer wesentlich höher ist als die später gebaute äußere Ringmauer. An der Südseite der inneren Ringmauer ist zum Burghof hin noch ein Teil des Wehrgangs erhalten, der heute leider nicht zugänglich ist.
Abb. links: Im unteren Burghof kann man die äußere und innere Burgmauer sehen.
Abb. rechts: Früher Gefängnistrakt, heute Burgmuseum
An der Nordseite zwischen der äußeren und inneren Mauer, im Zwinger, wurde 1780 - 1790 das Gefängnis eingefügt und an der Südseite der inneren Ringmauer die Registratur angebaut. Heute wird beides als Museum genutzt, in dem sich seit 1983 die umfangreiche volkskundliche und handwerksgeschichtliche Sammlung von Josef Brembeck befindet (MM 9/2003 S. 47 ff). Beim Durchgang von der ehemaligen Registratur zum Gefängnistrakt wird die Mauerstärke von drei Metern sichtbar.
Die "Gute Stube" im Burgmuseum
Die Ringmauer musste sich der topographischen Gegebenheit auf dem schmalen Felssporn anpassen (siehe Planzeichnung), deshalb verläuft sie an der NO- und SO- Seite gradlinig, von der Südspitze bis zur Nordecke jedoch unregelmäßig.
Abb. unten: Nord-östlicher Schalenturm mit Zisterne
Besonders auffallend an der Mitterfelser Burgmauer sind die sieben Schalentürme, von denen der nördliche als Ringturm ausgebaut ist. Das Obergeschoss des Rundturmes - heute als Vortragsraum genutzt - war eine Gemeinschaftszelle, auch „Bauernstube” genannt, da hier bäuerliche Delinquenten ihre Strafe absitzen mussten.Nicht nur bei Belagerung, sondern auch für das tägliche Leben spielte die Wasserversorgung eine wichtige Rolle. Dies war besonders für Höhenburgen meist ein großes Problem. Bei der Sanierung fand man Reste von Holz- und Bleirohren an der Außenmauer des NO-Schalenturms. Unter dem Turm befand sich eine Zisterne. Das Wasser wurde durch Holz- oder Bleirohre von einer Quelle, die ca. 500 Meter nördlich am Osthang des Perlbachtales liegt, hergeleitet. Diese Quelle spendet heute noch, auch bei großer Trockenheit, Wasser.
Später wurde ein aus Bruchsteinen gemauerter Brunnenschacht innerhalb der Burgmauer angelegt. Er ist 24 m tief und führt heute noch Wasser. Er befindet sich in einem Schupfen an der Südwestseite des Museums (Abb. rechts). Das Wasser sammelte sich infolge seiner Tiefe aus der nordwestlichen Talmulde.
Der auf dem Wening-Stich sichtbare Weiher wurde durch Oberflächenwasser gespeist, das sich durch die leichte Neigung des Geländes hier sammelte.
Da der Platz im Burggelände sehr begrenzt war, befand sich die kleine Burgkapelle St. Georg außerhalb - wie auf dem Weningstich sichtbar. An der Stelle des Weihers wurde 1734 die ehem. Pfarrkirche gebaut, die - wie üblich bei Sakralbauten, die zur Burg gehörten - das Patrozinium des Ritterheiligen St. Georg hat.
Ehemalige Pfarrkirche St. Georg - sie löste die Pfarrkirche in Kreuzkirchen ab.
Sanierung der Burgmauer
Im “Mitterfelser Magazin” Nr. 6, S. 29 ff wurde bereits ausführlich über die in den Jahren 1997 - 2000 vom Bayerischen Staat, in dessen Besitz die Burg war, durchgeführten Sanierung berichtet. Es wurden rd. 500 lfd. m bzw. 3000 m3 Mauerwerk bearbeitet, die Kosten beliefen sich auf rd. 5,5 Millionen DM.
Der Zustand der Burgmauer war in einigen Bereichen schon so schlimm, dass Betonwände zur Stützung nötig wurden, andere Bereiche benötigten nur eine „kosmetische” Behandlung.
Seit dem 1. Mai 2003 ist die Marktgemeinde Mitterfels Eigentümerin der Burganlage. Der Freistaat Bayern veräußerte das Burggelände samt Hochbauten im Rahmen des Privatisierungsprogramms von staatlichen Liegenschaften. Nach langwierigen Verhandlungen erfolgte die Übergabe bei einer kleinen Feierstunde im Vortragsraum des Museums durch Landtagsabgeordneten Herbert Ettengruber aus Straubing. So wurden die Mitterfelser Gemeindebürger Burgbesitzer.
Die Mitterfelser sind erst jetzt "Bürger" nach dem Sinn des Wortes:
Sie sind Besitzer einer aufwändig sanierten Burganlage!
Fotos: Alois Bernkopf, Martin Graf, Heinrich Stenzel, Markus Tosch
Quelle: Alois Bernkopf und Franz Tosch (Gestaltung), in: Mitterfelser Magazin 12/2006, Seite 9 ff
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