Nationalpark Bayerischer Wald
Herbert Pöhnl beim BWV Mitterfels: Natur sich selbst überlassen
Vortrag über Nationalpark Bayerischer Wald mit Herbert Pöhnl
"Fotos -Filme - Fragen - unser halbwilder Wald", so kündigte Herbert Pöhnl, Journalist, Fotograf und Autor aus Viechtach, seinen Vortrag im Landgasthof Fischer über den Nationalpark Bayerischer Wald, den "halbwilden Wald" an.
Eingeladen hatte der Bayerische Wald-Verein, Sektion Mitterfels ...
Eingeladen hatte der Bayerische Wald-Verein, Sektion Mitterfels, dessen Vorsitzender Martin Graf sich über die vielen Zuhörer freute, darunter auch der Leiter des Nationalparks Franz Leibl. Pöhnl, überzeugter und bekennender Naturschützer, liebt seinen "Wald" und kennt ihn bis in die hintersten Winkel. Pöhnl erinnerte an die Anfänge des Nationalparks 1970, an kritische Stimmen, die von Geldverschwendung und Waldwüste sprachen. Grundidee war, der Nationalpark solle in erster Linie den Tourismus im Wald beleben, der Naturschutzgedanke sei nicht im Vordergrund gestanden, wie Pöhnl meint.
Für ihn ist Naturschutz aber auch ein kulturelles Ereignis und bedarf, um akzeptiert zu werden, neben der Wissensvermittlung einer zusätzlichen Wahrnehmung vor Ort. Deshalb machte er sich mit einer Wandergruppe auf den Weg durch den Nationalpark. "Wahrnehmung kann ganz und gar verschieden sein. Jeder sieht etwas anderes." Die Wandergruppe sah zunächst nur die Unordnung im Wald: "Wie schauts denn da aus."
Die Antwort des Rangers auf den Anblick von Altholz, Baumstümpfen und Astgewirr: "Hier ist der Wald sich selbst überlassen, dem Kreislauf und der Ordnung der Natur." Dazu gehörten auch Orkane, die hektarweise Bäume entwurzeln, der Borkenkäfer, der den Kulturwald "beerdigte" und aus grünen Fichten silbergraue Stämme machte. Pöhnl sprach vom romantisierenden Waldbild, vom Tourismusboom im Nationalpark, der in Teilen zum Freizeitpark geworden sei mit zahllosen Wegen und Tiergehegen und von einem Schutzgebietskonzept, das dem Wald übergestülpt worden sei. Er schilderte auch die Proteste der anliegenden Waldbesitzer, die angesichts des Borkenkäferbefalls im Nationalpark um ihren Wald fürchteten.
Sehr engagiert vertrat Pöhnl seine Liebe zum halbwilden Wald mit Texten, mal kritisch, mal ironisch, und zwischendurch ließ er Bilder sprechen, zeigte lichte Buchenwälder im Frühjahr, einen grauen Felsgipfel, trippelnde Regentropfen auf einem stillen Bergsee. Die Zuschauer "flogen" mit Pöhnl über das Waldmeer, über Felsgrate mit Gipfelkreuz, blickten in einsame, nebelverhangene Täler und folgten mit den Blicken einem schier in den Himmel wachsenden Baumriesen im Waldmeer. Auch die silbernen Baumruinen am Lusen und die Baumfällarbeiten im Erweiterungsgebiet am Falkenstein wurden nicht verschwiegen. Durch seine aussagekräftigen Bilder will Pöhnl seinen Mitmenschen Wissen vermitteln und die Wahrnehmung verändern und schärfen. Das ist ihm an diesem Abend glänzend gelungen.
Quelle: Elisabeth Röhn, in: SR-Tagblatt vom 26. November 2012, Seite 16 (Foto "Auf den Blickwinkel kommt es an": ft)
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