Mitterfels. Interview mit Wetterbeobachter Schindler

2024 07 09 Schindler

In seinem Arbeitszimmer sitzt der Wetterbeobachter täglich und macht seine Aufzeichnungen. Foto: Sandra Bauer - Vergrößern durch Anklicken!

„Äußerst niederschlagsreich“

Alfred Schindler haben es Sonne, Wolken, Regen und Co. seit Jahrzehnten angetan.

In bemerkenswerter Schönschrift, liebevoll versehen mit Naturaufnahmen aus dem eigenen Garten und ergänzt mit religiösen Zitaten oder Ereignissen aus der Tagespresse – so präsentieren sich die handschriftlichen Aufzeichnungen von Alfred Schindler. Täglich steht der Mitterfelser auf seinem Balkon mit herrlicher Fernsicht Richtung Bogenberg und Gäuboden und macht sich Notizen über das Wetter. Mehrere Bücher sind bereits über seinen Beobachtungen entstanden. Wir haben den „Wetterkundler aus Leidenschaft“ zu Hause besucht.

Herr Schindler, Deutschland erlebt den nassesten zwölfmonatigen Zeitraum seit Messbeginn im Jahr 1881, meldete der Deutsche Wetterdienst vergangene Woche. Haben Sie so einen nassen Sommer, auch mit derartigen Temperaturschwankungen, schon einmal erlebt?

Alfred Schindler: Spontan würde ich sagen: Nein, da kann ich mich tatsächlich nicht erinnern. Es ist heuer wirklich äußerst wechselhaft und niederschlagsreich und das ist für diese Zeit schon sehr außergewöhnlich. Um sicherzugehen, müsste ich allerdings in meinen Aufzeichnungen nachschauen. Aber der Sommer ist ja noch jung. Wir wissen nicht, wie der Hochsommer wird.

Seit Jahrzehnten sind sie leidenschaftlicher Wetterbeobachter. Was ist für Sie das Spannende am Wetter?

Schindler: Das Wetter ist immer interessant, weil es sich täglich ändert. Aber nicht nur das. Ich finde es äußerst wichtig, vor allem im Zusammenhang mit dem Klimawandel, die Entwicklung unseres Wetters festzuhalten und an die entsprechenden Stellen weiterzugeben.

Wie hat Ihre Leidenschaft denn eigentlich angefangen?

Schindler: Der Anstoß kam von meinen Schülern in Wiesenfelden. Meine 7. Klasse hatte den Wunsch, über einen längeren Zeitraum das Wetter zu beobachten. Mein Einwand, dass dies viel Arbeit mit sich bringen würde, tat der Motivation keinen Abbruch. Und so starteten wir im Schuljahr 1996/97 mit unseren regelmäßigen Wetterbeobachtungen in Wiesenfelden und dem Speichern der Daten zu festgelegten Schulzeiten. Aus einfachen Anfängen errichteten wir mit Hilfe des Deutschen Wetterdienstes eine beachtliche Wetterbeobachtungsstelle mit Onlinedienst zur Freude der Schuljugend, der Schulleitung und der Gemeindeverwaltung. Das Motto lautete: „Alle reden vom Wetter – wir auch.“ Ein Jahr vor meinem Ausscheiden aus dem Schuldienst 2005 übergab ich das Wetterprojekt an meinen Kollegen Manfred Hilmer, der es einige Jahre mit seinen Schülern fortführte.

Aber das war nicht das Ende Ihrer Leidenschaft, oder?

Schindler: Nein. Längst hatte ich mein Wetterprojekt an meinem Wohnort Mitterfels begonnen. Das war 1998, und einige Jahre meine monatlichen Berichte über Franz Tosch online stellen lassen. Daraus entstanden drei umfassende, umfangreiche Wetterdokumentationen in Buchformat mit dem Titel „Wetter zwischen Gäu und Wald“. Es gibt die Ausgaben für die Jahre 1998 bis 2004, 2016 bis 2019 sowie 2020/2021. Mein Blick weitete sich im Laufe der Zeit auch auf andere geografische Räume und auf den Klimawandel.

Worauf haben Sie bei der Gestaltung Ihrer Dokumentationen geachtet?

Schindler: Wichtig war mir, auch Zeitgenössisches und Religiöses in die Wetter- und Klimabücher aufzunehmen und mit eigenen schönen Naturfotos zu gestalten. Die Computerarbeit hat mein Sohn Johannes übernommen.

Haben Sie jemanden, mit dem Sie Ihre Leidenschaft teilen?

Schindler: Da gibt es tatsächlich jemanden, einen guten Freund. Manfred Kronier ist ehemaliger Wetterbeobachter der Bergwetterwarte Hohenpeißenberg. Wir haben uns über eine Betriebserkundung kennengelernt. Jeden Abend telefonieren wir miteinander und tauschen uns aus, nicht nur über das Wetter, sondern über Gott und die Welt. Am Ende singen wie immer gemeinsam eines seiner selbst geschriebenen Lieder am Telefon.

Selbst geschriebene Lieder? Das müssen Sie uns genauer erläutern.

Schindler: Neben dem Wetter ist Manfreds zweite Leidenschaft die Musik. Er hat einige Lieder selbst komponiert und Texte dazu verfasst. Darunter sind viele Frühlingslieder. Auf meine Initiative hin haben wir diese Lieder sogar an die Grundschule Konzell übermittelt, deren Schüler sie mit Freude und Eifer einstudiert haben. Damit waren die Konzeller Kinder sogar zum diesjährigen Frühlingsbeginn am 21. März im Bayerischen Rundfunk zu hören.

Bücher. Rundfunksendungen. Wie geht es weiter? Was haben Sie noch alles vor?

Schindler: Als Lehrer im Ruhestand habe ich mit dem Wetter und Klima immer schön zu tun und so soll es auf unbestimmte Zeit weitergehen. Augenblicklich sitze ich wie so oft an meinem Schreibtisch im Arbeitszimmer und arbeite an der Dokumentation für das Jahr 2024.

Interview: Sandra Bauer/BOG Zeitung vom 9. Juli 2024 (Gen. durch Lokalredaktion)

Info:

Alfred Schindlers Bücher mit dem Titel „Wetter zwischen Gäu und Wald“ und auch seine handschriftlichen Aufzeichnungen sind sowohl im Kreismuseum Bogenberg als auch im Burgmuseum Mitterfels einsehbar.

Sandra Bauer/BOG Zeitung vom 9. Juli 2024 (Gen. der Lokalredaktion)

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