Mitterfels. Wenn Kinder Theater machen

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Johanna Fronauer (l.) und Andrea Hofmann (r.) lesen mit den Kindern zum ersten Mal das Skript durch. Fotos: Verena Lehner – Vergrößern durch Anklicken!

Ein Projekt der besonderen Art: Die Lower Bavarian Stage Group …

… studiert ein Stück ein, bei dem Kinder nicht nur mitspielen, sondern die komplette Inszenierung mitgestalten.

Die Aufregung ist den Kindern immer noch anzumerken. Sie lachen und reden laut durcheinander. Gerade haben sie ihre Skripte bekommen, für die sie die Woche davor noch selber die Deckblätter gestalten durften. Jetzt stehen die Rollen fest und sie können es kaum erwarten, im Skript zu blättern. Sie alle sind Teil eines besonderen Theaterprojektes, das Anfang März in Mitterfels gestartet ist. Die Jugendtheatergruppe Lower Bavarian Stage Group (LBSG) inszeniert ein Stück, in dem Kinder nicht nur Rollen übernehmen, sondern auch die Kulissen und die Masken gestalten. Sie sollen Theater nicht nur spielen, sondern erleben dürfen – mit allem, was dazugehört.

„Das alles ist für uns genauso Neuland wie für die Kinder“, erzählt Andrea Hofmann und lacht dabei. Sie ist eine von insgesamt vier Verantwortlichen, die das Ganze betreuen, und erzählt, wie es eigentlich zu diesem besonderen Projekt gekommen ist. Aufhören oder nicht – das war die Frage, die sich die LBSG im vergangenen Jahr stellen musste. Die Mitterfelser Jugendtheatergruppe, die 2016 von jungen Bühnenbegeisterten gegründet wurde, hing nach der Corona-Pandemie ein wenig in der Luft. „Einige feste Ensemble-Mitglieder zogen für das Studium sehr weit weg. Und so mussten wir uns überlegen, ob und wenn ja, wie wir weitermachen.“ Da einige aus dem Vorstand aus dem pädagogischen Bereich kommen, kam ihnen die Idee, dass sie doch eigentlich etwas mit Kindern machen könnten.

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Sie machen die Kulissen und Masken: Die Kinder der Bastelgruppe sind schon fleißig am Ideen-Sammeln und machen erste Entwürfe. - Vergrößern durch Anklicken!

Die Kinder sollen kreativ sein und sich einbringen

Schnell wurde aus dieser Idee ein fixes Konzept. „Uns war klar, dass es nicht irgendein Kindertheater werden sollte. Wir wollten etwas machen, was es so noch nicht gibt hier bei uns“, sagt Andrea Hofmann. Sie wollten den Kindern die Chance geben, kreativ zu sein, sich selbst in das Stück einzubringen und zu erfahren, was zu der Inszenzierung eines Theaterstückes alles dazu gehört. Dazu gehört neben Text lernen, Rollen darstellen, eben auch, sich ein Bühnenbild auszudenken, Masken zu machen und sich zu überlegen, wie so ein Stück denn auf der Bühne ausschauen könnte.

Und so entstand ein Konzept mit drei Gruppen. Eine Gruppe bildet die Schauspieler, eine Gruppe sind die Kulissen-Bastler. „Und dann wollten wir noch eine Gruppe für die Kinder, die noch unentschlossen sind. Die spielen wollen, sich aber noch nicht so recht trauen“, so Hofmann.Leiter des Projektes sind neben Andrea Hofmann noch Ramona Fischer und Johanna Fronauer. Unterstützt werden sie von der 16-jährigen Laura Stöttner. Andrea Hofmann und Johanna Fronauer proben mit den Darstellern, Ramona Fischer und Laura Stöttner sind für die Bastler zuständig. 18 Kinder haben sich für den Theater-Workshop angemeldet. „Das hat uns total gefreut, dass sich wirklich so viele Kinder dafür interessieren“, sagt Andrea Hofmann. Gespielt wird das Stück „Im Hexenwald“ – ein rund 45 Minuten langes Stück, extra geschrieben für Kinder. Darin geht es um Wanderer, die sich in einem Hexenwald verirren. Es kommen Feen, Hexen und verschiedene Tiere vor. Das alles lässt viel Platz für die Kreativität der Kinder. Auch ein Feuer spielt eine Rolle. Das wird laut Hofmann von den Kindern dargestellt, die sich nicht ganz sicher sind, ob sie spielen oder basteln wollen. Die dürfen sich überlegen, wie sie das Ganze inszenieren wollen. „Und sie haben schon die tollsten Idee dafür. Wir haben wirklich eine wunderbare, kreative Gruppe“, schwärmt Hofmann. „Die Kinder sind mit Begeisterung dabei.“

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Nach dem ersten Lesen werden schon die Einsätze geprobt. - Vergrößern durch Anklicken!

Die Kinder sind mit Begeisterung dabei

Diese Begeisterung ist tatsächlich spürbar. Bei einem Besuch am zweiten Probentag im Haus der Begegnung in Mitterfels sind die Kinder gerade dabei, ganz eifrig in ihren Skripten zu blättern. Die Gruppe teilt sich auf. Während die einen in den Raum nebenan gehen, um sich langsam an den Bau und das Basteln der Kulissen und Masken zu machen, setzen sich die Kinder der Spieler-Gruppe in einen Kreis und beginnen, gemeinsam das Stück zu lesen. Jedes Kind liest seine Rolle und alle sind hochkonzentriert. Nicht jeder findet gleich seinen Einsatz, aber mit jeder Zeile wird es besser und besser.

„Auch das sollen die Kinder bei diesem Workshop lernen“, erklärt Hofmann. Texte nicht nur wie in der Schule auswendig zu lernen, sondern wie es ist, wenn man etwas zu einem bestimmten Einsatz sagen oder auch einmal improvisieren muss. Und, was auch sehr wichtig ist: das Miteinander.

Auf die Frage, wer denn dem Besuch von der Zeitung sagen möchte, wie es ihm gefällt, schnellen fast alle Finger gleichzeitig nach oben. Die kleine Valentina schwärmt: „Mir gefällt es, dass ich hier viel mehr Text habe als bei dem Krippenspiel, bei dem ich mitspielen durfte.“ Yara sagt: „Mir gefällt es, etwas vor anderen aufzuführen.“ Und Clara sagt: „Mir gefällt hier einfach alles.“ 

Info

Das Workshop-Team würde sich freuen, wenn sich noch ein paar Erwachsene finden würden, die sie bei der Betreuung der Kinder unterstützen könnten. Wer mithelfen möchte, der kann sich per E-Mail bei der Theatergruppe melden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Verena Lehner/BOG Zeitung vom 4. April 2024 (Gen. durch Lokalredaktion)

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