Mitterfels
Johanna Uekermann hat den Kreistag verlassen – Georg Fisch neuer Kreisarchivpfleger
Von Landrat Josef Laumer (links) gab es Blumen und ein Buch zum Abschied: Johanna Uekermann (rechts) ist jetzt nicht mehr im Kreistag. Foto: Andrea Prechtl – Vergrößern durch Anklicken!
Zum Abschied eine Umarmung von Papa (1) - Interview mit Johanna Uekermann (2)
Straubing-Bogen. Johanna Uekermann ist nicht mehr Mitglied im Kreistag Straubing-Bogen: ...
... Von guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit sprach Landrat Josef Laumer bei ihrer Verabschiedung am Montag. Er äußerte gleichermaßen Verständnis für die Entscheidung der jungen Kreisrätin wie auch Bedauern darüber. Seitens der SPD-Fraktion gab es eine enge Umarmung – von Vater Heinz Uekermann.
Seit 2014 war Johanna Uekermann, die schon mit 14 Jahren der Jugendorganisation der SPD beitrat, Mitglied im Kreistag. Nun hat sie ihr Mandat niedergelegt, ihr Lebensmittelpunkt befindet sich inzwischen berufsbedingt in Berlin. Gerechtigkeit, Europa sowie der Kita- und Internetausbau seien ihre Themen, sagte der Landrat, auch Verjüngung und Verweiblichung der SPD habe ihr am Herzen gelegen.
„Freundliche Art, gepaart mit hohem Sachverstand“
Damit sie in ihrer neuen Heimat hin und wieder an die alte denke, bekam sie das Buch „Der Landkreis Straubing-Bogen aus der Luft“ als Abschiedsgeschenk. Als „weit über den Landkreis hinaus bekannt“ würdigte Heinz Uekermann, der in Vertretung von Fraktionsvorsitzendem Martin Kreutz sprach, seine Tochter. Die SPD-Fraktion werde ihre „freundliche Art, gepaart mit hohem Sachverstand, sehr vermissen“, sagte er.Die Nachfolge des Kreisarchivpflegers Johannes Fuchs hat Georg Fisch angetreten, der sich in der Sitzung vorstellte. Fisch war Leiter der Stadtbibliothek in Straubing und ist im Landkreis bereits als Archivpfleger von Bogen bekannt. Die Aufgabe eines Kreisarchivpflegers erläuterte Dr. Thomas Paringer, Archivdirektor am Staatsarchiv Landshut. Diese besteht darin, den Gemeinden, die kein hauptamtliches Archivpersonal beschäftigen, als Ansprechpartner bei Fragen zur Verfügung zu stehen; er erhält Schulungen auf dem Gebiet und steht in Kontakt mit dem Staatsarchiv. Erreichbar ist Georg Fisch per Mail über einen Link auf der Landkreis-Webseite.
Fraktionsvorsitzende verzichteten auf Reden
In der Jahresschlusssitzung wird immer auch zurückgeblickt. Um die Sitzung nicht zu sehr ausufern zu lassen, fasste sich Landrat Josef Laumer in seiner Ansprache kurz, und die Fraktionsvorsitzenden verzichteten – auf Vorschlag aus ihren eigenen Reihen – gleich ganz auf ihre jeweiligen Reden. Was erneut bewies, dass der Landrat nicht falsch lag, als er in seiner Jahresschlussrede von der von Respekt und sachlicher Arbeit geprägten Stimmung im Kreistag sprach.
Da der Landkreis in den guten Zeiten seinen Schuldenstand erheblich reduziert habe, sei er auch jetzt, in den schwierigen, noch handlungsfähig, betonte der Landrat. Investitionen seien immer nach Notwendigkeit getätigt worden, als aktuelle Großprojekte erwähnte er die Sanierung von Ludmilla-Turnhalle und Hallenbad in Bogen sowie die Sanierung und den Umbau der Berufsfachschule Mitterfels, zwei Maßnahmen, die zusammen fast zwölf Millionen Euro kosteten. Im Tiefbau seien im zu Ende gehenden Jahr über acht Millionen Euro eingesetzt worden.
Laumer würdigte Leistungen der Landwirte sowie der Unternehmer und erwähnte das positive Signal, das BMW durch seine Ansiedlung setze. Mit dem Mix aus Dienstleistung, Tourismus, Handwerk, Mittelstand und Industrie sei der Kreis gut aufgestellt – wenn auch jüngst Betriebsschließungen die Bilanz trübten. Außerdem erwähnte Laumer unter anderem die Anstrengungen zur Nahverkehrsverbesserung, das Geld für die Kreiskliniken – „wo könnte es besser angelegt sein als in einer guten, wohnortnahen medizinischen Versorgung der Bevölkerung?“ – und die Probleme bei der Asylunterbringung. Hier erinnerte er die Gemeinden an ihre Mitwirkungspflicht.
Monika Prechtl/BOG Zeitung vom 19. Dezember 2023
Johanna Uekermann: „Kreisräte machen Politik für alle“
Johanna Uekermanns Lebensmittelpunkt ist inzwischen in Berlin, wo sie die Bildungsakademie der EVG leitet. Erfahrungen, die sie in der Kommunalpolitik gemacht hat, helfen ihr auch im Beruf. Foto: Tobias Golla – Vergrößern durch Anklicken!
Johanna Uekermann ist aus dem Kreistag ausgeschieden.
Im Interview spricht sie unter anderem darüber, warum das Gremium noch stärker Spiegel der Gesellschaft sein sollte
Straubing-Bogen. Schon in jungen Jahren hat sie sich politisch engagiert, 2014 ist sie für die Sozialdemokraten in den Kreistag eingezogen, seit 2015 war sie dort stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Nun hat die 1987 geborene SPD-Politikerin ihr Mandat niedergelegt. In der Weihnachtssitzung wurde sie, wie berichtet, aus dem Kreistag verabschiedet. – Seit Januar 2020 leitet Uekermann die Bildungsakademie der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft in Berlin.
Frau Uekermann, Stück für Stück haben Sie sich aus Ihren politischen Funktionen zurückgezogen, nun sind Sie auch aus dem Kreistag ausgeschieden: Ist das dem Beruf geschuldet oder hat auch Enttäuschung eine Rolle gespielt?
Johanna Uekermann: Mein Beruf hat tatsächlich in den letzten Jahren immer mehr Raum eingenommen, und ich habe das Gefühl, an der Stelle viel bewirken zu können. Mit meiner Gewerkschaft und unseren Bildungsangeboten für Betriebsräte stärken wir ganz konkret die Interessen der Beschäftigten. Dazu kommt, dass mein Mann und ich mit der Geburt unseres Sohnes entschieden haben, dass unser gemeinsames Zuhause Berlin ist. Deshalb ist es nur folgerichtig, im Kreistag den Platz frei zu machen.
Nehmen Sie aus Ihrer Zeit in der Kommunalpolitik Wissen mit, das Ihnen im Beruf hilft?
Uekermann: Kommunalpolitik heißt immer, auch verschiedene Interessen zu berücksichtigen und Kompromisse zu finden. Diese Erfahrungen sind natürlich auch immer hilfreich im Job, das merke ich jeden Tag.
Welche Debatte im Kreistag war für Sie die wichtigste?
Uekermann: Am besten in Erinnerung sind mir in jedem Fall die Debatten zum Kreishaushalt. Für mich war dabei immer entscheidend, dass wir in die Zukunft und die Entwicklung unseres Landkreises investieren, soziale Projekte vorantreiben und den sozialen Wohnungsbau und den öffentlichen Nahverkehr ausbauen, damit alle hier ein Zuhause haben und mobil sein können. Als SPD-Fraktion konnten wir bei diesen Themen in den letzten Jahren einiges anschieben – auch wenn etwas mehr Mut der anderen Fraktionen schön gewesen wäre.
Hatten Sie das Gefühl, etwas bewegen zu können?
Uekermann: Ich bin schon lange politisch aktiv und das auf vielen Ebenen. Das Engagement vor Ort gehörte für mich immer dazu, weil es ganz konkret das Lebensumfeld von uns allen beeinflusst. Zu den Punkten, die ich politisch bewegen konnte, sehe ich aber vor allem Anknüpfungspunkte in der Bundespolitik. Die Einführung des Bürgergelds, bessere Ausbildungsbedingungen für Azubis, eine Kindergrundsicherung, das sind Punkte, für die ich mich innerhalb der SPD lange eingesetzt habe. Dass wir diese Punkte mit der Bundesregierung umsetzen, macht mich deshalb sehr stolz.
Sollten mehr junge Menschen und mehr Frauen in politischen Gremien sitzen?
Uekermann: Ich würde mir wünschen, dass der Kreistag mehr Spiegelbild der Gesellschaft wäre – also mehr jüngere Menschen und auch mehr Frauen dort vertreten wären, genauso wie auch Menschen mit Migrationsgeschichte. Denn für mich ist wichtig, dass wir als Kreisräte Politik machen für alle Menschen, die hier leben. Junge Menschen schauen mit anderen Perspektiven auf viele Themen oder setzen andere Prioritäten, zum Beispiel für einen guten ÖPNV oder Freizeitangebote wie Schwimmbäder oder Jugendzentren. Sie sollten deshalb mitentscheiden, wenn die Weichen für die Zukunft im Landkreis gestellt werden.
Im Kreistag Seite an Seite mit dem eigenen Vater: War das ein Vorteil oder ein Nachteil?
Uekermann: Wir sind nicht in jeder Frage einer Meinung, dann debattieren wir auch mal lautstark. Aber ich hab es immer als großes Glück empfunden, mit meinem Vater auch in der Fraktion gemeinsam für die Themen zu arbeiten, die uns beide umtreiben. Er setzt sich seit über 40 Jahren konsequent für Menschen ein, die Unterstützung brauchen – auch wenn es nicht von allen Seiten Applaus gibt. Das finde ich nach wie vor beeindruckend.
Interview: Andrea Prechtl/BOG Zeitung vom 22. Dezember 2023 (Gen. durch Lokalredaktion)
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