Mitterfels
Seine Badegäste immer im Blick
Dreimal täglich nahm der Bademeister Wasserproben aus dem Schwimmbecken. Fotos: Elisabeth Röhn – Vergrößern durch Anklicken!
23 Jahre lang war Adi Irlbeck Bademeister in Mitterfels.
Jetzt hat er den letzten Arbeitstag hinter sich. Das Panoramabad muss nun saniert werden und bleibt vorerst geschlossen.
Es ist Freitag, noch sehr früh, die Sonne scheint. Für Adolf Irlbeck ist es ein ganz besonderer Tag – nämlich sein letzter als Bademeister im Panoramabad Mitterfels. Nach 23 Jahren heißt es Abschied nehmen – nicht nur vom Bad, das in der kommenden Saison geschlossen bleiben wird, weil die Generalsanierung ansteht, sondern auch von den vielen Badegästen, auf die er in vielen Sommern immer beide Augen gerichtet hatte.
Heute war der Adi schon lange auf dem Gelände unterwegs, denn ein Gewittersturm hat nachts gewütet und da steht er schon vor dem Morgengrauen auf, schaut nach, ob alles in Ordnung ist und fischt als erstes die Blätter aus dem Wasser. Dann werden Wasserproben genommen und die Temperatur gemessen damit um 10 Uhr, wenn das Freibad aufgesperrt wird, alles picobello ist für die Badegäste.
Gleichzeitig der Herr der alten Technik
Adi Irlbeck ist ein begeisterter Bademeister. Aber nicht nur das: Er ist gleichzeitig technischer Direktor, der mit viel Fingerspitzengefühl sowie Kenntnis und Erfahrung die schon in die Jahre gekommene Technik des mehr als 50 Jahre alten Freibades wartet. Außerdem ist er zuständig für die Ordnung auf dem Badgelände mit den großen Bäumen auf den Liegewiesen und die vielen Sportgeräte für junge und alte Besucher.
Wann er das Schwimmen gelernt hat, weiß der Adi nimmer. Auf jeden Fall habe er, wie er erzählt, noch im alten Waldbad im Perlbachtal gebadet im 16 Grad kühlen Bachwasser. 1972 wurde das beheizte Panoramabad eröffnet, das seinen Namen von dem weiten Blick in den Bayerischen Wald hat. Das erste Wasser, das zur Probe in das große Becken gepumpt wurde, stammte noch aus dem Bach.
Der erste Mitterfelser Bademeister hieß Beppo Binnermann. 29 Jahre hatte er dieses Amt inne. Adolf Irlbeck war sein Nachfolger. Er sei damals mit Freude in den Badebetrieb eingestiegen, erzählt Irlbeck. Als gelernter Kfz-Mechaniker habe er sich mit der Technik vertraut gemacht, Lehrgänge absolviert und sich mit erfahrenen Kollegen und Firmenvertretern ausgetauscht. Er wurde Mitglied der BRK-Wasserwacht Mitterfels und hat das silberne Rettungsschwimmer-Abzeichen abgelegt.
Chlor- und pH-Werte niemals beanstandet
Regelmäßig führte Irlbeck während seiner 23 Dienstjahre Tagebuch und stellte fest, dass sich in dieser Zeit sehr oft Wetterextreme ereigneten. So sei es beispielsweise 2003 so heiß gewesen, dass das Wasser rar wurde und man nicht mehr duschen durfte, blickt er zurück.
In seinem Minibüro führte er Tagebuch und wertete die Proben aus. - Vergrößern durch Anklicken!
Sein Tag als Bademeister begann um 7 Uhr mit Reinigungsarbeiten, dem Messen des Wasserstandes und der Untersuchung des Wassers. Darauf, dass in 23 Jahren die Chlor- und pH-Werte niemals beanstandet wurden, ist Irlbeck stolz. Das spürten auch die Badegäste – die im Übrigen auch von weiter her den Weg nach Mitterfels fanden. Das Wasser im Freibad sei ganz besonders weich und verträglich, bekam Adi von diesen oft lobend zu hören.
An Probleme mit Badegästen kann er sich nicht erinnern. „Ich habe mir immer Respekt verschafft und wenn ich eine Durchsage per Mikrofon machen musste, haben alle zugehört. So ist zum Glück immer alles gut gegangen ohne größere Unfälle“. Allerdings sei es vorgekommen, dass er ein Kind aus dem Wasser holen musste, das von der Rutsche im Tiefen gelandet sei. „Nach solch einem Vorfall durften Nichtschwimmer-Kinder nur noch mit Schwimmflügeln ins tiefe Becken“, betont der Bademeister.
Mit großer Dankbarkeit erinnert sich Irlbeck an die Unterstützung durch die Mitterfelser Wasserwacht, die bis zuletzt Dienste im Schwimmbad übernahm und den Bademeister entlastete.
Als Gesangstalent beim Badfest
Irlbeck war ein umsichtiger Bademeister, der immer auf seine Badegäste geschaut hat. Aber nicht nur das: In den Jahren 2016 und 2018 erwies er sich auch als Gesangstalent und präsentierte sich beim traditionellen Badfest des Badfördervereins im Juli mit der Schlagerparade als „Singender Bademeister“. Jetzt heißt es Abschied nehmen von einer „superschönen Zeit“. Das tue weh, gibt der Adi ehrlich zu. Er hänge an seinem Bad und habe sich immer gefreut, wenn die Gäste zufrieden waren. Der Abschied sei für ihn „doppelt traurig“, weil das Bad im nächsten Jahr geschlossen bleiben werde. Es müsse generalsaniert werden, die Planung laufe, aber die Zuteilung der Fördermittel müsse noch abgewartet werden.
Was den Adi jetzt am meisten freut: dass er künftig mit seiner Familie und den zwei Enkelkindern im Sommer zum Baden gehen kann. Aber ganz untätig wird er auch künftig nicht sein: In der Feuerwehr, wo er jahrzehntelang Kommandant war, wird er weiter aktiv bleiben, auch wenn er seine Führungsrolle als FF-Vorstand abgeben wird.
Wenn es notwendig war, stieg Bademeister Adi auch mal zu seinen Gästen ins Wasser. - Vergrößern durch Anklicken!
Lob von den Stammgästen
Adi Irlbeck hat als Bademeister immer auf die Badegäste aufgepasst – das findet auch die Damen- und Herren-Badegruppe, die in Mitterfels regelmäßig vormittags ins bis zu 26 Grad warme Wasser gestiegen ist. Die Gruppe, die anfangs öfter eine Schwimmnudel benutzte, wird spaßeshalber „Nudelgruppe“ genannt und besteht aus überwiegend älteren Herrschaften.
Michael aus Bogen hat dem scheidenden Bademeister „ein Loblied gesungen“ – er bedankt sich im Namen aller für Irlbecks immerwährende Hilfsbereitschaft, für seine Tüchtigkeit, dafür, dass er immer für eine hervorragende Wasserqualität sorgte und nach Möglichkeit auf die Wünsche seiner Gäste einging: „Du bist ein Einzelkämpfer, lieber Adi. Als Mann für alle Fälle hast das Bad geformt und für seinen guten Ruf gesorgt. Du hast einen super Job gemacht und wir werden dich sehr vermissen.“
Zum Schluss gab es vom Rudi aus der Gruppe für den scheidenden Bademeister ein Abschiedsständchen auf der Mundharmonika.
Elisabeth Röhn/BOG Zeitung vom 31. August 2023 (Gen. der Lokalredaktion)
Ein heiter-melancholischer Abschied für den Mitterfelser Bademeister Adi Irlbeck
Die Gratulanten mit Bademeister Adi Irlbeck (3. v. l.), den Musikanten Toni und Norbert, Hans Groth, Natalie, Wolfgang Hammer, Christa Groth, Herbert Becker und Petra sowie Bürgermeister Andreas Liebl und Sandra Groth, Vorsitzende der Wasserwacht Mitterfels. Foto: E. Röhn – Vergrößern durch Anklicken!
„Ich habe mir gedacht, dass es für Adi eine Verabschiedung braucht“, sagte Herbert Becker stellvertretend für alle Adifreunde.
Die Wasserwachtler hatten ein Abschiedslied verfasst – dass er morgens um 2 Uhr Blätter aus dem Wasser fischt, dass er im ganzen Landkreis als singender Bademeister bekannt ist und dass er den Schwimmnudeldamen manchmal im Wasser Gesellschaft leistet. Und dass es eigentlich ohne ihn im Bad gar nicht nicht geht. „Der Adi hat uns persönlich begrüßt, wir bedauern seinen Abschied“, sagte Becker. Und dieses Bedauern war konkret: Weil der Adi immer Wasserproben nehmen musste und hinterher gern einen „Klaren“ trank, gab es für ihn einmal eine Magnumflasche mit „Badewasser“, sprich Williams-Christ-Birne, versteckt unter einem besonderen Etikett, weiter gab es die Spezialanfertigung einer Rettungsring-Torte, von Becker selbstgebacken, und ein Tagebuch für die „Erinnerungen eines Bademeisters an seine chlorreiche Vergangenheit“.
Das Trio Norbert, Toni und Herbert sang zum Abschied „Adi, komm bald wieder“ und alle fielen mit ein. Der Adi sang sein Lieblingslied von den „Roten Lippen, die man küssen soll“.
Alle waren sich einig: Es war eine glorreiche Ära mit Adi. „Wenn wir weiter zusammenhalten, werden wir das Bad wieder öffnen können“, fügte Bürgermeister Andreas Liebl an. Auch das Kassen- und Reinigungsteam mit Christa und Hans Groth, mit Petra und Natalie wurde nicht vergessen: Wolfgang Hammer stimmte eine Hymne auf das Empfangsteam an und äußerte seinen Dank für „freundliche Worte und wohlwollende Blicke“.
Elisabeth Röhn/BOG Zeitung vom 1. September 2023 (Gen. der Lokalredaktion)
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