Mitterfels
Von Feld und Stall in den Automaten
Reinhard Holmer merkt, dass die Nachfrage bei seinem Lebensmittelhäuschen nicht mehr so stark vorhanden ist. Dennoch ist er zufrieden. Foto: Hans Reimann – Vergrößern durch Anklicken!
Auch bei Holmer in Mitterfels …
Lebensmittel gibt es mittlerweile nicht nur mehr in Geschäften oder Hofläden. Auch in Automaten ...
... werden viele Produkte angeboten. Doch ist die Nachfrage weiterhin so groß?
Während der Corona-Pandemie haben sich die Lebensmittelautomaten etabliert. Von Eis über Kuchen bis hin zu Milch und Eiern wird dort (fast) alles verkauft. Doch seitdem vieles teurer wird, gehen die Menschen bewusster mit Geld um.
Es war 2020, als Heinrich und Gerlinde Schreyer ihren Selbstbedienungsladen errichtet haben. Seitdem hat sich dort viel getan. „Es hat sich für uns positiv entwickelt“, sagt Gerlinde Schreyer. Die Selbstbedienung spiele der Familie in die Karten, denn das Personal für eine ganzjährige Verfügbarkeit könnte sie nicht stemmen. „Die Kunden kommen auch mal in die Werkstatt zu meinem Mann und sprechen ihn auf die gute Qualität der Kartoffeln an“, erzählt Gerlinde Schreyer weiter. So bleibe doch immer wieder mal der Kundenkontakt bestehen, ohne dass hohe Personalkosten auf die Schreyers zukommen.
Dadurch, dass der Laden von 7 bis 20 Uhr geöffnet hat, können sich die Menschen auch frei einteilen, wann sie dort die regionalen Produkte kaufen wollen. Dazu zählen neben den Kartoffeln und den Kürbisnudeln auch Produkte – wie beispielsweise Eier und Zwiebeln – von anderen Landwirten aus der Umgebung.
Negative Seiten nicht außer Acht lassen
Trotz aller positiven Seiten des Selbstbedienungsladens will Gerlinde Schreyer aber auch die negativen Seiten nicht außer Acht lassen. Als die Energiekrise im Dezember begann, habe sie deutlich gemerkt, dass die Nachfrage nicht mehr da war. „Die Welt hat sich bei uns nicht mehr weitergedreht, sondern ist stehengeblieben“, sagt sie. Das habe sich bis Februar hingezogen. Zwar seien noch Eier und Kartoffeln gekauft worden, aber eben nur noch in geringer Menge. „In der Landwirtschaft ist es immer ein Auf und Ab.“ Und so sei das eben auch mit einem solchen Lebensmittelladen. Dennoch ist Familie Schreyer dankbar, dass sie die Möglichkeit hat. „Es war ein Risiko, aber für uns war es die richtige Entscheidung“, ist das Fazit von Gerlinde Schreyer.
Dass die Lebensmittelautomaten während der Corona-Hochphase einen Aufschwung erlebt haben, stellte auch Kerstin Fischer, Hauswirtschaftsoberrätin am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Deggendorf-Straubing fest. Inzwischen habe sich die Situation aber geändert: „Die Nachfrage ist rückläufig“, sagt Fischer.
Probleme mit Automaten bei Holmer in Mitterfels
Das merkt auch Reinhard Holmer aus Mitterfels. Im Jahr 2021 hat die Familie einen kleines Häuschen inklusive Automat aufgestellt. Bei den Eiern und beim Honig merkt er keinen Rückgang, sagt Reinhard Holmer. Aber die anderen Produkte, wie Wurst- und Fleischwaren sowie bei Nudeln, werden seit Mitte des vergangenen Jahres nicht mehr so viel gekauft. Wodurch die Holmers jedoch wieder mehr Kunden „anlocken“ konnten: „Wir haben den Automaten entfernt und einen zweiten Kühlschrank reingestellt.“ Vor allem die älteren Dorfbewohner seien mit dem Automaten nicht so zurechtgekommen. Doch trotz der schwankenden Nachfrage ist Holmer „definitiv zufrieden“, dass er den Schritt gegangen ist.
Ganz idyllisch steht der Eisautomat in Wiesenfelden da: direkt am Rathaus mit Blick auf den Beckenweiher. Foto: Franziska Brown
In Salching und Rain wurden im Jahr 2020 die ersten Eisautomaten von „Resi und Franz“ aufgestellt – mittlerweile gibt es im Landkreis Straubing-Bogen sieben. Hinter der Idee steckt Mitbegründer Maximilian Krä. Qualitativ hochwertiges Eis sollte es sein, das angeboten wird. Denn Eisdielen hatten zu diesem Zeitpunkt geschlossen. „Aber wir wollten keine Alternative zu Eisdielen sein. Die machen einen tollen Job“, wird Krä in einem früheren Zeitungsartikel zitiert.
Erst in der Region Fuß fassen, dann expandieren
Laut Lukas Schäffer aus der Marketingabteilung von „Resi und Franz“ wollten Krä und sein Geschäftspartner qualitativ hochwertiges Eis anbieten, das noch handwerklich abgefüllt wird. Denn bei anderen Anbietern, die auf eine industrielle Herstellung setzen, sei fast mehr Luft als Eis enthalten. Wichtig ist den Begründern auch, dass die Produkte aus der Umgebung kommen – soweit das möglich ist. Denn Vanille könne man in Bayern noch nicht anbauen. „Unser Ziel ist es, in der Region Fuß zu fassen“, sagt Schäffer. Aber man wolle sich auch darüber hinaus in ganz Deutschland etablieren.
„A Stück Bayern im Becher“ könnte es demnach vielleicht auch schon bald in Hamburg oder Berlin geben.
Franziska Brown/BOG Zeitung vom 15. April 2023
Keine Baugenehmigung, aber Verordnungen
Grundsätzlich braucht es keine Baugenehmigung, um einen Lebensmittelautomaten aufzustellen, sagt Anna Wimmer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Wenn dieser jedoch „in der Nähe einer Straße aufgestellt werden soll, ist das Straßenverkehrsrecht zu beachten“. Der Verkehr darf weder durch Hinweisschilder oder Werbung noch durch den Automaten selbst beeinträchtigt werden.
Zusätzlich müssen einige Verordnungen – abhängig von der angebotenen Ware – beachtet werden. Beispielsweise muss ein Rohmilchautomat unmittelbar am Ort der Milchgewinnung stehen. Außerdem muss sichergestellt sein, „dass die angebotenen Lebensmittel sicher und zum Verzehr geeignet sind.
„Dass es nicht so viele Warenautomaten gibt, könnte auch an den Kosten liegen, die dafür notwendig sind. „Die Kosten sind oft sehr unterschiedlich, es gibt bei der Anschaffung eines Automaten schon große Preisunterschiede“, erklärt Wimmer. Man rechnet für einen Automaten mit relativ wenig Ausstattung mit ungefähr 20 000 Euro. „Pro Tag sind dann ungefähr 30 bis 35 Euro laufende Kosten fällig, die man mit dem Verkauf der Waren decken muss.“
Eine genaue Übersicht, wo sich die Warenautomaten im Landkreis Straubing-Bogen befinden, hat die LfL nicht. Eine genaue Darstellung dürfe nämlich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angefertigt respektive veröffentlicht werden, da sonst Rückschlüsse auf Einzelbetriebe gezogen werden könnten, berichtet Wimmer.
Auch beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing existiert eine Liste aus diesen Gründen nicht, wie Hauswirtschaftsoberrätin Kerstin Fischer sagt. Dass die Hofläden und Automaten eine Konkurrenz zu den kleinen Dorfläden sind, sieht Fischer nicht. „Digital unterstützte Gemeinschaftsvermarktungskonzepte, wie zum Beispiel das Konzept der Dorfladenbox oder auch der Marktschwärmerei, in denen regionale Erzeugnisse gemeinschaftlich vermarktet werden, bieten eine Chance für die regionale Nahversorgung.“ – ff –
Eine indirekte Übersicht ...... wo man im Landkreis Straubing-Bogen und der Umgebung auf Bauernhöfen einkaufen kann, gibt es im Internet unter www.einkaufen-auf-dem-bauernhof.com/de/hoefe-finden/bauernhoefe.
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