Mitterfels
KJF Werkstätten: Berufliche Bildung und Teilhabe am Arbeitsleben
Herr F. beim Konzentrations- und Gedächtnistraining, angeleitet durch Mira Müller, medizinische Fachangestellte mit Fachfortbildung für Menschen mit erworbenen Hirnschäden. Foto: Manfred Schmidt - Vergrößern durch Anklicken!
Individuelle Arbeitsplätze
Die Bruder Konrad Werkstätte in Mitterfels der KJF Werkstätten gibt Menschen mit erworbener Hirnschädigung eine Chance zur Teilhabe am Arbeitsleben.
Einrichtungsleiter Manfred Schmidt wünscht sich für die Zukunft noch mehr Anerkennung und wohnortnahe Angebote, die individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sind. Nur so könne Integration am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft gelingen.
Hirnschädigung: Wer sind die Betroffenen?
Jährlich erkranken rund 500 000 Menschen an einer erworbenen Hirnschädigung. Davon erleiden rund 270 000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Rund 70 000 der Betroffenen benötigen anschließend dauerhafte Unterstützung und entsprechende Nachsorge und Rehabilitation.
„Neuen Arbeitsplatz akzeptieren“
Die Bruder Konrad Werkstätte hat sich fachlich spezialisiert, damit dort Menschen mit einer erworbenen Hirnschädigung arbeiten können. Das spezielle Werkstattkonzept mit geschultem Personal kann diesen Menschen gerecht werden. Hier kommen Menschen mit ähnlichem Schicksal zusammen, zudem stehen sie oft das erste Mal nach dem Unfall oder der Krankheit wieder im Arbeitskontext und haben wieder Aufgaben und Ziele. Nutzen können dieses Angebot erwachsene Menschen vom 18. Lebensjahr bis zum Eintritt in die Altersrente, die aufgrund erworbener Schädigungen so eingeschränkt sind, dass Beeinträchtigungen der Teilhabe am Arbeitsleben für einen längeren Zeitraum vorhanden beziehungsweise zu erwarten sind.Für viele Menschen mit erworbener Hirnschädigung ist es anfangs nicht einfach, die Werkstätte als neuen Arbeitsplatz zu akzeptieren. Ein Mosaiksteinchen von vielen, in einem Leben mit kognitiven, körperlichen und psychischen Einschränkungen, in dem die soziale Interaktion, der familiäre Kontext – die gesamten Lebensverhältnisse – neu gestaltet werden müssen. Das erfordert von den Betroffenen viel Lebensenergie und Mut.
Am Anfang wird der Tag strukturiert: Arbeit, Bildung und Therapien stehen auf dem Plan. Die Therapien, zum Beispiel Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie, werden vom Arzt verordnet und durch externe Therapeuten in der Bruder Konrad Werkstätte durchgeführt. Häufig müssen Betroffene lernen, ihre Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen, denn bei einer Hirnschädigung sind die Möglichkeiten der Infoverarbeitung betroffen. So nimmt sich ein Verletzter selbst und in Bezug auf andere, in dem, was er leisten kann, anders wahr. Ein externer Neuropsychologe betreut die Werkstattbeschäftigten und erarbeitet mit ihnen Kompensationsstrategien, damit sie der beruflichen Bildung und einer Arbeit nachgehen können.
Er ist Ansprechpartner für die Gruppenleitung und gibt in Fallbesprechungen Hilfestellung zur Eingliederung, unterstützt Förderangebote des kognitiven Trainings und vermittelt Hintergrundwissen über die Auswirkungen von Schädel-Hirn-Verletzungen, und wie man Betroffene fördern und unterstützen kann. Mit im Fokus stehen auch Angehörige und Bezugspersonen. Der Neuropsychologe unterstützt sie gemeinsam, die schwierigen Veränderungen zu bewältigen. Gelingt das „Wieder ankommen“ in der Arbeitswelt, profitieren diese Menschen in der Regel in ihrer Selbstwahrnehmung. Sie erleben sich als leistungsfähig und wertgeschätzt.
Fachkonzept wurde weiterentwickelt
Einrichtungsleiter Manfred Schmidt hat das Fachkonzept für Menschen mit erworbener Hirnschädigung weiterentwickelt: „In den meisten Fällen gestalten wir individuelle Arbeitsplätze“, erklärt er. Es ist sein Ziel, die Menschen mit Behinderung so zu fördern, dass sie in Zukunft einen Außenarbeitsplatz, einen Arbeitsplatz in einer Inklusionsfirma oder eventuell einen Arbeitsplatz auf dem freien Arbeitsmarkt ausüben können.
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