Allerheiligenpredigt 2011 in der kath. Pfarrkirche Mitterfels

Haben Sie einen Lieblingsheiligen oder eine Lieblingsheilige? Und: Was ist es, das Sie an ihnen besonders anzieht? Ist es ...


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Gemälde von Fra Angelico (1423 - 1424), National Gallery, London: "Die Vorläufer Christi mit Heiligen und Märtyrern" (wikimedia/commons)

 

Liebe Schwestern und Brüder,

haben Sie einen Lieblingsheiligen oder eine Lieblingsheilige? Und: Was ist es, das Sie an ihnen besonders anzieht?

Ist es

- die Liebe zu allem, was lebt, bei Franz von Assisi,

- der Blick für Arme und Benachteiligte bei Elisabeth von Thüringen,

- die beharrliche Suche nach der letztgültigen Wahrheit bei Edith Stein,

- der Wunsch, dem größten König zu dienen, bei Christophorus,

- die Treue zu Jesus trotz der eigenen Schwächen bei Petrus,

- der Gedanke des „Bete und arbeite“ bei Benedikt,

- der Mut, zur eigenen Wahrheit zu stehen, bei Margaretha,

- oder dass „nur Gott genügt“ bei Teresa von Avila?

 


Was immer es sein mag, das uns fasziniert an den Gestalten der Heiligen: Es spricht eine Sehn­sucht in uns an, einen Wunsch nach mehr, nach vertieftem Leben, nach mehr Gottesnähe, als wir sie normalerweise in unserem Alltag erfahren. Die Heiligen - sie haben etwas erreicht, wonach wir uns sehnen; sie haben gefunden, was wir in unserem Leben noch suchen und er­hoffen, vielleicht aber auch nie zu erreichen glauben, denn wir sind ja alle keine Heiligen...

Doch Lesungen und Evangelium des Allerheiligenfestes sprechen eine andere Sprache: Die Liebe, die der Vater uns geschenkt hat, macht uns zu Kindern Gottes, zu Heiligen. Zwar ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden, aber „wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“

Dass der Mensch Abbild Gottes und ihm ähnlich ist, das steht am Anfang der Geschichte Gottes mit den Menschen, auch am Anfang seiner Geschichte mit jedem und jeder von uns. Und ebenso wird am Ziel dieser Geschichte stehen, dass wir ihm ähnlich sind, dass wir selbst heilig sind. Diese Ähnlichkeit mit Gott, die uns schon gegeben ist, will sich entfalten in unserem Leben als getaufte und gefirmte Christen, denen der Heilige Geist geschenkt ist, die Gabe Gottes.

Doch, liebe Gemeinde, was heißt „ihm ähnlich werden“, „ihm ähnlich sein“, was heißt letztlich „heilig sein“?

Die orthodoxe Kirche kennt und schätzt die Tradition der Ikonen: Diese Bilder illustrieren nicht einfach, sondern sie wollen eine Botschaft ausrichten; sie wollen den, der sie betrachtet, mit einer anderen Wirklichkeit in Verbindung bringen. Jesus Christus ist die Ikone, das Bild Gottes, das uns mit seiner Wirklichkeit verbindet. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, und er kann von sich selbst sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Er will in uns Gestalt annehmen und uns in sein eigenes Bild, seine eigene Ikone, verwandeln.

Das Bild, das Gott sich vom Menschen gemacht hat, der ihm ähnlich ist, dieses Bild hat Jesus Christus voll ausgeprägt. Und die Seligpreisungen des heutigen Evangeliums sind sozusagen eine Beschreibung dieses Bildes. Sie sind nicht zuerst Handlungsanweisungen, die unseren eigenen Weg festlegen und uns vor Augen führen, was wir noch erreichen müssen, um heilig zu sein, sondern sie sind eine Beschreibung Jesu. Er selber ist der Arme vor Gott; er ist es, der trauert über die Realität der Welt; er ist der Sanftmütige und derjenige, der hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; er ist der Barmherzige und der Friede selber. Wer sich einlässt auf ihn und seinen Weg, der wird erfahren, wie sich dieses Leben im eigenen Dasein entfaltet. Dass Jesus in uns Gestalt annimmt, dass er in uns lebt, sind das Geheimnis unserer Heiligkeit und seine Gabe, die uns geschenkt ist. „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“ , so bringt das Paulus auf den Punkt.

Die Heiligen - große und kleine, bekannte und unbekannte – sie wollen ihrerseits nichts anderes sein als Bilder Jesu Christi, die auf ihn verweisen: auf seine Heiligkeit, die die Liebe selber ist. So ist das Fest Allerheiligen nicht ein Tag, der uns den Abstand zwischen Himmel und Erde bewusst machen will, sondern es ist das Fest unseres eigenen von Gott geliebten und geretteten Lebens. Und eine Einladung, uns einzulassen auf die Heiligkeit, die uns von Anfang an ge­schenkt ist und die jeden und jede von uns zum Bild der Liebe Gottes machen will.

Wo dieses Bild Gottes immer lebendiger wird, wo wir als Einzelne und als Gemeinde ihm immer ähnlicher werden, da bauen wir schon hier mit an der neuen Stadt Gottes, die uns alle erwartet.

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