Die Sozialarbeiterin Elisabeth Gersitz war für den Verein Kinderhilfe Nepal Mitterfels vor Ort

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Die Diplomsozialarbeiterin Elisabeth Gersitz, Charlotte Medek, Teresa Preiss und Sozialarbeiterin Beli Almagar (weiße T-Shirts, von links) mit Lehrern und einigen der kleinsten Kinder aus den Wellblech-Camps am Trisuli River. (Fotos: privat)

Für fünf Monate ins Ungewisse ...

Fünf Monate lang war die Sozialarbeiterin Elisabeth Gersitz aus Landshut in Nepal unterwegs. Dort war die 65-Jährige Rentnerin für den Verein Kinderhilfe Nepal Mitterfels im Einsatz.

In schier undurchdringlichem Staub schiebt sich der Bus im Schneckentempo aus Kathmandu hinaus. Es geht nach Dhunche, das etwa 80 Kilometer nördlich von Kathmandu liegt. Begleitet wird Elisabeth Gersitz von Beli Almagar, der Koordinatorin von Quick Volunteers, einer nepalischen NGO, mit der die Kinderhilfe Nepal Mitterfels eine Kooperation eingegangen ist. Es haben sich weitergehende Aktivitäten entwickelt wie ein Bildungsprogramm für die Flüchtlinge, die nach dem Erdbeben umgesiedelt werden mussten. Diese Flüchtlingsgruppe gehört der Volksgruppe der Tamang an, die im Kastensystem einen sehr niedrigen Stand hat und als ethnische Minderheit zu einer benachteiligten Bevölkerungsgruppe zählt. Ihnen soll durch das Bildungsangebot besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Quick Volunteers halten zusätzlich zum Unterricht an den staatlichen Schulen Unterricht für die Kinder.

Nach einem Zwischenstopp kommt die Reisegruppe ans Ziel Dhunche. Erst in diesem Abschnitt werden die Folgen des Erdbebens so richtig erkennbar. Wellblechhütten säumen den Weg und die Berge offenbaren ihre riesigen „Verletzungen“, gewaltige Felsabstürze und Bergrutsche ziehen sich die Berge hinunter zum Trisuli. Aus dieser Gegend kommen die Flüchtlinge in Dhunche und Hakku, die außer ihrem Leben alles verloren haben.

Unwegsames Gelände

In und um Dhunche herum gibt es nun vier Camps (Karagar, Kebu, Trisuli und Pradhikaran), in denen die Flüchtlinge untergebracht sind. Die Bedingungen sind härter durch die Lage auf 1800 Metern, die Anbaumöglichkeiten dadurch eingeschränkt, der Platz auf den schmalen Terrassen so eng, dass man kaum um die Wellblechhütten herumgehen kann, das Gelände sehr weiträumig und zum Teil steil und unwegsam ist, auch die Erwerbsmöglichkeiten sind schlechter, sodass die größeren Kinder vermehrt zur Mitarbeit angehalten werden. Der Grund, auf dem die Hütten stehen, wurde von der einheimischen Bevölkerung an die Flüchtlinge vermietet.

Nach der Erstversorgung der Flüchtlinge nach dem Erdbeben durch verschiedene Organisationen und dem Bau von Wellblechhütten, bei dem auch die Kinderhilfe Nepal Mitterfels nach einem verheerenden Sturm dieses Frühjahrs mit 35 Hütten beteiligt war, sind jetzt nur mehr die Kinderhilfe Nepal Mitterfels und Quick Volunteers vor Ort. Seit Juli haben sie nun mit ihrem Bildungsprogramm begonnen. Die Vorarbeit hierzu beinhaltete eine große Überzeugungsarbeit, denn wer ist schon für Bildung offen, wenn die grundlegenden existenziellen Bedürfnisse in Gefahr sind? Es galt, Schulräume zu organisieren, Lehrer auszusuchen und anzustellen, Unterkunft für die Lehrer zu suchen.

Mittlerweile ist der Betrieb ganz gut angelaufen, wenngleich Monsun und die vielen orts- und landesüblichen Feiertage nicht immer einen kontinuierlichen Ablauf ermöglichen. Beim ersten Besuch im Camp Kebu gilt es die Bücherei zu installieren. Beli Almagar hatte für die vier Camps jeweils einen Bestand an Büchern aus Kathmandu mitgebracht.

Auf dem Nachhauseweg durch die Terrassen ergeben sich etliche Möglichkeiten, mit Campbewohnern ins Gespräch zu kommen und ihnen Gemüse für das Abendessen abzukaufen. Wichtiger Tagesordnungspunkt ist die tägliche Arbeitsbesprechung nach dem Abendessen mit den Lehrern, dem Manager und Beli, bei der es um die Planung des nächsten Tages geht, längerfristige Aktivitäten und besondere Vorkommnisse mit Schülern und deren Eltern.

Alle drei Wochen findet parallel zum Unterricht ein Motivationscamp statt, das Beli organisiert. Es geht dabei darum, durch Aktivitäten wie Singen, Malen und Spielen bei den Jüngeren und verbale Motivation und Selbstsicherheitsübungen bei den Älteren, die Aufmerksamkeit und das Interesse an Lernprozessen zu fördern, aufrecht zu erhalten und die Kinder zu stärken, auch den Eltern gegenüber ihr Recht auf Bildung durchzusetzen.

Der Weg ins Pradhikaran Camp oberhalb von Dhunche führt vorbei an Zelten und Planen, die auf die frühere Anwesenheit anderer Organisationen hindeutet. Ein Berg Flip-Flops zeigt an, dass die Gruppe vor der richtigen Wellblechhütte steht. Dort unterrichtet einer der lokalen Lehrer für die Klassen 4 bis 7 Multiplikation und Division. Es geht weiter zum Karagar Camp. Unterwegs wird Beli immer wieder aufgehalten, um sich die Anliegen der Flüchtlinge anzuhören.

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In einem kleinen Raum und auf dem Boden sitzend: So haben die Kinder Unterricht.

Neue Angebote für Kinder

Nach all den vorbereitenden Maßnahmen für dieses Projekt von Kinderhilfe Nepal Mitterfels und Quick Volunteers und der Bereitstellung von Lehrpersonal für die Vermittlung von Kulturtechniken soll es in einem weiteren Schritt darum gehen, die Lehrer in ihrer Lehrfähigkeit zu unterstützen, aber auch neue Impulse zu setzen durch Sport- und Freizeitangebote an unterrichtsfreien Tagen oder in den Ferien. Dazu sollen eine Reihe von deutschen Volunteers beitragen, die durch die Kinderhilfe Nepal Mitterfels die Möglichkeit haben, Land und Leute kennenzulernen und sich aktiv zu betätigen.

Im Unterrichtsraum des Karagar Camps, das in einem recht baufälligen staatlichen Schulgebäude untergebracht ist, ist eine junge Frau des Motivationsteams mit Klasse 1 und 4 beschäftigt zu malen und zu zeichnen. Ein Bub bevorzugt das Zeichnen mit dem Lineal, alle anderen beschäftigen sich mit der Darstellung ihrer näheren Umgebung, zum Teil sehr detailliert ausgestaltet und fröhlich. Immer wieder kommen Apfelbäume vor, wohl eher als Traumbild, denn in der Gegend gibt es keine. Es erstaunt, dass nur ein Kind zeichnerisch einen Hinweis auf das Erdbeben gibt.

Die Hauptstraße durch Dhunche entlang führt der Weg etwa 25 Minuten hinunter zum Trisuli Camp. Die Hütten des Camps sind der Straße entlang aufgereiht. Am Ende der Reihe ist der Schulraum vielleicht zwei Meter neben der Straße, auf der die Lastwagen entlangdonnern. Dies beeindruckt die beiden Gruppen wenig, denn sie schaffen es, in dem kleinen Raum von etwa 16 Quadratmeter, sich auf der einen Seite mit einer jungen lokalen Lehrerin mit Singen und Tanzen zu beschäftigen, und auf der anderen Seite arbeitet der Lehrer an Gegenwarts- und Vergangenheitsformen der englischen Sprache und kann die Aufmerksamkeit bündeln.

Dieses Projekt, dem sich die Kinderhilfe Nepal Mitterfels und die Quick Volunteers verschrieben haben, ist ein Angebot, das ausbaufähig und unterstützenswert ist, da es über akute Notlagen hinaus die Zukunft der nepalesischen Kinder perspektivisch mitgestalten will.

Info

Damit diese Projekte weiterlaufen können, benötigt der Verein weitere Spenden auf das Spendenkonto: Kinderhilfe-Nepal-Mitterfels, Sparkasse Straubing-Bogen, IBAN: DE68 742 500 00 0570253310, BIC: BYLADEM1SRG.

Quelle: ta, in: BOG Zeitung vom 29. November 2016 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)

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