Haselbach
Bezirksentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“
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Haselbach und Perasdorf präsentieren sich dem Komitee beim Bezirksentscheid
Bereits Anfang 2024 stand es fest: Gleich zwei Gemeinden aus dem Bayerischen Wald haben sich ...
... beim Kreisentscheid des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ mit Gold hervorgetan: Haselbach und Perasdorf. Am Donnerstag haben die Mitglieder der Bezirkskommission die beiden Dörfer besucht. Mit weiteren vier Konkurrenten aus anderen Landkreisen wird ein Sieg aber nun deutlich schwieriger.
„Das ist doch schön, wenn man in der Früh schon mit Blasmusik begrüßt wird“, richtet sich Barbara Unger, stellvetretende Landrätin, an die Blaskapelle Haselbach am Dorfplatz zwischen Kirche und Rathaus. Als Kreiskommissionsmitglied hat sie viele Umsetzungen des von der Gemeinde eingereichten Entwicklungskonzepts bereits in der ersten Runde begutachten können (wir berichteten).
Über Behelfslösungen und Rechtschreibfehler
„Auf dem Rathausplatz werden Feste gefeiert, es ist ein Treffpunkt, aber die Hauptstraße direkt daneben ist einfach ein Störfaktor“, gibt Bürgermeister Simon Haas zu bedenken. Und Recht hat er: Die Menge drängt sich, einige Kommissionsmitglieder tun sich offensichtlich schwer, ihn zu verstehen. Aber der neu gebaute Pavillion schirmt den Lärm doch ziemlich gut ab und lädt zum kurzen Verweilen ein. Auch das neue Carport gegenüber gefällt der Jury, weil es für allerlei zu nutzen ist, obwohl es „eine Behelfslösung“ ist. „Aber nichts hält länger als ein Provisorium“, witzelt Haas.
Nächster Halt der Besichtigungstour: der historische Friedhof mit der Totentanzkapelle. „Die Abbildung mit dem Papst in der Reihe des Totentanzes ist übermalt und später wieder freigelegt worden. Der Restaurator hat aber einen kleinen Rechtschreibfehler hinterlassen“, ergänzt Claudia Breu, Pfarrgemeinderatssprecherin. Denn da waren dann schon mal die „kalten Füße“ plötzlich „alte Füße“.
Auf einer Totentanztafel in Haselbachs Kapelle hat ein Restaurator wohl das „k“ übersehen und machte „die alten Füß“ aus den ursprünglichen „kalten Füß“. - Vergrößern durch Anklicken!
Merklich beeindruckt haben die Jury vor allem die vollständig ins Dorfgeschehen integrierten Wohngruppen von St. Hildegard und die besondere Aufstellung der Haselbacher Feuerwehr. Denn neben gut ausgestatteter Fahrzeuge kann sie mit First Respondern aufwarten: „Der Sanka braucht zu uns 29 Minuten. Für einen Notfall ist das zu lange, weshalb wir uns ehrenamtlich das nötige Equipment geleistet haben. Damit konnten wir bereits eine Reanimation erfolgreich durchführen“, erzählt die Feuerwehrlerin Katharina Schub.
Nach weiteren Schauplätzen im Dorf steht bei der Einkehr im Gasthaus Häuslbetz fest: Schwierig, noch Verbesserungsvorschläge zu bringen – die Jury findet einen: „Das Baugebiet Schmelling II an Familien und Einheimische in Privatbesitz zu bringen, zeigt sich eher kontraproduktiv, um Möglichkeiten für erweiterte Dorfflächen zu konzipieren.“ Man solle über Alternativen nachdenken.
Die mit etwa 550 Einwohnern um das Mehrfache kleinere Gemeinde Perasdorf zeigt im Wettberwerb keine Scheu: „Wir sind stolz, die herausragenden Ideen der Bürger vorstellen zu dürfen“, sagt 2. Bürgermeister Fritz Feldmeier. Die mehr als 20-köpfige Blaskapelle konnte an einem Arbeitstag leider nicht so früh zusammenkommen, vermutet Unger.
Die vierte Generation und Dachbodenschätze
Mit modernster Technik wartet der „Multifunktionsplatz“ in der Dorfmitte auf: „Hier kommen alle zusammen, vom digitalen Info-Point für Besucher bis über Hochbeete und dem sozialen Treffpunkt für Jung und Alt im Bürgerhaus haben wir ein breites Angebot und damit den Ortskern gefestigt“, sagt Feldmeier. Ob Mutter-Kind-Gruppe, KLJB oder Café – im Bürgerhaus finden sich alle Altersstufen ein und bestärken ein soziales Miteinander, „das es äußerst selten irgendwo gibt“, sagt Alexander Stoschek, in der Jury zuständig für den Bereich Kulturelles und Soziales.
Statt eines neuen Schulgebäudes wurde hier ein altes abgerissen und vier Häuser für junge Familien inklusive Nahwärmeversorgung fanden stattdessen ihren Platz neben dem Dorf-„Hof“, der für sämtliche Veranstaltungen genutzt wird. Der noch etwas uneinsehbare Spielplatz solle laut Planung offen an den Hof versetzt werden.
„Obwohl es ein sehr kleines Dorf ist, gibt es zahlreiche Vereine und es können sogar drei Gaststätten nebeneinander existieren“, führt Feldmeier aus. Um das zu gewährleisten, gab es für eine eine Kegelbahn, in das ehemalige Schhützenhaus zog eine Sternegastronomie und die Schützen siedelten über zum „Gasthaus Zur Post“, wo nun sogar Schießstände zur Verfügung stehen. „So konnten wir alles erhalten“, sagt Richard Barwig, der mit seinem Bruder das Gasthaus in vierter Generation führt – ein „Wow“-Moment für die Jury: „Das ist beeindruckend“, entfährt es Gabrijela Obert, zuständig für Baugestaltung in der Bezirkskommission.
Begeistert ist sie von der Originaleinrichtung „mit Schmäh“ der Stube und dem Obergeschoss, das gar nicht öffentlich zugänglich ist: „In diesem Saal befinden sich so viele Schätze, alte, zusammengetragene Dinge mit Geschichte. Bewahrt euch das“, rät sie den Verantwortlichen.
Und damit hat das Dorf bereits begonnen: „Im Bürgerheim hängen überall Bilder von alten Werkzeugen und Gebrauchsgegenständen. Damit vermeiden wir, dass die Besitzer sie zur Ausstellung hergeben müssen und sie verstauben. Und dennoch können wir jedem einen Einblick in das Vergangene und unsere Geschichte gewährleisten“, erklärt Perasdorfs 3. Bürgermeister, Peter Kluge.
Einfach wird es für die Jury des Bezirksentscheids nicht: „Wir werden uns gründlichst beraten müssen“, sagt Andrea Prankl, verantwortlich für die Organisation und Durchführung des Komitees.
Isabella Rutherford/BOG Zeitung vom 28. Juni 2024 (Gen. der Lokalredaktion)
Mehr zum 28. Bezirksentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ [… hier]
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