Haselbach
Politiker besuchen die Wohngemeinschaft Sankt Hildegard Haselbach
„Prost!“ – Landrat Laumer (links) und MdL Zellmeier (rechts) stießen zusammen mit den Heimbewohnern an.(Fotos: mh)
„Wir sind Haselbacher“ – Musterbeispiel für Inklusion
Haselbach. „Wir sind Haselbacher“, das sagen die Bewohner der Wohngemeinschaft in Sankt Hildegard mit Stolz. Wie gut die Einrichtung für erwachsene Behinderte in den Ort integriert ist, wie das Leben in den Wohngruppen abläuft und was sich die Bewohner wünschen, davon haben sich Politiker am Mittwoch selbst ein Bild gemacht. Am Ende ihres Aufenthaltes stimmen sie Einrichtungsleiter Peter Weiß voll und ganz zu: „Es ist ein Musterbeispiel für Inklusion“.
„Man kennt sich, ist in Vereinen integriert und besucht die Festlichkeiten im Ort“, diese Aussage von Bürgermeister Johann Sykora trifft nicht nur auf den „normalen“ Haselbacher Bürger zu, sondern auch auf die Bewohner von Sankt Hildegard. „Sie sind voll integriert“, ist das Stadtoberhaupt stolz.
Dass sich die Bewohner im Ort wohlfühlen, davon durften sich auch MdL Hans Ritt, MdL Josef Zellmeier, MdB Alois Rainer, der stellvertretende Bezirkstagspräsident Franz Schedlbauer und Landrat Josef Laumer überzeugen. Sozialministerin Emilia Müller, deren Besuch im Haselbacher Wohnheim ebenfalls erwartet worden war, war aufgrund der derzeitig angespannten Asylsituation verhindert.
Die Wohngemeinschaft Sankt Hildegard ist ein „Musterbeispiel für Inklusion“: Davon überzeugten sich auch die politischen Mandatsträger.
Bewohner nehmen aktiv am Gemeindeleben teil
Die Wohngemeinschaft richtet sich nach dem Leitfaden der „selbstbestimmten Teilhabe“. Hierbei stehen zwei große Aspekte im Fokus. Zum einen bedeutet es, dass die Bewohner aktiv am Gemeindeleben teilnehmen, zum anderen wolle man die Selbstbestimmtheit der einzelnen Bewohner fördern.
Wie dies in Sankt Hildegard umgesetzt wird, sehen die Politiker in den Wohngruppen. „Alle organisieren sich selbst“, erklärt Wohnheimleitung Karin Aumer. Doch es gibt auch ein paar Probleme. Welche, zeigt die junge Bewohnerin Veronika. Sie hat noch eines der letzten Doppelzimmer „Wir kämpfen seit Jahren, dass wir für alle Bewohner Einzelzimmer bekommen“, erklärt Weiß. Leider konnte dieser Wunsch nach mehr Privatsphäre noch nicht allen erfüllt werden.
Teilweise behob man dieses Problem durch das Anmieten eines Einfamilienhauses. Dort leben Björn und Benjamin zusammen mit zwei weiteren Bewohnern. „Jeder hat hier sein eigenes Zimmer“, erzählen die beiden jungen Burschen stolz und führen die Besucher durch ihre Räumlichkeiten. „Und auch das Verhältnis zu den Nachbarn ist super“, freut sich Aumer.
Förderung des selbstständigen Lebens
Benjamin (Mitte) zeigte den Gästen seine Küche. Er lebt mit drei weiteren Bewohnern im angemieteten Einfamilienhaus und fühlt sich dort sehr wohl.
Die Vereinbarung von optimaler Betreuung und Bewahrung der Selbstständigkeit weiß auch Franz Schedlbauer sehr zu schätzen. „Und diese Selbstständigkeit wollen wir vom Freistaat auch fördern“, erklärt MdL Zellmeier, warum derartige Wohnformen jetzt immer häufiger werden. Derzeit plant die Wohngemeinschaft, ein weiteres Haus in unmittelbarer Nachbarschaft anzumieten, um die Doppelzimmer-Problematik somit zu lösen. Hier steht die Zustimmung vom Bezirk noch aus. Darüber hinaus hat Weiß einen Antrag auf Platzreduzierung gestellt.
Die Privatsphäre war auch ein großer Punkt, den die Behinderten in der lockeren Gesprächsrunde im Anschluss angesprochen haben. Sie wollten unter anderem wissen, warum es nicht mehr als 100 Euro Taschengeld gibt, wenn man in Rente geht. Zur Hintergrundinformation: Die Rente wird zu 100 Prozent vom Bezirk vereinnahmt, den Bewohnern wird dann ein Taschengeld in Höhe von 100 Euro zugesprochen. Diese finanziellen Angelegenheiten will Zellmeier an Emilia Müller weitergeben.
„Und wir wollten fragen, ob sie uns ein Interview mit Herrn Seehofer ermöglichen können“, so lautet das Anliegen von Elisabeth. „Wenn ihr dazu nach München kommt´s, dann gern“, antwortet Zellmeier. Wer sich die Wünsche und Anregungen der Bewohner anhören möchte – kein Problem. Die Wohngemeinschaft hat nämlich neben einer eigenen Zeitungsredaktion auch eine Radiosendung. „Sag was“ heißt das Programm, das jeweils am letzten Sonntag im Monat bei Radio AWN zwischen 8 und 9 Uhr morgens in der Kirchensendung ausgestrahlt wird.
Quelle: – mh – in Bogener Zeitung vom 18. Oktober 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
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