Küfer, Bäcker, Bürgermeister, Priester

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Die Benediktiner pflegen die Musik. Fresko in der ehemaligen Klosterkirche Oberaltaich, um 1730.

Die Küferfamilie Tröllinger – P. Paulus Tröllinger war ein „zweiter Herkules“

 

Vom 16. Jahrhundert bis zum Jahre 1740 gab es im Markt Bogen drei Familien, die den Namen Tröllinger (Trellinger, Drellinger) trugen. Einige ihrer Mitglieder waren damals einflussreiche Bürger und erreichten hohen Bekanntheitsgrad. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie als Küfer (Fassbinder) oder Bäcker. Aus der Familie des Küfermeisters Tröllinger traten zwei Söhne in das Benediktinerkloster Oberaltaich ein. Johannes, 1570 geboren, feierte 1603 Profess, blieb ein Laienbruder (Konverse) und machte sich als Helfer in der klösterlichen Fassbinderei, in der Brauerei und in der Küche nützlich; am 27. März 1623 starb er. Sein enger Verwandter, 1590 als Sohn eines (des gleichen?) Küfers geboren, nahm im Jahre 1609 ebenfalls den Professnamen Johannes an, wurde aber 1616 Priester. Er war auf dem Bogenberg und als Schriftsteller tätig; am 17. November 1661 starb auch er.

Der bedeutendste und zugleich letzte „seines Stammes“ war Pater Paulus Tröllinger. Er stammte aus der Familie des Bäckermeisters Michael Tröllinger, dem seit etwa 1630 das Haus Nummer 1 direkt neben dem Rathaus auf dem Marktplatz Bogen gehörte (heute Stadtplatz 23, Postbank-Center). Die Bogener Bürger hatten Michael Tröllinger zum „Amtskammerer“, d.h. zum 1. Bürgermeister gewählt. Er übte dieses Amt 25 Jahre lang bis 1681 aus. Seinen Sohn, 1671 geboren, schickte er wohl an das Straubinger Jesuitenkolleg. Im Jahre 1689 legte der junge Tröllinger als Frater Paulus die Ewige Profess im Kloster Oberaltaich ab. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Salzburg wurde Paulus Tröllinger dann um 1700 zum Priester geweiht. P. Paulus gehörte in den vier Jahrzehnten seiner Priesterlaufbahn zu den auffälligsten Gestalten des Oberaltaicher Konvents. Seine Biografie ist aus einer bescheidenen Grabtafel im Fußboden der Seelenkapelle, einer gedruckten Totenrotel, unterschrieben von Abt Perger und dem Prior Joseph Buechmayr aus Straubing, und aus einigen anderen Quellen erfassbar.

Der ungewöhnlich kräftige Benediktiner galt als ein „zweiter Herkules“, vermutlich musste er sich diesen Beinamen gefallen lassen. Aufgrund seiner soliden Ausbildung schickte ihn Abt Ignaz Scherlin im Jahre 1708 zunächst als seinen Vertreter zum Generalkapitel der Bayerischen Benediktinerkongregation in das Kloster Scheyern und danach als Prior in das Kloster Michelfeld/Oberpfalz, wo seit 1695 P. Albert Stöckl OSB Oberaltaich als Administrator bzw. als Abt (1700-1706) tätig war. Nach dessen Tod hatte P. Wolfgang Rinswerger aus Tegernsee die Leitung des Klosters Michelfeld übernommen und P. Paulus Tröllinger wurde eine Zeit lang sein Prior. Die nächsten Aufgaben für P. Tröllinger folgten – wie damals üblich – in kurzen Abständen: Pfarrer in Aiterhofen und Haselbach, Propst in Elisabethszell, Novizenmeister und Direktor der jungen Patres, Prior auf dem Bogenberg (1715-1721).

All dies, dazu die ständigen Baumaßnahmen im Kloster zur Vorbereitung der Tausendjahrfeier (1731/1732), scheinen P. Paulus nicht besonders gefallen zu haben. War er doch lieber als begeisternder Prediger, als interessierter Wissenschaftler und Musiker im Einsatz, wozu er Ruhe und Muße brauchte. So schrieb er beispielsweise die in der Bibliothek vorhandene Lebensgeschichte des P. Albertus von Haigerloch ab und schenkte diese Handschrift im Jahre 1721 dem Melker Gelehrten P. Bernhard Pez bei dessen Besuch in Oberaltaich.

Die musikalischen Fähigkeiten des P. Paulus waren vollkommen („perfectus musicus“), er war ein begnadeter Sänger, besaß eine herrliche Tenorstimme, verstand es zu komponieren („callere contrapunctum“) und konnte wunderbar das Violoncello und die Laute spielen. Wie intensiv und selbstverständlich damals die Musik in Oberaltaich gepflegt wurde, stellt das abgebildete, gleichzeitig entstandene Fresko in der Unterkirche dar.

Als Abt Dominicus Perger im Jahre 1723 P. Paulus zum Klosterprior berief, bat er von solchen klösterlichen Aufgaben zurücktreten zu dürfen, musste aber als Pfarrvikar in Kreuzkirchen und Oberaltaich bleiben. Im Alter von 65 Jahren machte der Abt den Senior P. Paulus sogar noch einmal zum Subprior. Kurz nach seinem 50-jährigen Professjubiläum wurde P. Paulus Tröllinger am 31. März 1740 vom Schlag getroffen, am 2. April dieses Jahres ist er gestorben.


 

Quelle: Hans Neueder, Kreisheimatpfleger, in Bogener Zeitung vom 8. November 2014 (zeitversetzt übernommener Beitrag aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist

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