Oberalteich. Sepp Obermeier referierte über die Bairische Sprache

2023 05 24 Obermeier 

Ganz in seinem Element war Sepp Obermeier bei seinem Vortrag über den Wert der bairischen Sprache zum Tag der Heimat im Kulturforum Oberalteich. Foto: Wolfgang Folger – Vergrößern durch Anklicken!

„Dialekt ist kein Hemmschuh“

Zum ersten Mal veranstaltete das Bayerische Heimatministerium in Zusammenarbeit mit dem Landesverein für Heimatpflege und dem Bezirk Niederbayern einen bayernweiten „Heimat.Erlebnistag“.

Der „Bund Bairische Sprache“ leistete dazu seinen Beitrag mit einer Vortragsveranstaltung im Kulturforum Oberalteich, zu der Vorsitzender Sepp Obermeier zum Thema „Dialekte als beste Grundlage der Mehrsprachigkeit“ sprach.

Ein bairisches Original

Sepp Obermeier, ein bairisches Original, verstand es auf seine unnachahmliche Art, seine Zuhörer kurzweilig, lebendig, humorvoll, gespickt mit praktischen Dialektbeispielen von der Bedeutung des Bairischen zu überzeugen und vehement für dessen Erhalt zu werben.

So demaskierte er das in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts aufgekommene „Märchen vom Dialekt und den schlechten Deutschnoten“: Der beste Beweis, dass dieser Irrglaube zurecht auf dem Müllhaufen der Sprachgeschichte lande, sei die Tatsache, dass an den mittlerweile dialektfreien Münchner Schulklassen der Notendurchschnitt im Fach Deutsch nicht über den bayerischen Durchschnitt liege.

Denn nach dem neuesten Stand der Sprachwissenschaft erweisen sich Dialekte keineswegs als Hemmschuh beim Erlernen der Standardsprache. Ganz im Gegenteil: So habe sich die Universität Oldenburg vor einiger Zeit in einer Langzeitstudie 20 000 Aufsätze aus dem gesamten Bundesgebiet von Dritt- und Sechsklässlern zusenden lassen. Dabei habe man herausgefunden, „dass die einsprachig aufgewachsenen Schüler eingeschliffene Aussprachefehler in die Schriftsprache übernommen haben“. Dagegen hätten dialektsprechende Schüler, die die Standardsprache von Grund auf lernen mussten, um dreißig Prozent weniger Rechtschreibfehler aufgewiesen.

Integrationsfaktor Dialekt

Ein Beispiel für eine „erfolgreiche Medikation gegen den Befund „Schwindsucht des Bairischen“ sei für Sepp Obermeier das Konzept „Bairisch als Integrationsfaktor im Kindergarten“. Damit sei die Definition von Muttersprache als die erste Sprache in der frühkindlichen Entwicklung, die ohne Frontalunterricht erworben wird, „erfolgreich um die Variante ,Zweite Muttersprache‘ erweitert“, stellte der Referent fest.

Das Bairische müsste, so Obermeier, im sozialen Ansehen auf die gleiche Augenhöhe mit dem Standarddeutschen gebracht werden, „damit könnte beiden Sprachen ein Überleben ermöglicht werden“ gab Sepp Obermeier als „Hausaufgabe den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft mit auf den Weg“. Dazu zitierte er treffend den Mühlhiasl: „Wenn Leit wieda ofangand zon nachdenga, na deng ma uns nix!“ 

Wolfgang Folger/BOG Zeitung vom 24. Mai 2023

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