Bayerische Geschichte
Mythos Leopoldsreut. Neues Leben im verlassenen Dorf
Verlassenes Dorf: Ein Hauch von Leben (Audio und Video des BR)
Leopoldsreut im Sommer 1906
Leopoldsreut (mit einer spannenden Be- und Entsiedelungsgeschichte: wir berichteten darüber] ist ein verlassenes Dorf im tiefsten Bayerischen Wald. Vor 50 Jahren haben es die Einwohner verlassen. Übrig sind nur noch zwei Gebäude. Eines will ein junger Mann jetzt wiederbeleben.
Mythos Leopoldsreut. Leopoldsreut ist ein verlassenes Dorf im tiefsten Bayerischen Wald – ein Dorf mit einer spannenden Geschichte, auch für uns Menschen „heraußen" im gemäßigteren Teil des „Waldes". Da geht es exemplarisch um gezielte Rodungs- und Besiedlungsgeschichte des „Nordwaldes", die meist von Klöstern, Bischöfen oder von adeligen Grundbesitzern (in unserem Fall den Grafen von Bogen) geschrieben wurde. In Leopoldsreut ordnete der Passauer Fürstbischof Leopold die Gründung des Dorfes zur Sicherung des Goldenen Steiges an: Leopoldsreut: die letzte Durchgangsstation vor der Grenze nach Böhmen.
Zur Überwindung der Steilhöhe von Grainet über den Haidelberg waren die neun berechtigten Bauern von Leopoldsreut gefragte Helfer für die Salzsäumer. Diese ließen viel Geld im Dorf, das im Laufe der Zeit auf 21 Häuser anwuchs, mit einer Ortsflur von 125 ha Felder und Wiesen. In jener Zeit passierten bis zu 1300 Pferde allwöchentlich die Siedlung.
Säumer - Szene aus dem historischen Festspiel "Der Mythos eines untergegangenen Dorfes im Bayerischen Wald" (Foto: ft)
Aufgrund der Höhenlage von über 1100 m herrschten hier schon immer schwierige Produktionsbedingungen, und die Bauern konnten dort oben nur mit einem guten Nebenverdienst auskommen. Der aber brach zum Teil weg, als der Goldene Steig seine Bedeutung verlor.
Und da folgt – extremer noch als anderswo – die Geschichte der allmählichen Entvölkerung. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen vor den extremen Lebensbedingungen kapitulierten.
1962 berichteten Deutschlands Zeitungen hinauf bis nach Hamburg vom "sterbenden Dorf" Leopoldsreut. In diesem Jahr verließen die letzten Bewohner das 1108 m hoch gelegene Dorf, das sie nur "Sandhäuser" nannten. Der Forst kaufte die Grundstücke, die Häuser wurden abgerissen. Nur die Kirche und das kleine Schulhaus blieben stehen. Die einstige Dorfstraße wurde zur Forststraße, die mitten durch Fichtenwald verläuft.
Aber der "Mythos" Leopoldsreut lebt. Im Rahmen der Festivitäten "1000 Jahre Goldener Steig" 2010 wurde erstmals ein historisches Festspiel auf der Lichtung vor Kirche und Schulhaus Leopoldsreut aufgeführt, 2012 war es wieder zu sehen. 120 Menschen aus den umliegenden Gemeinden waren als Spieler oder Statisten dabei, darunter viele Kinder. [Wir berichteten über Geschichte und Festspiel. Link zum Nachlesen hier.] Leopoldsreut, Sandhäuser, lebt weiter - in den Herzen der Menschen. Viel dazu beigetragen hat auch der Förderverein Kulturlandschaftsmuseum Grenzerfahrung [... mehr] mit ungewöhnlichen Aktivitäten.
>>> Video und Audio des BR sind nicht mehr greifbar, stattdessen eine neuere Textinformation des BR "Leopoldsreut. Die Botschaft eines verlassenen Dorfes" [... hier klicken!]
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