. . . drin im Woid
„… du hängst mit feinsten Fasern deiner Seele an weltabgeschiedenen Landstrichen!“
Luchsspur in Flusarna – Vergrößern durch Anklicken!
Kozi Hrbet/Ziegenruck
Beißende Kälte fährt uns ins Gesicht, Graupel, wie kratzende Eisnadeln an unseren Wangen, kannst kaum die Augen offenhalten …
… blinzelst hinter vorgehaltener Hand und ziehst die Kapuze noch fester zu, - raue, fetzengrobe Wetter ziehen über die Haidler Hochfläche. Mürrisch raunender Wind faucht von den Grenzbergen herüber, wirbelt durch dichte Fichtenäste - jedes Jahr aufs Neue: Die ersten Wintertage fallen über den Böhmerwald her, ist immer schon so gewesen! Stell mir grad vor, wie sich die kleinen Anwesen in den Hang ducken, ein wenig Schutz hinter ausgezehrten, zerrupften Obstbäumen, die ihre Äste wie geisterhafte Gestalten gegen die Unbilden der Natur richten. Mit dem Wind gewachsen, mit ihm groß geworden und irgendwann konnten sie dieser Macht nicht mehr standhalten! Ist wie im richtigen Leben! Irgendwann hältst du‘s nicht mehr aus, beugst dich diesem Dasein, kommen Dinge aus dem Nichts, denen du nicht gewachsen bist, bricht der Himmel über dir zusammen, fliegt die ganze Welt dir um die Ohren!
Verschneiter Weg in Haidl/Zhuri – Vergrößern durch Anklicken!
Lange einsame Winter, sorgenvolle Blicke hinter finsteren, raureifverzierten Fenstern, ein wenig Geborgenheit in warmen Stuben und diese elende waldeinsame Genügsamkeit. Heimat sind die glucksenden Flüsse, die Berge und ihre geheimen Verstecke, die verborgenen Waldbuckel, bist hineingeboren, vielleicht dageblieben, kennst sie in und auswendig, trägst sie bei dir, ein Leben lang. Kann kommen, was mag, du hängst mit feinsten Fasern deiner Seele an weltabgeschiedenen Landstrichen, fühlst diese Träume und Wünsche die über Buckel kreuchen, dich immer und immer wieder hier hin verführen und spürst unterwegs auf uralten Wegen, wie sich mit jedem Schritt verloren geglaubtes uriges, flechtengraues, innig liebendes Vertrauen zurückheimst. Ist die Stille des Waldes, sein Rauschen, diese Einsamkeit, als würde ich in offene Arme laufen, ist der Nebel, das graudiffuse Licht, eiskalt und ziemlich seltsam weise, ist das, was sich um dich schmiegt, dich hält, dir zuhört, dich eine Zeitlang bei sich aufnimmt.
Der Goldene Steig hinunter nach Flusarna, Hohlwege, tief eingegrabene Spuren über Jahrhunderte entstanden, zurechtgeschmirgelt, von Regengüssen ausgewaschen. Mächtige Fichten raunen, knarren unter fauchenden Windböen, Ein wenig alte Zeit huscht durch knorrige Äste, hörst die Karren ächzen, poltern über Steine, die Zugtiere schnauben, denkst dich hinein und hinüber nach Kasperske hory. Welche Mühen haben die Säumer auf sich genommen, Schicksale, von denen nie gesprochen wurde, manch einer ist im Wald verschwunden, nie angekommen.
Stapfen durch den Hohlweg hinunter, denke grad so an die vielen Dinge, die wir gar nicht unbedingt bräuchten, aber trotzdem karren und fliegen wir sie um den ganzen Globus! Irgendein Trumm, online per Amazon von irgendwo her, Apps für ein programmiertes Dasein und Updates ordnen den Lebensinhalt, Kommod weiß, wann du dich wieder bewegen solltest und ein QR-Code sagt dir, ob du darfst oder nicht!
Eiskalt seit über hundert Jahren hängt der Heiland hier am Kreuz, Flusarna, ein wenig Gestrüpp und eine Luchsspur, seine weiche Pfote im frischen Schnee und ich freue mich über hinterste, waldverlorene Steige, genieße das Einsame, die Stille noch, das Unterwegssein wohin der Weg uns führt, fühlst das Dasein, bist Eins mit dem, was du tust. Das Glück, das du dir selber machst!
Altes Schulhaus Ziegenruck– Vergrößern durch Anklicken!
Der Feldweg entlang der urigen Baumallee vorbei an Dobronin/Nimpfergut und ein Stück weiter nach Ziegenruck/Kozi Hrbet ist unserer Zeit entkommen, ist ein wenig Damals geblieben, die wenigen Häuser drücken sich in die karge Landschaft, auf verschneiten Weiden ziehen einige Kühe umher, als hätte die Zeit dich um Jahrzehnte zurückversetzt! Die uralte Tür, wie viele Menschenhände haben die Klinke gedrückt, - stehen zwei Wichtel im Fenster, zieht ein Hauch von Advent über knirschendem Schnee. Da fällt mir ein, wie wenig wir doch brauchen. Weihnachten ist dort, wo Ruhe und Friede eingekehrt ist, ein wenig gute Zeit, vielleicht noch ein kleines Stück Böhmerwald!
Den Rucksack vollgestopft, einen Buckel voll Zufriedenheit, in den Hosentaschen etwas Glück, eine Handvoll Seligkeit und Liebe die von Herzen kommt. Den Menschen an deiner Seite, der mit dir sich freut, in der Stille sich stumm verstehen, füreinander da zu sein, was willst du mehr im Leben, als dass es uns gut geht, wir uns haben, meine Hand in deiner, das Miteinander egal wohin!
Frohe, stille Weihnachten!
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