Meteorologie
Wetterrückblick Juni 2013: Hitzerekord und deutlich zu nass
Durchschnittstemperatur 15,6 Grad
Straubing-Bogen. Der Monat Juni begann äußert niederschlagsreich und für die Jahreszeit deutlich zu kühl. Alleine in den ersten drei Tagen fielen bereits 49 Millimeter Regen und die Temperaturen verharrten sogar am Tage jeweils deutlich unter 15 Grad. Am kühlsten war es dabei am 4. Juni mit einer Höchsttemperatur von gerade mal 8,3 Grad. Aufgrund der heftigen Niederschläge stellte sich zu Beginn des Monats eine massive Hochwasserlage ein, welche sich sogar zu einem Jahrhunderthochwasser ausweiten sollte und besonders im Bereich Deggendorf für katastrophale Verhältnisse sorgte. Von sommerlichem Wetter war in den ersten Junitagen nicht einmal ansatzweise etwas zu erkennen. Viel mehr erinnerte das Wetter eher an Herbst als an Sommer. Die tiefste Temperatur im Juni wurde gleich am 1. Juni mit 6,4 Grad in Eggerszell registriert.
Erst ab dem 5. Juni besserte sich das Wetter zunehmend und wir näherten uns dem Sommer Stück für Stück an. Allerdings wurden die wenigen freundlichen Tage rasch wieder von Schauern und Gewittern unterbrochen. Bis Mitte des Monats herrschte dann zumeist leicht wechselhaftes Wetter mit Sonne, Wolken und an manchen Tagen auch einzelnen Regenfällen. Temperaturtechnisch erreichten wir bis Monatsmitte an der Wetterstation Eggerszell noch keinen meteorologischen Sommertag, da die Höchstwerte jeweils unter 25 Grad lagen.
Wetterumschwung: Hitzewelle zur Monatsmitte
Pünktlich ab der zweiten Monatshälfte stellte sich eine außergewöhnliche Wetterlage in Mitteleuropa ein, welche eine markante Hitzewelle zur Monatsmitte auslöste. Zwischen einem mächtigen Hochdruckgebiet über Osteuropa und Tiefdrucksystemen nördlich von Großbritannien gelangten vorderseitig der Tiefdruckgebiete extrem heiße Luftmassen aus Afrika nach Deutschland. Vom 17. bis 20. Juni lagen die Höchstwerte in Eggerszell jeweils deutlich über 30 Grad, sodass sage und schreibe vier Hitzetage aufgezeichnet werden konnten. Seit Aufzeichnungsbeginn gab es in einem Juni noch nie zuvor so viele heiße Tage über 30 Grad. Noch dazu kam die Hitze urplötzlich, denn der erste Sommertag (Maximaltemperatur über 25 Grad) war heuer an der Wetterstation Eggerszell zugleich auch ein heißer Tag mit über 30 Grad. Wie außergewöhnlich diese heiße Wetterlage war, wurde am 18. Juni eindrucksvoll bewiesen: Dieser Tag war nämlich mit einer Höchsttemperatur von 32,9 Grad der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 2007. Der bisherige Rekordwert von 32,6 Grad, welcher vom 15. Juli 2007 stammt, wurde um 0,3 Grad überboten.
Es war somit noch nie zuvor seit Aufzeichnungsbeginn so heiß wie an diesem besagten Tag. Zudem wurde im gleichen Zeitraum ein weiterer Wetterrekord hinsichtlich der wärmsten Nacht aufgestellt. Die Nacht auf den 19. Juni war mit einer Tiefsttemperatur von 20,8 Grad nämlich die wärmste Nacht seit Bestehen der Wetterstation Eggerszell. Außerdem konnten in Eggerszell während dieser heißen Tage gleich zwei sogenannte Tropennächte beobachtet werden. Von einer Tropennacht spricht man dann, wenn die Temperatur selbst nachts nicht mehr unter 20 Grad abfällt. Tropennächte sind in Eggerszell ein sehr seltenes Phänomen. In den letzten sechs Jahren konnte nur eine einzige Tropennacht überhaupt aufgezeichnet werden, und zwar im August 2011. In einem Junimonat gab es in Eggerszell bisher noch nie zuvor Tropennächte. Dies verdeutlicht die Außergewöhnlichkeit dieses Wetterabschnitts.
Die Hitzewelle wurde schließlich am Abend des 20. Juni durch unwetterartige Gewitter beendet, da sich aus Nordwesten eine Kaltfront näherte und die Heißluft mit deutlich kühlerer Meeresluft ersetzte. Dieser Luftmassenwechsel ging auch in Eggerszell mit einem Unwetter einher. Bei Durchzug dieser heftigen Gewitterzelle am späten Abend des 20. Juni fielen innerhalb rund 30 Minuten 43 Liter Regen auf den Quadratmeter. Während dieser knappen halben Stunde fiel die Hälfte des normal üblichen Monatsniederschlags im Juni. Außerdem zeichnete die Wetterstation Sturmböen bis 85 Stundenkilometer auf. Durch den Sturm wurden dabei im Landkreis Straubing-Bogen etliche Bäume entwurzelt.
Wechselhaftes Wetter mit wiederholten Regenfällen
Nach dieser Hitzewelle ging es bis Monatsende sehr wechselhaft weiter mit wiederholten Regenfällen. Die letzten sieben Tage des Monats fielen für die Jahreszeit sogar deutlich zu kühl aus. Die Höchstwerte lagen jeweils unter 15 Grad und es regnete besonders zum Monatswechsel sehr häufig, so dass der Monat insgesamt mit 157 Millimeter Regen wieder deutlich zu nass ausfiel. Die normalerweise übliche monatliche Regenmenge für einen durchschnittlichen Juni beträgt lediglich 93 Millimeter.
Trotz der Hitzewelle Mitte des Monats fiel der Juni aufgrund des zu kühlen Starts und dem zu kühlen Ende um rund 1 Grad wieder leicht zu kühl aus. Die Durchschnittstemperatur im Juni lag bei 15,6 Grad. Insgesamt betrachtet hatte es der Monat Juni echt in sich und wird mit Sicherheit wegen der etlichen neuen Hitzerekorde noch lange Zeit in Erinnerung bleiben.
>>> [Wetterdaten Juni 2013 der Wetterstation Eggerszell]
• Info
Martin Bohmann betreibt seit dem Jahr 2007 eine private Wetterstation in Eggerszell bei Rattiszell. Der Wetterexperte wird nun jeden Monat für uns das Wetter im Landkreis beobachten. Weitere Infos zum regionalen Wetter gibt es im Internet unter www.wetter-eggerszell.de.
Quelle: Martin Bohmann, in: SR-Tagblatt vom 4. Juli 2013, Seite 18
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