Geologie
Der Pfahl – ein „Kindergarten“ für Fledermäuse
Naturführer Dietmar Müller weiß viel über die heimischen Pflanzen zu erzählen, wie hier über den Blutwurz. (Fotos: Pinzl)
Bei den wöchentlichen Pfahl-Führungen können Interessierte viel erfahren und entdecken.
Der Große Pfahl bei Viechtach ist auf jeden Fall ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Egal, zu welcher Tageszeit man dort unterwegs ist, man wird dort sicherlich immer einigen Spaziergängern über den Weg laufen. Wer das Naturschutzgebiet allerdings nicht nur auf eigene Faust erkunden will, sondern gerne auch einmal mehr über die Entstehung und die vorhandene Flora und Fauna des Großen Pfahls erfahren will, für den gibt es ein ganz besonderes Angebot: Wöchentlich finden durch die Pfahlinfostelle in Viechtach geführte Spaziergänge am Großen Pfahl bei Viechtach statt.
Gleich zu Beginn der Tour fällt auf, dass das Angebot gerne und zahlreich angenommen wird, größtenteils von Touristen. „Etwa 80 Prozent der Teilnehmer sind Auswärtige", erklärt der Tourenführer Dietmar Müller aus Viechtach, der bereits seit etwa 14 Jahren als Vertreter von Matthias Rohrbacher die Pfahlrundgänge durchführt. Und das obwohl dieser Rundgang auch für Einheimische durchaus interessant sein kann. Von den 15 Teilnehmern in dieser Woche waren vor allem die sechs Kinder begeistert von Geschichten, die Müller erzählte.
Quartier für Fledermäuse
Angefangen mit Informationen über die Fledermäuse, die den Pfahl und seine Felsspalten bewohnen, startete die Tour. Diese für den Menschen unglaublich nützlichen Tiere, welche in einer Nacht etwa ein Viertel bis ein Drittel ihres eigenen Körpergewichts an Insekten vernichten können und uns so einen noch stärkeren Einsatz von Pestiziden ersparen, sind stark durch fehlende Sommer- und Winterquartiere bedroht. Der Große Pfahl bietet den nachtaktiven Tieren allerdings noch einen gern angenommenen Unterschlupf. Wie Dietmar Müller erklärt, ziehen vor allem weibliche Fledermäuse in den vorhandenen Felsspalten die Jungtiere wie in Wochenstuben gemeinsam auf, der Pfahl ist also ein richtiger „Kindergarten" für Fledermäuse.
Als nächsten Punkt auf dem Rundgang gibt Müller einige Informationen über die heimische Flora. Neben dem Nutzen der Blutwurz und des Breitwegerichs sind auch die auf dem Pfahl wachsenden Bergkiefern ein interessantes Thema, einige davon sind bereits 100 Jahre alt.
300 Millionen Jahre alt
Die wohl am meisten gestellte Frage betrifft allerdings den Pfahl selbst – wie ist dieser Felsen eigentlich entstanden? „Die Entstehung geht 300 Millionen Jahre zurück, als der Erdmantel noch nicht richtig ausgehärtet war und die Kontinentalplatten bis zu 3 000 Meter hohe Berge aufgeschoben haben", erklärt Dietmar Müller. Genau zu dieser Zeit sei auch ein bis zu 6 000 Meter tiefer Riss in der Erde entstanden, der sich von der Oberpfalz bis nach Linz mit Nebenausläufern nach Böhmen hinein gezogen hat und schließlich mit einer heißen Lösung, genauer Kieselsäure, aufgefüllt wurde und schließlich zu Quarz erstarrt ist.
Als im Laufe der Jahre das umliegende, weichere Gestein abgetragen wurde, blieb der Pfahl schließlich als Fels stehen. Besonders interessant sind auch die Bestandteile des Gesteins, neben dem reinen Quarz, der für die Glasindustrie verwendet wurde, findet sich im Pfahl auch Silizium, das für jegliche technische Geräte gebraucht wird. Im weiteren Verlauf des Rundgangs bekommt man schließlich noch zahlreiche Informationen zum Pfahl-Abbau, der von 1892 bis 1992 im Steinbruch stattgefunden hat.
Im Biotop leben Gelbbauchunke und Ringelnatter.
Die letzte Station des Spaziergangs befindet sich schließlich bei den Biotopen im ehemaligen Steinbruch, der heute als Lebensraum für viele Tierarten, wie etwa die Gelbbauchunke oder die Ringelnatter dient. Vor allem, als jedes Kind von Müller zum Abschied einen Bergkristall geschenkt bekommen hat, war für jeden klar, dass sich diese Tour gelohnt hat.
Noch bis Oktober
Und genau das ist auch der Grund, wieso Dietmar Müller bei diesen Rundgängen mit so viel Freude dabei ist: „Es gibt einfach nichts Schöneres als draußen an der frischen Luft zu sein und neue Leute kennenzulernen, das hält einen fit, und es macht einfach nur Spaß."
Wer nun gerne selbst mehr über das „Naturvorzeigeobjekt" erfahren möchte, wie Müller den Großen Pfahl bei Viechtach nannte, hat noch bis 14. Oktober immer dienstags die Möglichkeit, an einer der rund eineinhalbstündigen Führungen teilzunehmen.
Treffpunkt ist um 15 Uhr am Parkplatz am Großen Pfahl bei Viechtach. Eine Anmeldung sollte bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 09942/1661 erfolgen.
Quelle: np, in Bogener Zeitung vom 23. August 2014, Seite 29
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