Mitterfels. Handgemachtes für den Fuß

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Diese Schuhe sind fast fertig: Lukas Niedermeier arbeitet an einem Paar seiner maßgeschneiderten Schuhe 35 bis 40 Stunden. Fotos: Verena Lehner – Vergrößern durch Anklicken!

Lukas Niedermeier ist Orthopädie-Schuhmachermeister aus Leidenschaft.

Er macht nicht nur Einlagen, sondern maßgeschneiderte Schuhe, die es in dieser Form nur bei ihm gibt.

Lukas Niedermeier sitzt im Verkaufsraum der Orthopädieschuhmacherei seiner Eltern in Mitterfels, während sein Vater nebenan in der Werkstatt arbeitet. Würde er nicht gerade unserer Mediengruppe von seinem Handwerk vorschwärmen, würde er jetzt neben ihm sitzen und mit ihm gemeinsam werkeln. An orthopädischen Schuheinlagen, handgemachten Schuhen oder anderen Sonderanfertigungen für einen gesunden Fuß. Das Leben des 27-Jährigen wurde von diesem Handwerk geprägt – und er möchte es fortführen. Mit derselben Leidenschaft und Philosophie wie sein Vater.

„Ich wollte nie etwas anderes machen. Das war mir irgendwie im Kindergarten schon klar“, sagt Lukas Niedermeier und lacht dabei. Gedrängt haben ihn seine Eltern dazu nie. „Ich bin einfach damit aufgewachsen. Und ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen.“ Seine Eltern, Sabine und Klaus Niedermeier, haben das Geschäft vor 30 Jahren aufgebaut. Erst in Haibach in einem kleinen Nebengebäude eines landwirtschaftlichen Anwesens, danach in Mitterfels. Dort war die Orthopädieschuhmacherei Niedermeier zunächst in der Burgstraße untergebracht. Vor 18 Jahren zog sie dann um in die Straubinger Straße.

Nachhaltigkeit steht an oberster Stelle

Nun steht mit Lukas Niedermeier die nächste Generation in den Startlöchern. Dem 27-Jährigen ist klar, dass er einer selten gewordenen Zunft angehört. „In meinem Meisterkurs waren wir gerade einmal zehn Gesellen aus dem Einzugsgebiet Bayern, Baden-Württemberg, Österreich und Südtirol. Das ist extrem wenig“, erklärt er. Umso wichtiger ist es ihm, seinen Beruf zu leben und das zu tun, wofür er da ist: Den Menschen ein gutes, hochwertiges Schuhwerk für einen gesunden Fuß zu machen. Und zwar eins, das nicht schon nach einem halben Jahr wieder kaputt ist, sondern so lange hält wie möglich. Denn Nachhaltigkeit steht bei den Niedermeiers an oberster Stelle. „Da hat mich mein Vater sehr geprägt und ich will diesen Nachhaltigkeitsgedanken auch später einmal unbedingt fortführen“, sagt Lukas Niedermeier. Dass es Leute gibt, die 150 Paar Schuhe daheim haben, sei für ihn eine schreckliche Vorstellung. „Wir müssen weg von dieser Wegwerfmentalität.“ Auch aus diesem Grund ist es Lukas Niedermeiers große Leidenschaft, gute, hochwertige Schuhe herzustellen, die ihren Besitzer ein Leben lang tragen. Dabei legt er größten Wert auf Qualität – sowohl bei den Materialien als auch bei der Arbeit. Seine Schuhe haben ein besonderes Detail, das es so in dieser Form an einem Schuh fast gar nicht mehr zu sehen gibt. Er wendet eine spezielle, sehr aufwändige Handnaht-Technik an, die „flexibel Nähen“ genannt wird. Dabei wird das Leder mit der Sohle von Hand so vernäht, dass an der Naht eine verwebte Optik entsteht.

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Das Markenzeichen von Lukas Niedermeier: Die spezielle Naht mit Web-Optik, mit der Leder und Sohle verbunden werden. – Vergrößern durch Anklicken!

Gelernt hat er diese Technik bei seinem Vater. „Als ich sie bei meiner Gesellen- und auch bei meiner Meisterprüfung angewandt habe, waren die Prüfer beeindruckt. Sie hatten das noch nie gesehen, weil das heutzutage so gut wie keiner mehr macht“, erzählt der 27-Jährige. Etwa zwei Stunden dauert es, bis er so ein Paar Schuhe vernäht hat. Warum er sich diese aufwändige Naht antut? „Weil’s gut ausschaut und die Haltbarkeit des Schuhs erhöht.“ Insgesamt stecken 35 bis 40 Arbeitsstunden in einem Paar maßgeschneiderter Schuhe. Gefertigt werden sie ganz nach Wunsch. Leder, Farbe, Sohle – alles kann sich der Kunde aussuchen. Damit der Schuh optimal passt, wird der Fuß mit derselben Technik vermessen, die Klaus und Lukas Niedermeier auch bei der Erstellung von orthopädischen Einlagen anwenden. Ein Scanner tastet mit vielen, kleinen Metallstiften den Fuß ab und erstellt so einen 3-D-Scan. So wird der Fuß optimal vermessen und Einlage oder Schuh können perfekt angepasst werden.

Vater und Sohn sind sich meist einig

Nur wenige Orthopädie-Schuhmacherwerkstätten verwenden diese Vermessungstechnik. Klaus Niedermeier nutzt sie bereits seit Mitte der 1990er Jahre. „Mein Vater hat immer geschaut, dass er auf dem neuesten Stand der Technik ist. Das gehört dazu, wenn du die Kunden optimal versorgen willst.“ Etwas, das auch Lukas Niedermeier sich fest vorgenommen hat. Ob es etwas gibt, was ihn von seinem Vater unterscheidet oder was er vielleicht komplett anders machen möchte? „Nicht wirklich“, sagt Lukas Niedermeier und muss schmunzeln. „Wir sind uns da schon relativ einig.“

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Zwei Orthopädie-Schuhmacher aus Leidenschaft: Klaus Niedermeier (l.) und Sohn Lukas.  Vergrößern durch Anklicken!

Ein Leben für gesunde Füße

Die Schuhtechnik Niedermeier ist ein reiner Familienbetrieb. Klaus und Lukas Niedermeier stehen in der Werkstatt, Sabine Niedermeier kümmert sich um die Buchhaltung. Nachdem er die Wirtschaftsschule abgeschlossen hatte, absolvierte Lukas Niedermeier zuerst die dreijährige Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Danach hat er sich zum Orthopädie-Schuhmacher ausbilden lassen. Dreieinhalb Jahre dauert dies. Danach folgten sein Gesellenjahr und im Anschluss die zweijährige Meisterschule. Seit 2022 ist er Orthopädie-Schuhmachermeister.

Seine zweigleisige Ausbildung ermöglicht es Lukas Niedermeier, sowohl den kaufmännischen als auch den fachlichen Aspekt seines Gewerbes gut im Griff zu haben. Beide Ausbildungen hat er im elterlichen Betrieb absolviert. „Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile“, sagt Lukas Niedermeier. Aber sein Vater hatte damals dringend eine Entlastung in der Werkstatt gebraucht und so war klar für ihn, dass er als Lehrling in der väterlichen Werkstatt einsteigt.

Während er sich mit seiner Mutter bei der kaufmännischen Ausbildung erst ein bisschen zusammenraufen musste, hat es mit seinem Vater in der Werkstatt von Anfang an recht gut funktioniert. „Er hat mich machen lassen, das war gut.“ Was Lukas Niedermeier mit seinem Vater teilt, ist zum einen die große Leidenschaft für gutes Schuhwerk und zum anderen den Kampf dafür, das Bewusstsein bei den Leuten zu wecken, dass man mit einem hochwertigen, langlebigen Produkt für den Fuß dem ganzen Körper etwas Gutes tut.

Bevor Klaus Niedermeier einem Kunden Schuhe oder Einlagen anpasst, lässt er sich deshalb immer zwei, drei Paar Schuhe des Kunden bringen, um zu sehen, ob die Probleme beim Gehen oder Stehen nicht einfach auch vom falschen Schuh kommen. Um dieses Bewusstsein für gute Schuhe und das Schusterhandwerk im Allgemeinen auch in der Praxis zu schärfen, gibt Lukas Niedermeier auch Kurse, in dem sich die Teilnehmer einen Schuh selber machen können. Und zwar einen Mokassin als Hausschuh – eine Idee seines Vaters. Woidkassin nennen die Niedermeiers diesen Schuh. „Das ist unsere Alternative zu den gängigen Barfußschuhen, die meist aus Kunststoff bestehen. Für die Haut ist das nicht gut“, erklärt Lukas Niedermeier.

Der Woidkassin ist ein Hausschuh aus reinem Leder, bei dem die Haut atmen kann. Schon immer wollte Klaus Niedermeier einen solchen Schuh herstellen. Im Alltagsgeschäft hatte er dazu keine Zeit. Doch Seite an Seite mit seinem Sohn konnte er diese Vision nun endlich umsetzen.  

Verena Lehner/BOG Zeitung vom 6. November 2023 (Gen. der Lokalredaktion)

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