Mitterfels
„Ein Begräbnis als Erlebnis!“
Ende gut – alles gut? Fotos: Bernd Vogel - Vergrößern durch Anklicken!
Mitterfels. Erfolgreiche Premiere des Musicals „Zum Sterben schön“ - Weitere Termine
Gefährlich wolkenverhangener Himmel. Die Hitzewelle ist kurzzeitig unterbrochen. Dennoch steigt das Premierenfieber im Luftkurort. Zu Recht.
Eine Stunde vor dem Start ist alles zugeparkt. Ein letzter Platz findet sich vor der Schule. Und dann ab ins Theater, zur Premiere des Musicals „Zum Sterben schön“ des Burgtheatervereins.
Schon der Titel verrät, dass es wohl etwas morbid zugehen wird. Zwei konkurrierende Bestatter, ein egomanischer Bürgermeister und eine schwierige Liebschaft sind der Mix, aus dem die Komödie gemischt ist. Sepp Fischer, Regisseur der Truppe seit 2001, hat ganze Arbeit geleistet. Dass das Projekt gelungen ist, zeigte sich in seiner zufriedenen Miene beim lang anhaltenden Schlussapplaus.
Professionelle Akteure
Auch beim Bühnenbild (Ben Engl) wurde geklotzt und nicht gekleckert. Zwei Bestattungsinstitute, eine Music Hall und zwei Spielebenen hat der Meister mit seinem Bruder Tobias da hingezaubert. Eine Schublade in Kubikmetergröße, die eine ganze Wohnung beherbergt, und riesige bewegliche Wände schaffen ständig neue Spielorte. Und wenn’s mal klemmt, überspielen die Schauspieler das mit improvisierten Texteinschüben oder einem professionellen Lächeln.
Doch jetzt zum „Musical für die Ewigkeit“: Mit dem Film „Grabgeflüster“ als Vorlage hat sich der Burgtheaterverein mit viel Wortwitz, gut choreografierten Tanzeinlagen (Magdalena Probst) und einer bestechenden musikalischen Unterstützung (Geburtstagskind und musikalische Leiterin Klaudia Salcovic-Lang) singend und spielend durch den Abend getanzt.
Boris (Jiri Mares) betreibt das Bestattungsunternehmen Plots im walisischen Wrottin-Powys. Sein Konkurrent Frank (Gerhard Artinger) hält mit seinem listigen Kompagnon Delbert (Heribert Schambeck) dagegen. Um jede Leiche, also jede Bestattung, wird gekämpft – mit harten Bandagen. Boris, ständig abgelenkt durch die unerfüllte Jugendliebe zu Betty (Sina Vöst), ist der seriöse Geschäftsmann, während Frank in John-Wayne-Manier mit dem „Sarg des Monats“ und Rabatten („Die zweite Beerdigung gibt’s zum halben Preis“) oder „Grabesschnuppertagen“ um Kundschaft buhlt.
Delbert und Frank trauen Boris nicht über den Weg.
Über allem steht der eiskalte Bürgermeister Hugh (Ben Engl), dem die Beerdigung seiner Mutter (bis zum Ableben Petra Peschke) gar nicht billig genug sein kann: „Sie wollte es immer einfach!“ Dass das „Paketangebot“ des Bestatters trotzdem einen kostenpflichtigen Sarg enthält, muss das knausrige Stadtoberhaupt erst einmal verkraften. Genauso wie seine agile Sekretärin Meredith (Simone Schötz), die mit allen Waffen einer Frau ihren Chef immer wieder zu Überstunden auf und hinter dem Rathausschreibtisch verführt.
Ach, was Sie noch gar nicht wissen: Hugh ist der Ehemann von Betty, die unter seiner Knute ein Aschenputteldasein führt. Es kommt, wie es kommen muss: Boris gesteht der, zugegebenermaßen, zuckersüßen Betty seine Liebe. Die beiden kommen, wie sollte es auch anders sein, zusammen, als der Bestatter ihr Kekse aus einer Urne anbietet, Betty bleibt dabei aber immer von Zweifeln geplagt.
Meredith plant derweil, ihre Konkurrentin mit Gift auf dem Dorffest auszuschalten, um den Bürgermeister ganz für sich allein zu haben. Boris möchte mit Betty nach Tahiti fliehen. Damit das gelingt, muss sie aber vorher „sterben“. Es entwickeln sich natürlich turbulente Szenen. Betty stürzt eine Klippe hinunter, was sie selbstverständlich unbeschadet übersteht. Aber der Verbündete Dr. Owen (Lukas Butterworth) hilft mit einem gefälschten Totenschein nach.
Dass Betty plötzlich als „Geist“ dem trinkfreudigen Dick (Dirk Ansorg) über den Weg läuft, bringt die Geschichte zum Überschäumen. Der Eskalation steht nichts mehr im Weg. Tolle Showeinlagen, ein Event-Begräbnis mit Frank, der, verkleidet als Phantom der Oper, eine Tote (Marie Artinger), als Marionette an langen Fäden von Delbert geführt, wiederauferstehen lässt, Geister, die den Bürgermeister samt Freundin heimsuchen. Klamauk, der Spaß macht.
Noch zwei Aufführungen
Warum der Totengräber (Dominik Mantzke) glaubt, es sei schon wieder Ostern, und nebenbei erfährt, was „manuelle Baptisten“ sind, und Miss Gwinfert (Michaela Hofmann) ihre perfekt gespielte Trauer gekonnt in Interesse an Boris umwandelt, wird auch geklärt. Wer am Ende bei dieser Geschichte freiwillig ins Kloster geht und ob sich eine Reise zu den Mädchen auf Tahiti tatsächlich lohnt, das muss man schon selbst herausfinden.Die nächste Chance, das Musical in Mitterfels zu sehen, gibt es am Freitag, 7. Juli, die letzte am Samstag, 8. Juli.
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Bernd Vogel/BOG Zeitung vom 26. Juni 2023
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