Haselbach
Haselbach entwickelt als erste Landkreisgemeinde ein Gemeindeentwicklungskonzept
Simon Haas erklärt Gunter Schramm und Jennifer Ganek (von links), wo die Randgebiete liegen, die auch einbezogen werden. Foto: Sandra Hartl – Vergrößern durch Anklicken!
Eine „coole Sache“
Haselbach. Als erste Gemeinde im Landkreis Straubing-Bogen erarbeitet Haselbach ein Gemeindeentwicklungskonzept (GEK). Bis 2040 sollen dabei ...
... Ziele, Maßnahmen und Projekte festgelegt und umgesetzt werden. Bei einem Pressegespräch erläuterten am Dienstag Bürgermeister Simon Haas und Gunter Schramm sowie Jennifer Ganek von der Firma Planwerk Stadtentwicklung aus Nürnberg, welche die Gemeinde unterstützend begleiten wird, wie das Konzept aussehen kann und wie die Bürger eingebunden werden.
„Das Ganze klingt zwar erst ein bisschen trocken, ist aber eine coole Sache, die wir da vor haben“, sagte Simon Haas. Spannend werde das GEK durch die aktive Beteiligung der Bürger. Auch die Beratungsgesellschaft Dr. Fruhmann und Partner aus Parsberg steht der Gemeinde zur Seite. Zur ersten Abstimmung findet am Freitag, 16. September, um 19 Uhr im Gasthaus Häuslbetz eine Auftaktveranstaltung statt, zu der die Bevölkerung willkommen ist. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. „Das, was zusammen mit den Bürgern erarbeitet wird, sehen wir als Leitfaden für kommunalpolitisches Arbeiten“, sagt Haas. „Denn auf kommunaler Ebene wollen wir uns um strategisches Arbeiten bemühen.“
Dafür seien die Ideen und Meinungen der Öffentlichkeit gefragt, um die Gemeinde unter anderem in den Bereichen demografischer Wandel, Wohnraumversorgung, Nahversorgung, Mobilität und Klimaanpassung voranzubringen. „Die Zeiten sind vorbei, in denen die Bürger einen Gemeinderat gewählt und den einfach machen lassen haben.“ Das sei gut so, denn der Zusammenhalt sei der Vorteil, den eine kleine Gemeinde gegenüber einer größeren Stadt habe. „Durch Corona hat es eine ungewollte Urbanisierung gegeben“, findet der Bürgermeister. Deshalb wolle er, dass die Bürger wieder näher zusammenrücken.
Die Leute von Anfang an in den Prozess einbinden
Auch Gunter Schramm sagt, dass es gut sei, die Leute von Anfang an mitzunehmen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. „Wir brauchen die Schultern der lokalen Akteure: Landwirte, Geschäftsleute, Vereinsvertreter und Bürger.“ Auch der Fördergeber – das Amt für ländliche Entwicklung Niederbayern (ALE) beteiligt sich mit 50.000 Euro an den Kosten in Höhe von 70.000 Euro – lege Wert darauf. Hintergrund des Ganzen sei es, Projekte auf den Weg zu bringen und im Idealfall erneute Förderungen dafür zu bekommen, wenn eine kleine Gemeinde die Kosten nicht stemmen könnte.
Bei der Erarbeitung des Konzepts werde es Ortsspaziergänge, Arbeitskreise zu den Zielvorstellungen, eventuell Exkursionen in Beispielgemeinden und ein sogenanntes Webmapping geben, wie Jennifer Ganek erklärt. Bei diesem digitalen Werkzeug können Bürger im Internet ihre Ideen verorten und die Vorschläge anderer „liken“, „disliken“ – sie also als gute oder schlechte Idee markieren – und kommentieren. Die Beiträge werden von der Beratungsgesellschaft moderiert. Man müsse lediglich seine E-Mail-Adresse für Rückfragen angeben, sei aber für andere Nutzer anonym.
Die Multimedialität ist ein Aspekt, der das GEK auch für Simon Haas attraktiv gemacht hat. Face to face – also von Angesicht zu Angesicht – und digital sei die ideale Mischung, um alle Bürger individuell abzuholen. „Bisher hatte der Bürger selbst eine Holschuld, wenn er sich informieren wollte. Da musste er in die Gemeinderatssitzung kommen.“ Nun müsse man auch an diejenigen denken, die die Zeit und Muße dazu nicht hätten. Online könne sich daher auch beteiligen, wer keine Gelegenheit hat, die Sitzungen zu besuchen.
Mit dem Gemeinderat wird es aber zwischenzeitlich immer wieder Abstimmungen geben. „Da prüfen wir zum Beispiel, ob es bei manchen Vorschlägen Fettnäpfchenwahrscheinlichkeiten gibt“, sagt Schramm.
Auch kleinere Ortsteile werden eingebunden
Im Mittelpunkt der Arbeiten soll nicht nur der Kernort Haselbach stehen, wie Bürgermeister Haas betont. Auch die kleineren Ortsteile und deren individuelle Bedürfnisse sollen berücksichtigt werden. Deshalb habe er in manchen Gemeindeteilen Flyer in die Briefkästen gesteckt, die auf die Auftaktveranstaltung hinweisen. „Ich möchte ein wichtiges Signal für die Bürger in den Randgebieten setzen, damit sie sehen, dass sie und ihre Anliegen sehr wohl wahrgenommen werden.“
Nach der Auftaktveranstaltung soll es Spaziergänge durch die einzelnen Ortsteile geben, in denen Handlungsbedarf besteht. „Im Herbst, bevor die Uhr umgestellt wird, funktioniert das am besten“, berichtet Jennifer Ganek von ihren Erfahrungen. Für das Online-Forum biete sich die Weihnachtszeit an, sagt Gunter Schramm. „Da haben die Leute Zeit.“ Im Vorfeld habe man sich Gemeinden angeschaut, die bereits ein GEK entwickelt hatten, sagt Haas. Im Landkreis gibt es bislang noch keine. „Es ist aber auffällig, dass die Nachbargemeinden das nachmachen, wenn sie sehen, dass es funktioniert.“
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