UNESCO. Internationaler Tag der Muttersprache am 21. Februar 2015

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UNESCO betont 2015 die Bedeutung der Sprache für inklusive Bildung

 

Am 21. Februar wird weltweit der Tag der Muttersprache begangen. Auf Vorschlag der UNESCO wurde der Welttag im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen ausgerufen, um an die Bedeutung der Muttersprache als Ausdruck der kulturellen Identität zu erinnern. In diesem Jahr steht der Welttag unter dem Motto "Inclusive Education through and with Language – Language Matters". Die UNESCO betont damit die wichtige Bedeutung des muttersprachlichen Unterrichts für eine inklusive Bildung.

Weitere Informationen - hier klicken: [http://www.unesco.de/tag_der_muttersprache_2015.html]

 

sepp obermeierSepp Obermeier, Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache:

Tag der Muttersprache am 21. Februar 2015. Der Jugend eine mediale Sprachheimat!

Von einem neuen digitalen Eisernen Vorhang sprachen bayerische Oppositionspolitiker letzte Woche: Das Österreichische Fernsehen, ORF, soll im bayerischen Grenzgebiet verschlüsselt werden. Der Abschied von liebgewonnenen identitätsstiftenden Fernsehsendungen unserer bairisch sprechenden Nachbarn wurde beklagt. Ein Hinweis an unsere Volksvertreter: Mit mehr mundartlichen Anteilen im Bayerischen Rundfunk könnte man diesen Verlust leicht kompensieren und aus dem Sendersuchlauf einen Identitätssuchlauf machen.

Es hat ja durchaus den Anschein, dass es der Politik und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Bayern nach Jahrzehnten gelingt, den Begriff „Heimat“ von tümelnden Klischees zu befreien und damit eine pragmatische Weltoffenheit inmitten der Segnungen und Risiken der Globalisierung sicher zu erden. Mit der Schaffung eines Heimatministeriums und der Installation des neuen digitalen Hörfunksenders „BR-Heimat“ sollte man jedoch nicht auf halbem Wege stehen bleiben.

Der mittleren und älteren Generation sendetechnisch eine Wohlfühlnische und ein digitales Rentnerbankerl einzurichten, der jungen Generation aber weiterhin keine Sprachheimat für deren Heimatsprache zu geben, ist unseres Erachtens der falsche Weg. Schon vor zehn Jahren hat die Jugend in den sozialen Netzwerken begonnen, im Dialekt zu kommunizieren, hat aus der Mundart eine Schreibart gemacht und damit eine kleine sprachkulturelle Revolution auf den Weg gebracht. Dieses neue muttersprachliche Selbstbewusstsein findet aber in den audiovisuellen Medien kein Echo. Damit endlich das Eis für einen selbstverständlichen Dialektgebrauch in der Öffentlichkeit gebrochen wird, fordern wir vom Bayerischen Rundfunk, dass er dieser neuen Sprachwirklichkeit Rechnung trägt und dem sprachlichen Selbstbewusstsein der „Generation Facebook“ die öffentlich-rechtliche Salonfähigkeit zukommen lässt. Hörfunk- und Fernsehsendungen für die Jugend mit Moderatoren, die neben der Standardsprache ganz selbstverständlich auch auf Nordbairisch, Mittelbairisch, Schwäbisch und Fränkisch durch die Sendung führen, wären aus dem Stand ohne finanziellen Mehraufwand mit etwas gutem Willen möglich.

Unsere Forderung an den staatlichen Rundfunk mit kulturellem Auftrag sollte nicht als übliche obligatorische Erinnerungstagsrhetorik zum Internationalen Tag der Muttersprache eingeordnet werden, sondern als verzweifelter Hilferuf. Denn wir mussten im vergangenen Jahr mit Kopfschütteln feststellen, dass selbst Vereinsobere unter den Mundartschützern der eigenen Sache einen Bärendienst erweisen, indem sie sich bei Jubiläumsgrußworten und Interviews als notorische Dialektvermeider in den Audio- und Videoportalen unglaubwürdig verewigen.

Dass Bairisch nicht verstaubt, sondern kompatibel ist mit der „Heimat 2.0“, dafür gäbe es Sendematerial genug. Etwa über das Robert-Schuman-Gymnasium in Cham, das angehenden Abiturienten vorwissenschaftliche Seminararbeiten über das Thema „Bayerns Dialekte“ angeboten und für die 15 Seminarplätze eine vierfach so hohe Nachfrage zu verzeichnen hatte. Oder über einen unbekannten Aspekt bei der Entwicklung des weltweit größten Schreitroboters, des „Further Drachen“: Die Entwicklungssprache im Team junger Ingenieure aus den Landkreisen Cham und Regen war Nord-Mittelbairisch. Hoamat und Hightech oder Teamwork und Hirnschmoiz!

Sepp Obermeier

aus Gossersdorf (Kreis Straubing-Bogen) ist Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache. Der Verein hat sich in den letzten Jahren vor allem mit der Verleihung der Bairischen Sprachwurzel einen Namen gemacht. www.bund-bairische-sprache.de

 

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