Haselbach
Mehr miteinander
Ein erfolgreiches Projekt, das aus einer Kooperation aus Volkshochschule und Quartiersmanagement entstanden ist: der Aquagymnastik-Kurs für Senioren im Mitterfelser Freibad. Foto: Sandra Groth – Vergrößern durch Anklicken!
Das Quartiersmanagement in Mitterfels und Haselbach ist gut angelaufen.
Doch es gibt noch viel zu tun. Ein Ziel: Der Aufbau einer gut funktionierenden Nachbarschaftshilfe.
Es sind gerade einmal gut drei Monate vergangen, seit Andrea Baumgartner und Sandra Groth als Quartiersmanagerinnen für Haselbach und Mitterfels im Einsatz sind. Bei einem Treffen mit den beiden wird schnell klar: Langweilig wird ihnen nicht. Denn es gibt viel zu tun – sowohl im Bereich der Seniorenberatung als auch beim Aufbau eines gut funktionierenden Hilfs-Netzwerkes unter den Bürgern. Denn ihr oberstes Ziel ist: den Senioren in ihrer Heimatgemeinde so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Andrea Baumgartner ist Quartiersmanagerin für die Gemeinde Haselbach, Sandra Groth für Mitterfels. Beide sind sich einig: „In diesem Job steckt unser Herzblut.“ Deshalb zählen sie auch keine Stunden. „Denn im Grunde sind wir quasi von Montag bis Sonntag im Einsatz“, sagt Sandra Groth. Andrea Baumgartner bestätigt das. „Als ich mir letztens beim Feuerwehrfest einen Steckerlfisch geholt habe, haben mich beim Anstehen gleich zwei Leute angesprochen, die meine Hilfe gebraucht haben“, erzählt Andrea Baumgartner und lacht. „Aber das ist ja auch schön. Die Leute kennen uns einfach, das macht uns unsere Aufgabe auch leichter.“
Die beiden Quartiersmanagerinnen sind Ansprechpartnerinnen für die verschiedensten Bereiche - egal, ob es um Fragen rund um Pflege im Alter, Aktivitäten, Ausflüge oder Kurse für Senioren, Anträge für Pflegestufen, altersgerechte Wohnmöglichkeiten oder sonstiges geht. Baumgartner und Groth haben für jeden ein offenes Ohr - für die Senioren, aber auch für deren Angehörige. So verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch ihre Anliegen, sagt Andrea Baumgartner. „Deshalb ist das Wichtigste an unserem Job, immer flexibel zu sein. Es gibt kein Schema F nach dem wir arbeiten können, denn die Bedürfnisse von manchen ändern sich oft fast täglich.“
Viele Senioren wollen wieder aktiv werden
Doch was sind die drängendsten Probleme im Seniorenbereich in Mitterfels und Haselbach? „Bei den Menschen, die sich bei uns melden, geht es im Grunde meist um zwei zentrale Themen“, erklärt Baumgartner. Die einen rufen an, weil sie Anschluss suchen und wieder aktiv werden wollen. Die anderen sind meist pflegende Angehörige, die Beratung und Unterstützung brauchen. Zusätzlich zu ihrer Beratungstätigkeit sind die beiden Quartiersmanagerinnen derzeit vor allem damit beschäftigt, eine gut funktionierende, unentgeltliche Nachbarschaftshilfe aufzubauen. Denn oft brauchen ältere Menschen nur ein bisschen Unterstützung, um ihren Alltag allein bewältige können. Einkaufen gehen, Hilfe bei der Hausarbeit, im Garten oder beim Schneeschaufeln, kleine Reparaturen erledigen - normale Alltagsdinge eben „Wir sind für jeden Freiwilligen, jede helfende Hand, dankbar“, sagt Groth. „Und wir können auch jeden gebrauchen, egal ob alt oder jung“, bestätigt Baumgartner.
Neben der Bewältigung von Alltagsdingen, sollen ältere Menschen auch wieder mehr in das soziale Leben integriert werden - durch gemeinsame Ausflüge, kulturelle Angebote, Kartenrunden, Spielenachmittage oder Sportkurse. „Auch dafür brauchen wir Freiwillige, die das auf die Beine stellen und auf dem Laufenden halten“, so Baumgartner. Gemeinsam mit der Vhs Mitterfels konnte zum Beispiel erst kürzlich ein Aquagymnastikkurs im Freibad gestartet werden. Alle Plätze sind belegt.
Sie freuen sich darüber, dass das Quartiersmanagement gut angelaufen ist (v. l.): Haselbachs Bürgermeister Simon Haas, die beiden Quartiersmanagerinnen Andrea Baumgartner und Sandra Groth und der Mitterfelser Bürgermeister Andreas Liebl. Foto: Verena Lehner – Vergrößern durch Anklicken!
Altersgerechtes Wohnen ist ein zentrales Thema
Neben der Nachbarschaftshilfe wird laut Groth und Baumgartner auch altersgerechtes Wohnen das zentrale Thema werden in den kommenden Jahren. „Denn die meisten Menschen wollen auch im Alter daheim in ihren vier Wänden oder wenigstens in ihrer Heimatgemeinde bleiben“, sagen sie. Dass dies mit seniorengerechten Wohnungen und Wohnkonzepten ermöglicht wird, ist auch ein Anliegen der beiden Bürgermeister Andreas Liebl (Mitterfels) und Simon Haas (Haselbach). Die beiden stehen voll hinter dem Konzept des Quartiersmanagements. „Es muss unser Ziel sein, dass nicht jeder, der einmal ein bisschen Hilfe braucht, gleich in ein Seniorenheim muss. Da gibt es noch viele Zwischenstufen“, sagt Haas. Liebl sieht das genauso. „Es kann nicht sein, dass wir die Menschen, die unsere Gemeinde mitaufgebaut haben, im Alter dann wegschicken müssen.“
Dass das nicht leicht wird, ist beiden klar. Aber mit dem Quartiersmanagement geht es auf jeden Fall einen Schritt in die richtige Richtung. Davon sind sie überzeugt.
Helfer gesucht
Wer sich bei der Nachbarschaftshilfe engagieren will – egal in welchem Bereich –, der kann sich bei Sandra Groth (Tel. 0151/42226487, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) oder Andrea Baumgartner (Tel. 0160/4509698, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) melden.
Quartiersmanagement: Niederwinkling war Vorreiter
Es ist ein relativ sperriger Begriff, der vielleicht nicht gleich auf den ersten Blick deutlich macht, worum es eigentlich geht: das Quartiersmanagement. „Viele denken, wir vermitteln hier nur Wohnungen“, erzählt die Haselbacher Quartiersmanagerin Andrea Baumgartner. Dabei geht es beim Quartiersmanagement um viel mehr, und zwar darum seniorengerechte Konzepte in Kommunen zu entwickeln, die es den Menschen ermöglichen, zu Hause selbstbestimmt alt werden zu können. Das „Quartier“ ist somit als Überbegriff für das soziale Umfeld zu sehen, in dem sich die Senioren bewegen. Ein seniorengerechtes Quartierskonzept setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Dazu gehören neben dem Wohnen und der Grundversorgung auch der Aufbau von sozialen Netzwerken sowie eine ortsnahe Unterstützung und Pflege.
Vorreiter in Sachen Quartiersmanagement im Landkreis Straubing-Bogen ist die Gemeinde Niederwinkling. Bereits seit 2018 gibt es mit Rita Widmann dort eine Quartiersmanagerin - und das mit großem Erfolg. Im Frühjahr 2019 zeichnete das Bayerische Sozialministerium das Niederwinklinger Quartierskonzept mit dem Bayerischen Integrationskonzept aus.
Mittlerweile kann sich die Gemeinde dort über ein gutes Netzwerk freuen, in dem Jung und Alt zusammenkommen. Neben Kaffeetreffen, Kartenrunden und vielem mehr bietet zum Beispiel die KLJB Oberwinkling einmal pro Monat eine Handysprechstunde an, bei der die Senioren in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen Fragen rund um Handy, Tablet und Laptop an ihre jüngeren Mitbürger stellen können.In diese Richtung soll es auch in Mitterfels und Haselbach gehen. Deshalb haben sich die beiden Gemeinden beim Quartiersmanagement zusammengetan. Veranstaltungen sind immer für die Senioren beider Gemeinden zugänglich, es werden gemeinsame Ausflüge organisiert und die beiden Quartiersmanagerinnen können sich auch gegenseitig vertreten. So ist immer ein Ansprechpartner da.
Diese Art der interkommunalen Zusammenarbeit gibt es in Bayern bislang noch nicht. „Unsere beiden Gemeinden sind ohnehin schon eng vernetzt und wir haben alle die gleichen Probleme. Deswegen haben wir uns zusammengetan, sagt Haselbachs Bürgermeister Simon Haas. „Und es funktioniert“, bestätigt der Mitterfelser Bürgermeister Andreas Liebl.
Verena Lehner/BOG Zeitung vom 5. Juli 2023 (Gen. der Lokalredaktion)
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