Feierliche Eröffnung: Salettl-Rettung im Freilichtmuseum Finsterau

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Jetzt ist wieder Leben im wunderschönen renovierten Salettl im Freilichtmuseum Finsterau, einst Tanz- und Trinkhalle in Passau Mariahilf (Foto: Maria Wagner)

Rund 50.000 Besucher kommen jährlich ins Freilichtmuseum Finsterau - und lassen sich dort das frühere Leben, Wirtschaften und Bauen im Bayerischen Wald näherbringen. Die Arbeiten am "jüngsten Kind" sind vor kurzem abgeschlossen worden. Direkt neben der Museumsgaststätte, der „Ehrn", wurde ein Salettl, das viele Jahre auf dem Mariahilf-Berg in Passau gestanden hat, in mühevoller Handarbeit wieder aufgebaut.

 

Hochkarätige Vertreter aus Politik und Wirtschaft waren zur feierlichen Eröffnung des Salettl ins Freilichtmuseum Finsterau gekommen. Der Museumsdirektor Dr. Ortmeier gab einen Blick auf die Geschichte des 132 Jahre alten Hauses. Mathias Spät hat damals in die Errichtung dieser Vergnügungshalle zwischen Passau, Walfahrtskirche Mariahilf und der Straße nach Schärding investiert. 1971 wurde die Nutzung eingestellt, weil Brandschutzbestimmungen nicht eingehalten werden konnten. Seitdem verfiel der einstmals prächtige Holzbau. 1976 wurde das Gasthaus für immer geschlossen. Den ersten Hinweis auf die Rettung dieses Bauwerks kam 2010 von den Vorständen des Bürgerverein Forum Passau.

Bezirkstagspräsident Manfred Hölzlein begrüßte die Gäste und freut sich über die Rettung des Tanzbodens. Schon wegen der hohen Renovierungskosten für den Träger von 400.000 € war es eine besondere Leistung, in so kurzer Zeit ein so wunderbares Vorzeigeprojekt abschließen zu können. „Jetzt wird das Museum um eine Attraktion reicher. Die Stadt Passau hat sich jahrelang um eine Erhaltung dieses bedeutenden Denkmals bemüht, schließlich blieb nur die Rettung in das Freilichtmuseum als letzte Chance. Allen Handwerksbetrieben, die tolle Arbeit geleistet haben, sei herzlich gedankt. Es ist selten, dass wir Zukunftsgestaltung in so sinnfällig schöner Weise tun können, wie bei diesem alten Tanzsaal, der uns als Zeugnis einer reichen handwerklichen Tradition und einer lebensfrohen Bürgergesellschaft erhalten geblieben ist." Restaurator Rudi Ranzinger hat in liebevoller Detailarbeit selbst farbliche Rekonstruktionen originalgetreu nachgebildet.

Der bayerische Staatsminister Helmut Brunner führte aus: „Gerade in Finsterau und Mauth sind Kultur, Geschichte und Brauchtum fest verankert. Hier spürt man die Identität, die Wurzeln. Die Freizeitgestaltung war früher eine andere. Man hat sich Zeit genommen nach der harten Arteit, um selbst einen aktiven Beitrag zum Kulturangebot zu leisten. Der Bayerische Wald lebt auch heute noch von Brauchtum und Erlebtem."
Pfarrer Bernhard Kraus fand humorvolle Worte in seiner kurzen Rede und segnete das Salettl. „An Gottes Segen ist alles gelegen." (Quelle: http://muw-informativ.de)


 

Über den Beginn der Planung berichtete das Freiluftmuseum Finsterau im Mai 2010 auf seiner eigenen Webseite. Leider nicht mehr greifbar!

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Hans Kratzer (Süddeutsche) beschäftigt sich mit dem Begriff „Salettl":

Bayern besitzt herrliche Berge, Seen und Biergärten - und doch wird der Kenner bayerischer Lebenslust diese Paradiese nicht höher schätzen als ein lauschiges Plätzchen im Salettl. Der Begriff stammt aus dem Italienischen (saletta, kleiner Saal) und umschreibt einen Pavillon, ein Gartenhäuschen oder eine versteckte Veranda eines Gasthauses. Salettln sind typische Bauwerke des späten 19. Jahrhunderts, in dem Sonntagsausflüge modern wurden und die Gäste im Gartenhäuschen neben dem Wirtshaus ihr Bier oder ihren Kaffee einnahmen.
Ein schönes Salettl ist im Freilichtmuseum Glentleiten (Foto) zu bewundern. 130 Jahre lang stand ein Salettl im Garten von Maria Hilf in Passau. Nun findet der filigrane und renovierte Holzbau im Freilichtmuseum Finsterau im Bayerischen Wald eine neue Heimat.
Wir berichteten darüber in "Kratzers Wortschatz". (Der Link zur Süddeutschen ist nicht mehr möglich.)