Die ehemalige Bezirkssparkasse Mitterfels im späteren Kissl-Haus. Fotos: Riepl/Röhn – Vergrößern durch Anklicken!
Seit 1857 gibt es in Mitterfels eine Sparkasse – Franz Riepl erinnert sich
Direkt gegenüber der historischen Hien-Sölde, einem Blockbau aus dem 15. Jahrhundert, an der Ecke Burgstraße/Lindenstraße, steht das ehemalige Kissl-Haus, ebenfalls ein geschichtsträchtiges Haus. Bis 1897 befand sich hier ...
... die sogenannte Distriktsparkasse, eine der ältesten Sparkassen im niederbayerischen Raum. Bis 1957 wurde das Haus von der Familie Kissl bewohnt und ist heute ein schmuckes Mehrfamilienhaus in privater Hand. Die Sparkassenfiliale befindet sich jetzt in der Lindenstraße, nicht weit vom ehemaligen Kissl-Haus entfernt.
Franz Riepl beschäftigt sich mit der Geschichte des ehemaligen Kissl-Hauses. – Vergrößern durch Anklicken!
Der Mitterfelser Franz Riepl, ein Freund der Familie Kissl-Tremmel, hat sich mit der Geschichte der Sparkasse in Mitterfels beschäftigt, wobei er auf die Arbeiten des verstorbenen Mitterfelser Historikers Otto Wartner zurückgreift, der seine Kenntnisse unter anderem im Mitterfelser Magazin (14/2008) veröffentlichte.
In vielen Bezirken Niederbayerns gegründet
In vielen Bezirken Niederbayerns hat man um das Jahr 1840 herum die Sparkassen gegründet, um „die minderbemittelte Klasse zu unterstützen“, schreibt Otto Wartner. „Die einfachen Bürger sollten ihre von Zeit zu Zeit gemachten Ersparnisse sicher verwahren und vergrößern können, um bei Erwerbslosigkeit, Krankheit und Alter nicht der Armenkasse zur Last zu fallen.“
Auch sollten durch die Schaffung einer örtlichen Sparkassa-Anstalt der häusliche Sinn erweckt und verbreitet, der Wohlstand und die Sittlichkeit gehoben werden, schreibt Wartner. Außerdem ergebe sich damit die Möglichkeit, durch ein kleines Vermögen sozial aufzusteigen. Daher waren zunächst nur „kleine“ Leute zugelassen wie Minderjährige, Lehrlinge, Handwerksgesellen, Dienstboten, Fabrikarbeiter und Tagelöhner. Damit sich nicht Wohlhabende dieser Einrichtung bedienen konnten, hat man die Verzinsung auf maximal 300 Gulden pro Person beschränkt. 1874 fielen diese Beschränkungen durch staatliche Verordnung weg, erinnert sich Otto Wartner.
Die Vorgeschichte der Geldinstitute in Mitterfels begann 1857 mit der Gründung der „Sparkassenanstalt Mitterfels“, die sich bis 1921 in der Burgstraße 32 befand, im sogenannten Bauer-Schreiber/Paulus-Haus. Untergebracht war die Sparkasse im Wohnhaus des jeweiligen Sparkassenrechners. Im Jahr 1929 zog man in die Burgstraße 36 (bei Zimmermann) um. Damals war die Burgstraße mit ihren vielen Geschäften des täglichen Bedarfs und verschiedenen Ämtern die belebte Hauptstraße des Ortes.
Dieses alte Schild der Distriktsparkassa findet man im Burgmuseum Mitterfels.
Von 1929 bis 1957 hatte dann die Sparkasse ihren Sitz im Kissl-Haus, Burgstraße 40, bereits unter dem Namen Bezirkssparkasse, früher Distriktsparkasse. Schon im Januar 1936 hatte die Vereinigung der Bezirkssparkasse Mitterfels mit der Bezirkssparkasse Bogen stattgefunden. Die Geschäftsstelle Mitterfels wurde als Hauptzweigstelle weitergeführt mit eigener Kontoführung, so Wartner.
Ein 1923 ausgestellter Scheck erinnert an die Bank
Zu Beginn der Zwanzigerjahre, um 1923, gab es in Mitterfels eine weitere Bank, das Bankgeschäft Anton Nirschl, vormals Leo Otto Hampp (im heutigen Hause Kernbichl) mit Hauptsitz in München. Darauf weist eine Anzeige im Straubinger Tagblatt hin. Auch ein 1923 ausgestellter Scheck erinnert an das Bankgeschäft Anton Nirschl. Leider ist nicht bekannt, wo sich die Bank befunden hat.
Ebenfalls um das Jahr 1923 herum wurde als Filialbank die „Preysingbank, Seidenschwarz und Cie KG“ von Graf Preysing aus Deggendorf gegründet. Sie war im Haus der Spezerei Josef Meier in der Burgstraße 7 untergebracht. Bereits nach nur einem Jahr machte sie Konkurs, die Einlagen gingen zu 75 Prozent verloren.
Elisabeth Röhn, in BOG Zeitung vom 14. Mai 2022