Unbekanntes Land Donnerwinkel

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„Jeschasch, hab´ ich bewacht die Grenze 40 Jahre und jetzt kommst du mit Gewehr!“

Unbekanntes Land, sind die alten Wege, die noch heute durch die Wälder ziehen, stöberst durch hinterste Winkel, kramst in Vergangenheiten.

Neu seit 5. April: Der Goglhof

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Sind so viele Ideen, manches zu entdecken, heraus zu fieseln, was war und nicht wiederkommt. Vieles kannst du nur fühlen, das Spüren bekommt eine viel größere Bedeutung, Bäume können erzählen, sie wispern und tuscheln, flüstern dir zu, sie raunen und ächzen, - hörst hölzerne Wagenräder über Wurzeln poltern, die Axthiebe im Winterwald, das Sensenwetzen und granitene Knirschen. Ist das Glucksen in Gräben und das Kichern wilder Wurzeln, - geschehen unglaubliche Dinge!

Ist nur ein Landstrich mir ans Herz gewachsen, herrliche Jagdtage, viele Stunden ausgeharrt, auf verwegenen Wechseln wie eine Hirschkuh umhergezogen, habe manche Hirschlaus aus den Haaren gezupft, habe im Pucherbach meine Wasserflasche gefüllt, bin im zähen Nebel gesessen, habe die Zehen vor Kälte nicht mehr gefühlt, habe klitschnass die Wangen an eine Fichte gedrückt, Grünspan und Flechten angesetzt, mir eine Wetterseite zugelegt und mir hunderte Male schon versprochen, - diesmal war es echt das letzte Mal!

Ich komme immer wieder zurück!

Jäger sind eigenartige Geschöpfe! Diese Zeit hier ist nie umsonst, auch wenn du kein Stück Wild siehst! Es ist eben die Zeit, die ich hier verbringen darf, sie ist wichtig für mich. Es ist mein Weg der zählt!

Hier leben Menschen, die mich kennen, obwohl ich mir einbilde, ich hätte sie noch nie gesehen! Dort unten wissen sie von der Jägerin, die morgens um 4.00 Uhr in Hamry über die Ulava-Brücke fährt und mit dem Gewehr durch den Donnerwinkel pirscht. „Jeschasch, hab´ ich bewacht die Grenze 40 Jahre und jetzt kommst du mit Gewehr!“ Franta ein Jäger mit Gefühl und Leidenschaft, der viel mehr noch über Wald und Wild weiß, als wir je erfahren werden, schlägt die Hände über den Kopf: „Du bist verricktes Frau!“ Ja, und ich habe so vieles von ihnen gelernt, ich möchte keine Minute missen!

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Sonnenaufgang auf dem Osser - Vergrößern durch Klick ins Bild!

Und dann gibt es Bilder die ich abgespeichert in mir bewahre! Sonnenaufgang im Februar, zum Frühstück ins Böhmische! Mutterseelenallein stehe ich hier, dieser Tag gehört mir, stehe zwischen Himmel und Erde, fange die ersten Sonnenstrahlen, und dieser Sonne ist es scheißegal, wo Grenzen sind oder nicht! Die Erde dreht sich, ob wir wollen oder nicht, es wird Tag, es wird Nacht! Als kleiner Mensch stehe ich hier und halte die Kälte kaum aus! Und wir nehmen uns so wichtig, dass die alte Mutter Erde mancherorts grau und unansehnlich geworden ist! Das ist doch irre! Es scheint so, als käme alles wieder, irgendwann, zur rechten Zeit, vielleicht oder sowieso, was weiß ich! Bin unzählige Male über diesen Berg geschlichen, mich hinüber gedrückt, den Donnerwinkel mir eingeheimst, - nein, er hat sich in mir eingenistet, gibt den Funken zu neuen Ideen, lässt mich querwaldein hinunter streifen, ist die Freundschaft zu diesen Menschen, Hirsch und Sau und die Jagd um die Ruinen der einstigen Hofstellen. Schlummert Eigenartiges in den Wäldern, manches verschwunden in Ewigkeit, vieles lässt sich erahnen, gibt diese Gänsehautmomente, das, was dich berührt im Herzen.


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Osser

Seelen fliegen verdammt weit ...

Bergwärts ziehen,

steinige Wege,

hat die Not getrieben,

die Sehnsucht entfacht,

Leidenschaft verzaubert.

Die Liebe zur Heimat ist geblieben,

verwachsen, überwuchert,

altes Gemäuer,

finstere Geschichte.

Haben Füße den Boden verloren,

Menschen ihre Menschlichkeit,

bleibt vieles in Schluchten hängen,

Gräben mit uralten Erinnerungen,

zieht Misstrauen über frostige Waldbuckel,

ist dieses verfluchte „Nicht vergessen können“,

nur die Zeit vergeht,

Gedanken sind frei und grenzenlos,

haucht der Wind,

Lebenslust hinüber,

wächst nichts in den Himmel,

wissen es längst,

das Leben vergeht,

droben der Gipfel

im Sonnenglitzer,

ein Ort der uns zusammenführt,

Wolken ziehen,

kommen von irgendwo,

frag nicht woher, wohin sie ziehen,

Seelen fliegen verdammt dammt weit!

Seelen fliegen02 weisse Riegel

Blick über die Weißen Riegeln hinein ins Böhmische


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Der Goglhof

1945, seit 1935 Josef Glaser u. Marie, geb. Weber v. Muckenhof.

1907 sein Vater Karl Glaser (1878-1923) u. Maria, geb Aschenbrenner v. Hanneshof (1879-1947).

Vorher dessen Vater Georg Glaser (1841-1923) und Katharina, geb. Stöberl (1843-1918).

Er hat 1882 das Nachbaranwesen, das sog. Gütl, 31 ha, dazugekauft von Günther Rückl, Hüttenhof.

1903 baute er das Schutzhaus am Gütelplatz.

Vorher die Eltern Georg Glaser und Anna Maria, geb. Zöllner, Hammern.

Karl Glaser baute auf dem Hofdach einen Turm mit Glocke (1915).

1912 nutzte er die Wasserkraft des Osserbaches mit Wasserrad.

1920 baute er ein E-Werk ein.

1931 wurde die Turbine eingebaut.

1932 erfolgte der Neubau des Hofes mit Stall, Düngerstätte und Jauchengrube.

Gogl = Jakob

74,81 ha, davon 57,50 ha Wald

Quelle: Heimatbuch Hammern

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Osserbach am Goglhof, 2019 - Vergrößern durch Klick ins Bild!

In tiefen Gedanken verwoben gehe ich vorbei am Fenzlhof, hinauf in den Donnerwinkel, dort, wo sich Klammerloch und Osserbach treffen, verschwinde ich im Wald, mehr einem Bauchgefühl folgend, ein alter Weg zieht bergwärts den Osserbach entlang, kalt ist es noch in schattigen Lagen, droben auf dem Osser liegt noch Schnee, halten sich zäh diese Böhmerwaldwinter. Einsam lagen die Höfe verstreut im Wald.

Der Wald, die Natur, sie brachten diese Gottesfürchtigkeit, spross manche Saat, der Bauernstolz und künisch‘ Recht, schwarze Wolken zogen übers Land, kamen Blitz und Donner herüber, schickten manch Unbilden übern Grenzkamm, schleppten Not und Teufel in die Gegend, war das Leben allein schwer genug! Waren schwere Wetter und schlimme Zeiten, nicht alles gut und oft genug nur schöngeredet! Blieb so viel Hass und Furcht zurück, zog Stacheldraht durch die Wälder. War der Goglhof Sperrgebiet, drunten in Hammern huschten verstohlene Blicke herauf, manche Sehnsucht verkroch sich stumm in den Ulavaauen. Wucherte zwischenmenschlicher Mist in stummer Not vor sich hin, arbeiten, mit dem Wald leben, sich dem Dasein ergeben, - wird manche Lebensgeschichte immer wieder aufs Neue durchlebt, fängt gern von vorne an, der alte Mief! Haben Menschen auf beiden Seiten drunter gelitten, ist viel Unrecht geschehen.

Nur die Natur ist wilder geworden, war frei im Niemandsland.

Ja, der Goglhof, hat lange vor sich hin sinniert, hat gewartet eine Zeit lang, ob seine Leut‘ wiederkommen, blühen oft Kirschbäume tief im Wald. Sind die Balken morsch und wurmig worden, hat der Sturm die Schindeln gehoben, hat sich manch einer geholt, was er brauchen konnte, ist kalt und feucht und unmenschlich geworden, ist verfallen das alte Zeug, hat die Zeit vieles mit sich gerissen.

Sitze hier am Goglhof, erzählt der Wind und das Wasser mir ein paar Geschichten. Wer weiß schon, was gewesen wäre oder sein hätte können …?

Hüpft ein Zaunkönig aufgeregt auf brüchigen Mauerresten, schaukelt ein Trauermantel in der warmen Märzsonne - ist so friedlich und schön!