Mühlen an der Menach (03): Ein Perlbach namens Menach

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Der AK Heimatgeschichte Mitterfels e. V. hat in seiner Publikation "Mitterfelser Magazin" eine lückenlose Darstellung aller Mühlen an der Menach, ihrer Geschichte, der technischen Einrichtungen und ihrer Besonderheiten, zusammengetragen. Die "Mühlengeschichte" zieht sich durch viele Jahresbände des Mitterfelser Magazins. Wir veröffentlichen sie hier auf unserer Internetseite in "Fortsetzungen" und beginnen mit der Vorstellung des "Menachtales":

 

Das Haupt der Menach

Text und Fotos: Otto Wartner

006_muehlen_menach01Wie ein Königshof thront das Anwesen des Menhauptener Bauern Josef Höninger über dem Haupt der Menach.

Unterhalb des Gehöftes, in der weit geschwungenen Talmulde zwischen Hochberg und Haid, auf den Wiesen des Menhaupteners, drängt das von den Hängen kommende Wasser an vielen Stellen an die Oberfläche. 78 Quellaustritte hat Höninger einmal gezählt, darunter 14 mit hoher Schüttung. Grund dafür ist der weiße Tegel unter der Grasnarbe, der ein Versickern des Wassers in den Untergrund verhindert.

Menhaupten über dem Haupt der Menach

Trotz des Wasserreichtums auf eigenem Grund sitzt das Anwesen selbst auf dem Trockenen. Deshalb mussten die Vorfahren von weit her, vom Hochholz, mit hölzernen Rohrleitungen das benötigte Wasser dem Anwesen zuleiten. Diese Leitung hat längst ausgedient, der jetzige Besitzer aber hat noch ein Reststück davon ausgepflügt. Er selbst brauchte sie nicht mehr aufwändig unterhalten, denn das Wasserproblem löste sich auf einfache Weise, nachdem der vor 200 Jahren von den Gebrüdern Montgolfier in Frankreich erfundene Widder bis in den Bayer. Wald vorgedrungen war. So ein Widder wurde eingebaut und versorgte das Anwesen bis zum An­schluss an die öffentliche Wasserleitung der Gemeinde Konzell. Als Höninger ihn vor wenigen Jahren ausbaute, war er noch voll funktionsfähig. Diese Wasserentnahme vom Quellgebiet war die erste Nutzung des Menachwassers.

007_muehlen_menach02Ihr folgte ab 1952 eine zweite, viel bedeutendere. Die Gemeinde Konzell hat zur Trinkwasserversorgung die vier ergiebigsten Quellen ge­fasst und das Wasser in einem Speicher zusammengeführt. Von dort wird es aus 494 Metern über NN zum 636 Meter hoch gelegenem Hochbehälter „im Eckstall” bei Denkzell gepumpt, von wo aus es durch die eigene Schwerkraft zu den Verbrauchern fließt. Die Pumpstation befindet sich genau da, wo sich schon immer die vielen Quellbäche in einem Teich vereinigten. Der Teich ist heute trocken gelegt.

Die Schüttung der vier Quellen ist beachtlich. Die stärkste bringt es bis auf 100 cbm pro Tag, eine andere auf 58 cbm. Zusammen wurden bisher maximal 354 cbm erreicht. Derzeit ist die Schüttung stark rückläufig. Im Mai 1998 betrug sie nur 277 cbm, weil im vorausgegangenen Winter nur wenig Schnee gefallen war. Diese Wassermenge ist aber gerade noch ausreichend, um die 254 Abnehmer in den Orten Konzell, Punzendorf, Denkzell, Ichendorf, Ichenberg, Auggenbach, Streifenau und Menhaupten mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu versorgen. Sollte der Bedarf ansteigen, könnte er durch Erschließung weiterer Quellen ge­deckt werden, sofern das Wasserwirtschaftsamt einer zusätzlichen Quellausbeutung zustimmt. Die Pumpen sind bereits auf eine Tagesleistung von 480 cbm ausgestattet. Reserve ist genug vorhanden. Es fließt immer noch mehr Wasser an der Pumpsta­tion vorbei in die Menach, als in den Leitungsrohren verschwindet. Ist auch das Wasser aus der Menachquelle darunter? Diese Frage läßt sich nicht beantworten, denn man kann unter der Vielzahl keine einzelne der Quellen als  die  Menachquelle be­zeichnen. Die Menschen haben deshalb schon immer, wie die Ortsnamen beweisen, das ganze Gebiet das „Haupt” der Menach genannt.

Quelle: MM 4/1998, Seite 14 f


 

Die geologische Geschichte unseres Menachtales

Martin Graf

009_muehlen_menach03Es ist nicht möglich, eine so kleinräumige geologische Betrachtung anzustellen, ohne den Gesichtskreis etwas zu vergrößern. Die Geologen bezeichnen unseren Bayer. Wald als „Altes Gebirge”. Er gehört zu den ältesten Festlandgebieten unserer Erde. Vor schätzungsweise 1000 bis 600 Millionen Jahren wurden Sande, Tone, Kalke und noch vieles mehr in Schichten angehäuft, die eine Mächtigkeit von bis zu 12 km erreichten. Diese Sedimente wurden so schwer, dass sie absanken, von Magmaströmen erfasst und durch Druck und hohe Temperaturen zu Gneisen umschmolzen. Durch öfteres Heben und Senken und wiederholtes Schmelzen entstand die Vielfalt der Gneise, die bei uns vorkommen.

Vor etwa 350 Mill. Jahren wurde das „Alte Gebirge”, das es nun schon war, von flüssigem Granit unterflossen, und dieser drückte stellenweise die Gneisdecke sogar durch. Das sind teilweise die heutigen Berggipfel und die durch spätere Frosteinwirkungen entstandenen Blockmeere, ebenso die Granitlager der Steinbrüche.

... im schluchtartigen Teil: der Teufelsfelsen

In der Permzeit, vor etwa 250 bis 270 Mill. Jahren, erfolgten die letzten Zerreißungen und Plattenbildungen. Aus einem Spalt zwischen zwei solchen Platten trat Quarz aus. Die große Besonderheit unseres Gebirges, der Pfahl, entstand. Auch an einigen an­deren Stellen, die aber nicht so markant sind, passierte ähnliches. In der beginnenden Jurazeit, vor 160 Mill. Jahren, brandeten die Mee­re an die Außenränder unseres „Alten Gebirges” und lagerten am Außensaum (= Donaurandbruch) kalkhaltige Materialien ab, von denen heute noch beispielsweise der Bogenberg, der Helmberg und Flintsbach Zeugnis geben. Vor etwa 60 Mill. Jahren hob sich unser Gebirge erneut, während das Voralpenland und die Donauebene stark absanken. Der Natternberg bei Deggendorf rutschte damals als Abgleitscholle mit ab. Durch das herrschende tropische Klima erfolgte ein starker oberflächiger Zersetzungsprozess der Gesteine. Dadurch entstand eine gebietsweise flach reliefartige Landschaft. Je nach Gefälle legten sich Wasserläufe an.
In unserem Naturraum, der die geologische Bezeichnung „Falkensteiner Vorwald” trägt, war die Abdachung etwa Nord - Süd, mit einigen, in der Höhe unterschiedlichen Terrassen. Das Wasser suchte sich den leichtesten Weg. Traf es auf hartes Gneisgestein, war ein Umlenken nicht mehr möglich. Unter Mithilfe von Frost grub es die teilweise engen Schluchttäler - so auch unser Menachtal.

 

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Perlbach am alten Waldbad

Als Quellen dienten:
„Der Bayerische Wald - im Fluge neu entdeckt” von Pietrusky, Moosauer
„Die Eiszeitseen des Bayer. Waldes” - Kletus Weilner
Persönliche Aufzeichnungen aus einem Vortrag von Fritz Pfaffl im Mai 1997 in Lambach

Quelle: Mitterfelser Magazin 4/1998, Seite 15 f


Menach - Perlbach - Kinsach - Alteich:

Der Lauf der Menach

Text und Fotos: Otto Wartner


Auf  ihrem Weg aus dem Granitgebirge durch die Gneiszone in die Lössebene legen die Quellwasser gut 24 Kilometer zurück. Der Ursprung liegt auf 494 Meter und die Mündung auf 314 Meter über NN. Diese 180 Meter Höhenunterschied ergeben ein Durch­schnittsgefälle von 0,75 %. Beachtlich über dem Durchschnitt liegen die ersten eineinhalb Kilometer und der Schluchtabschnitt bei Mitterfels. Hier beträgt das Gefälle 2,93 bzw. 2,00 Meter auf einhundert Meter Bachlänge.

Die beachtliche Schüttung im Quellgebiet wird heute spürbar geschmälert durch die Entnahme eines Teiles davon durch die Gemeinde Konzell zur Trinkwasserversorgung. Auf dem weiteren Weg aber spielt dieser Wasserentzug keine Rolle mehr, weil die Menach unterwegs angereichert wird mit dreizehn „Bächen”, vierzehn „Gräben” sowie einem „Wasser”. Neben diesen in der topographischen Karte verzeichneten kommen noch viele namenlose Rinnsale hinzu, wie z. B. die vom Buchberg kommenden Gräben. Allein im Gemeindegebiet Mitterfels sind es gut zehn solcher Wässerchen.

Auf zwei Drittel ihres Weges durchfließt die Menach offenes, bäuerlich bewirtschaftetes Land, eingesäumt meist von einem dichten Erlengürtel. Im hügeligen Gelände, also im Ursprungsgebiet, sowie in dem Abschnitt zwischen Ziermühl und Stegmühl bilden Waldflächen den Begleiter. Innerhalb dieses Bereiches stellt das Mitterfelser Perlbachtal den - landschaftlich gesehen - absoluten Höhepunkt dar. In diesem tief eingeschnittenen, schluchtartigen Teil künden heute noch die vielen Felsformationen an den beidseitigen Steilhängen und die Gesteinsblöcke im Bachbett von dem Widerstand, der sich hier dem fließenden Wasser entgegenstellte.

In dieser Enge kann der Bach seinen Lauf kaum verändern. Sobald sich das Tal aber wieder weitet, von der Neumühle abwärts, mäandert er unbeeinflusst vom Menschen wie seit Urzeiten. Uferböschungen werden unterspült, stürzen ein. Andere wieder verfüllen sich, und so bilden sich fortwährend neue Windungen, Biegungen, Ecken. Diese Veränderungen sind messbar auch während der kurzen Zeit einer Menschengeneration. So sind zum Beispiel unterhalb der Neumühle drei Inseln in den letzten zwanzig Jahren entstanden. Eine davon, für jedermann erkennbar durch den „unsinnigen” Betonsteg, befindet sich neben dem Kreuzkirchener Holzlagerplatz. Schon mancher Wanderer wird sich gefragt haben, was dieser Steg bedeutet, der praktisch ins Niemandsland führt.Nach dem Bau des Kreuzkirchener Schießstandes musste der Wanderweg nach Bogen auf die linke Bachseite verlegt werden, und dazu war dieser Steg notwendig. Inzwischen hat der Bach sich ein neues Bett gegraben und den Wanderweg damit wieder unterbrochen.

Nicht überall führen die Wanderwege direkt den Bach entlang. Es gibt im  Dachsberger Bereich, bei den Scheibelsgruber Bachwiesen sowie zwischen dem Kreuzkirchener Holzlagerplatz und dem Stegmühler See Flussstrecken, die nur selten von einem Menschen aufgesucht werden. Hier können die Wildenten ungestört brüten, und der scheue Graureiher, dieser regelmäßige Besucher, auf Futtersuche gehen.

In die Entwicklung des Bachverlaufes hat an vielen Stellen aber auch der Mensch eingegriffen. Er hat die sogenannten Mühlbäche angelegt, um damit seine Werke zu betreiben. Dem natürlichen Bachverlauf wurde so stets das meiste Wasser vorübergehend entzogen, was nicht ohne Folge für die dortige Flora und Fauna blieb. Vor der Stegmühl wurde beispielsweise der Bach gänzlich umgeleitet, so dass das alte Bachbett sich nur mehr bei Hochwasser füllt. Diese Mühlbäche machen zusammen mehrere Kilometer aus, fallen also stark ins Gewicht, soweit sie auch heute noch bestehen.

Einen Eingriff bedeutet auch die „Räumung” des Baches bei Wiesing, die den angrenzenden Bauern genehmigt wurde, um ihre Wiesen vor Hochwasserüberflutungen zu schützen. Der krasseste Eingriff in den natürlichen Bachverlauf erfolgte in den 30er Jahren zwischen Furth und der Menachmündung bei Bogen. Auch hier war der Hochwasserschutz der Anlass. Im Rahmen der Schutzbauten an der Donau hat man die Kinsach entlang des Dunk- und Muckenwinklingergrabens an die Menach herangeführt, und gemeinsam fließen beide Bäche seither begradigt und eingezwängt zwischen hohen Schutz­dämmen der Donau zu. Die Mündung befindet sich an der gleichen Stelle, an der die Menach schon immer ihr Eigenleben in der alten Donau aufgab.

Bachläufe haben ihre eigene charakteristische Pflanzenbegleitung. Unser Perlbachtal weist einige besondere botanische Kostbarkeiten auf, die nicht überall zu finden sind.
Da gibt es an einigen Stellen z. B. die Weiße Pestwurz (Petasites albus), die man normalerweise nur in höheren Lagen (Rettenbach z. B.) und im hinteren Wald antrifft. Vom Schlitzblättrigen Sonnenhut (Rudbeckia la­cinata L.), der nach einer Erhebung des Bayerischen Wald-Vereins nur an der Ilz und bei Deggendorf beheimatet ist, haben wir beachtliche Bestände in den Scheibelsgruber Bachwiesen. Aus dem Himalaya nach Deutschland eingewandert ist vor 80 Jahren das rote indische Springkraut (Impatiens glandulifera). Seit 1930 fest in den Isarauen eingebürgert, hat es sich innerhalb weniger Jahre jetzt auch an unserem Perlbach festgesetzt, worüber die Naturschützer sehr beunruhigt sind, weil es andere Arten zu verdrängen droht. Nicht alle Leute aber sind darüber unglücklich, denn die orchideenartige Blüte ist eine Augenweide.

Zu den durch Gesetz geschützten Pflanzen gehört die gelbe Sumpf- oder Wasserschwertlilie (Iris pseudacorus). Sie findet man, genauso wie die Pestwurz, entlang des Wanderweges Nr. 3. Vollkommen geschützt ist der Großblütige Fingerhut (Digitalis grandiflora), er kommt an den beiderseitigen Hängen des Perlbachtales vor. Vollkommen geschützt ist auch der Straußfarn (Matteuccia struthiopteris), der wegen seiner Form auch Trichterfarn genannt wird. Diese Farnart gibt es nur in Kiefersfelden und im Bayer. Wald und wird als gefährdet bezeichnet. Die Befürchtung, dass diese stattliche Farnart eines Tages verschwinden könnte, teilen wir nicht, denn wir sind mit reichen Beständen gesegnet. Im April/Mai entfaltet dieser Farn seine volle Schönheit.

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Trichterfarn (Straußfarn)

„Ache” ist ein in Bayern häufig vorkommender Name für Fließgewässer. Auch unsere Menach enthält diesen Wortstamm, genauso wie zum Beispiel die benachbarte Kins-ach und Schwarz-ach. Was „Mehn” bedeutet, dafür haben die Wissenschaftler keine eindeutige Erklärung, sie vermuten, dass der Name keltischen Ursprungs ist. Im nächsten Magazin wird eine mögliche Deutung veröffentlicht. Wir schreiben unseren Bachnamen heute ohne „h”. Die vom Landesvermessungsamt herausgegebenen topographischen Landkarten verwenden aber immer noch die ursprüngliche Schreibweise „Mehnach”.

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Die Menach ist Namenspatron der Ortschaften Menhaupten, Kleinmenhaupten, Waldmenach und Kleinmenach, alle in der Gemeinde Konzell gelegen, sowie Ober- und Niedermenach in der Gemeinde Bogen. Auch der Ortsname Oberalteich geht auf den Namen unseres Baches zurück. Das wird aber erst verständlich, wenn man weiß, daß die Menach in ihrem Unterlauf ursprünglich Alte Ache hieß. Aus dieser Alt-ach ist im Laufe der Zeit Alteich geworden, und diesen Zweitnamen führt die Menach auch heute noch zwischen Oberalteich und Bogen. Das geht wiederum aus den amtlichen Karten des Landesvermessungsamtes hervor. Das „Ober” wurde dem Ortsnamen erst nach der Klostergründung um 1100 hinzugefügt zur Unterscheidung vom Ort gleichen Namens unterhalb Deggendorf, in dem schon seit 741 ein Benediktinerkloster bestand, und der nun „Nieder”-Alteich benannt wurde. Die Mitterfelser bezeichnen die Menach ausschließlich als „Perlbach”. Dieser Name ist so fest in der Bevölkerung verwurzelt, dass viele Leute gar nicht wissen, dass ihr Perlbach eigentlich Menach heißt. Diesen Sondernamen für den Mitterfelser Anteil am Verlauf der Menach erhielt der Bach wegen seines reichen Perlmuschelbestandes. Noch vor fünfzig Jahren waren die Sandbänke im Bach ganz dicht davon besetzt. Die allgemeine Gewässerversauerung einerseits und die starke Zunahme der Be­völkerung mit der daraus resultierenden vermehrten Einleitung der ungeklärten Abwässer andererseits hat nach dem Krieg zum völligen Aussterben dieser Kostbarkeit geführt. Mittlerweile ist die Gewässerverschmutzung durch den Bau von Kläranlagen weitgehend behoben, mit einer Rückkehr der Muschel ist aber leider nicht mehr zu rechnen.

Neben diesen drei Namen wird die Menach schließlich ab Furth heute mit Kinsach bezeichnet, weil sie am ge­meinsamen Weiterweg mit der Me­nach die größere Wassermenge einbringt.

Quelle: Mitterfelser Magazin 4/1998, Seite 16 f