Eine Glosse - Verfasst am 17. September 1977 für die Festschrift "50 Jahre TSV Mitterfels"
Sportplatz "Hiendl-Wiese" 1932: ... Jetzt wär halt noch ein Hütterl recht gewesen zum Umkleiden! Es dauerte auch gar nicht lange und es zierte die Hiendl-Wies ein Umkleide- und Gerätehäusl: 2x2 Meter im Geviert, voll klimatisiert, weil wegen der Bretterknappheit rund-um reichlich luftdurchlässig. Die Baukosten wurden nicht nur nicht überschritten, sondern es kostete das Werk rein gar nix. Jeder TSV-ler hatte ein altes Brett mitzubringen, ....
„Frisch - fromm - fröhlich - frei”... ein Wort der alten, noch lebenden Mitbegründer des TSV Mitterfels. Die meisten gaben ihr Leben für’s Vaterland, ihrer sei in kameradschaftlicher Verbundenheit gedacht. Sie waren Prachtkerle!
Nun ging im vorigen Jahr auch noch der „Gartner Schorsch”, dessen Name wie selten einer mit der Gründerzeit des TSV verbunden war, stellte er doch den sportlebenswichtigen Platz zur Verfügung - die „Hiendl-Wiese” - für ganze fünfundzwanzig Mark pro Jahr. Jetzt wär halt noch ein Hütterl recht gewesen zum Umkleiden! Es dauerte auch gar nicht lange und es zierte die Hiendl-Wies ein Umkleide- und Gerätehäusl: 2x2 Meter im Geviert, voll klimatisiert, weil wegen der Bretterknappheit rund-um reichlich luftdurchlässig. Die Baukosten wurden nicht nur nicht überschritten, sondern es kostete das Werk rein gar nix. Jeder TSV-ler hatte ein altes Brett mitzubringen, die Nägel wurden beim Plank und beim Pellkofer-Schlosser erbettelt und die Biberschwänze für’s Dach spendete der Eibauer, weil der grad den Stall umgedeckt hatte und die alten Dachplatten eh nur zum Wegausbessern verwendet hätte.
Recht strapaziöse Monate schlossen sich der Häusl-Erbauung an: Mangels Utensilien, mangels Sportgerätschaften standen fürderhin stetig Freiübungen, Dauerlauf und ähnlich Anstrengendes auf dem Plan. Endlich aber hatte der Lang Ment sein „Gselln-Stückl” fertig und stellte es zur Verfügung: zwei Holzständer mit Bohrlöchern von 50 cm bis 3 Meter und einen langen Kälberstrick dazu. Die Hochsprunganlage war erstanden und das Programm des jungen TSV um eine Disziplin reicher. Mit etlichen Eisenabfällen unterschiedlichen Gewichtes vom „Freidhof-Schmied” konnte bald darnach auch Kugel gestoßen werden, wenn die Dinger auch „spießeckert” waren.
Um die Spendenfreudigkeit der Mitterfelser Bevölkerung zu wecken, gingen die jungen Sportler mit ihren Leistungen an die Öffentlichkeit. Fußball war noch nicht recht „in”, so war die einträglichste Veranstaltung auf der Hiendl-Wies immer das „Kunstradfahren”. Auf Radln der Jahrhundertwende, „Achter” in den Felgen und vor Ölnot quietschende Radketten, war im markierten Labyrinth umherzufahren, von einem Pflock eine Flasche Wasser zu nehmen und auszutrinken, um sie leer auf dem nächsten Pflock wieder ordentlich zu plazieren.
Der junge Verein hatte bald alles, was für einen umfassenden Sportbetrieb gebraucht wird: Matte, Reck, Meterband, Stoppuhr und - einen Fußball, mit mehreren Ersatzlungen und Pumpe dazu, versteht sich.
Obere Reihe (stehend): Dietl Albert, Mehling Hermann, Albert Alfons, Argstorfer Hans, Käser Toni, Baumeister Fritz - Mittlere Reihe (knieend): Kernbichl Peter, Lippert Ernst, Kelber Georg - Untere Reihe (sitzend): Stolz Franz, Mühlener Alfons, Argstorfer Ludwig (Foto von 1932 -Archiv: Albert Dietl)
Eine Fußball-Elf, eine Leichtathletik-Mannschaft, eine Faustballmannschaft, eine Gymnastikgruppe bildeten sich heraus. Aber auch der Wassersport begann Aufschwung zu nehmen! Beim „Dümpfe” am Teufelsfelsen fanden die ersten Schwimmkurse statt. Freilich waren dortselbst Grund- und Leistungsscheine nicht zu absolvieren. Dagegen setzten die nun inzwischen Schwimmkundigen laufend ins Hochleistungszentrum über, nämlich in die „Goaßreibn”, wo es ja auch einzelne Untiefen gab und so auch der Tauchsport und das Springen (zumeist von einem erkletterten Erlenbaum aus) geübt werden konnten.
Diese kurze Rückschau der „Altvorderen”, die nicht Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, möchte für die einen ein Steinwurf in alter Sportkameradschaft zurück auf die Urzelle des Mitterfelser Sportgeschehens, auf die Hiendl-Wies, sein. Den heutigen Aktiven des TSV Mitterfels-Haselbach sei sie Aufhänger, um nachzuempfinden, von welch echtem Sportsgeist und aufopfernder Zusammengehörigkeits-Konsequenz die Mitterfelser TSV-ler der Gründerzeit getragen waren. Welch ein Glück, daß sich heute in einer Zeit des Erlebnis-Überangebots und der Hektik noch Menschen zusammentun, um aktiv Sport zu treiben - und vor allem, daß sich Menschen finden, die aufgabenreiche Funktionen innerhalb des Vereins übernehmen. Dazu ist der TSV Mitterfels-Haselbach im Jubeljahr in erster Linie zu beglückwünschen, denn er hat diese Funktionsträger, und er hat zur Stunde wohl auch die richtigen!
Quelle: Albert Dietl, in: Mitterfelser Magazin 2/1996, Seite 110 (Albert Dietl war von 1947 - 1956 1. Bürgermeister von Mitterfels – † 1. August 2001 in München)