Seit 1806 ist Schloss Herrnfehlburg in Besitz der Ettl

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Aus der Heimatgeschichte:

Seit 1806 ist Schloss Herrnfehlburg in Besitz der Ettl

Schlosskapelle Sankt Thomas, das Wirtshaus und die Privatwohnung befinden sich im gleichen Gebäude

herrnfehl3Herrnfehlburg. (rs) Etwas sehr Ungewöhnliches, wenn nicht sogar Einmaliges in ganz Bayern, findet man in dem schmucken Dörfchen Herrnfehlburg: Kirche und Wirtshaus und auch die Privatwohnung der Besitzer befinden sich in einem einzigen Gebäude, unter demselben Dach. Herrnfehlburg war einst ein Schlösschen, als die Ministerialen des Grafen von Bogen zu Rittern geworden waren, und wurde ein Herrensitz der Grafen von Bogen. In der großen päpstlichen Bestätigung der Besitzungen des Klosters Oberaltaich vom Jahre 1184 wird bereits ein Hof zu Velberg genannt. Seit 1806 leben nun ununterbrochen Ettl-Familien in dem einstigen Schlösschen, das nunmehr ein Wirtshaus mit Kapelle ist und schon längst in bürgerlichen Besitz übergegangen ist.

Der älteste Teil des Schlosses ist um die 800 Jahre alt, so erzählen die nunmehrigen Wirtsleut Hans und Helga Ettl, und steht unter Denkmalschutz.

Als Gefolgsleute der Grafen von Bogen treten im späten 12. Jahrhundert die Velberger urkundlich in Erscheinung, so Sigeloh von Velberg um 1180, dann ein Rudolf von Velberg 1237 und ein Velberger namens Albert. Er war Pfarrer von Rattenberg. Dieser gab 1312 dem Kloster Oberaltaich den von seinem Vater übernommenen Hof zu Blumern, am Osthang des Gallnerberges, zu einem Seelgerät.

herrnfehl5Ein Eberhard der Velberger von Herrnfehlburg tritt 1368 mit Herrn Albrecht dem Ursenpeck von Irschenbach als Bürge für Peter den Ursenpeck von Prünstfehlburg auf. 1408 wurde ein Matheus der Velberger in einer Fehde gefangen genommen, an der auch ein Friedrich Ramsperger beteiligt war. 1437 wird Berthold der Velberger als Pfleger zu Sünching genannt. Damals kam Herrnfehlburg in den Besitz der Ursenpecken. In der Folgezeit wechselte Herrnfehlburg seine Besitzer recht oft. In der Landsteuer von 1500 ist Wolfgang Gabelkofer genannt und in der Landtafel um 1525 erscheinen Ludwig und Sebastian Ebmer als Herren zu Herrnfehlburg, Pürgl und Sparr; auch gehörten damals die Leutner nach Herrnfehlburg, von denen der ehrbare und feste Hanns Leutner 1514 zu Steinach starb. Erwähnenswert sind als Besitznachfolger auch die Eisengrein, ein sehr angesehenes Geschlecht. So war Kaspar Eisengrein Pfleger und Kastner zu Viechtach und versah dieses Amt von Herrnfehlburg aus. Er starb 1618 und ist in der Schlosskapelle begraben. Am Ende des 17. Jahrhunderts kam Herrnfehlburg an die Straubinger Ratsfamilie Lerchenfelder; es folgten die Paumgartner; später ging das Schloss über auf die Familie des Straubinger Ratsherren und Bürgermeisters Simon Höller und 1806 trat dann die Großwiedener Ettl-Familie die Nachfolge vieler prominenter Besitzer an.

Seit 1806, also seit über 200 Jahren, ist das Schlösschen nachweislich im Besitz des Geschlechtes der Familien Ettl. "Wo sind die Ettls hergekommen?", darüber machte sich bei einem Ettl-Familientreffen in Herrnfehlbug im Juni 1984 Josef Fendl Gedanken.

Am 29. Oktober 1630 notierte der Konzeller Pfarrer Sebastian Oberer im Taufmatrikel einen Georg Öttl, seine Eltern waren Georg und Barbara Öttl von Widden. Demnach war die Familie Ettl seit Beginn des 17. Jahrhunderts im heutigen Großwieden, Nähe Konzell, ansässig. Dieser Georg Öttl soll nach Familienüberlieferung ein wohlhabender Hopfenhändler geworden sein. Sein Wappen sah man als Grabplatte bis in die 70er Jahre an der Südseite der Konzeller Kirche, mit folgender Inschrift: "Allda ruhet in Gott der Ehrgeachte Georg Edl Hobffenhandler zuer Wihn so 57 jährigen Alters 1684 den 4. Dezember Vormittag zwischen 12 und 1 in Gott Endschlaffen dem u. allen Christgläubigen Seelen der Allmächtige Gott ein Fröliche Auferstehung verleihen Wolle Amen." Unter der Grabinschrift befand sich ein Familienwappen, auf dem unter anderem eine Hopfendolde zu sehen war. Dieses Wappen findet man nochmal in der Pfarrkirche in Haselbach am linken Chorbogen des 1713 verstorbenen Sohnes von Georg Edl, Veit Edl.

Die Ettls in Herrnfehlburg

herrnfehl4Im Jahre 1806 hat ein Michael Ettl, der 1786 in Großwieden geboren wurde, in Herrnfehlburg das Lehnerwirtshaus erworben und vertauschte es später mit dem Schloss und ließ sich dabei auch die Gastwirtschaftsrechte von dort auf das Schloss übertragen. Von diesen Gastwirtseheleuten stammt nun die reichverzweigte Ettl-Seitenlinie ab, wie Josef Fendl mit Recht vermutet.

Wirtsleute und Besitzer des Schlosses Herrnfehlburg und der Schlossgaststätte sind nun seit Juli 2006 Hans und Helga Ettl, als sie es von Hans und Rosa Ettl, den Eltern des jetzigen Besitzers, übernommen haben. "Ich bin der vierte Hans Ettl in Folge mit diesem Namen", erzählt der Wirt und lacht.

An prominenten Gästen mangelt es nicht, so waren am 8. August 1999 die Ratzinger-Brüder Josef und Georg hier. Unter anderem Theo Waigel und Erwin Huber und deren Frauen und auch Georg Lohmeier weilte schon hier im schönen Herrnfehlburg, sie alle schwärmten begeistert von diesem idyllischen Fleckchen Erde. Die persönlichen Eintragungen im Gästebuch beweisen es.

Die Schlosskapelle

Zur schmucken Schlosskapelle, geweiht dem Heiligen Thomas, führen breite Steinstufen hinauf; oben an der Außenwand angebracht befinden sich uralte Gedenktafeln von früheren Besitzern des Schlossgutes, die kaum noch zu entziffern sind und auch neurenovierte von Ettl-Vorfahren. Eine große Figur des Gekreuzigten befindet sich gegenüber an der Wand.

Der Innenraum der Kapelle ist schlicht gehalten, mit frischen Blumen am Altar und wo früher ein großes Fenster war, von dem aus man vom Tanzsaal des Schlosses in die Kapelle schauen konnte, steht jetzt ein Beichtstuhl. An der rechten Außenmauer ist das Kriegerdenkmal angebracht, mit Blumen davor und an der Wand die Tafeln der Gefallenen und Vermissten.

herrnfehl6Bestimmt knüpfen sich viele Erinnerungen an das Schloss Herrnfehlburg und an seine Kapelle. Freudiges und Trauriges wird sich in den historischen Mauern einst abgespielt haben.

Das Leben geht auch jetzt weiter. Renoviert wurde ein Gewölbe-Nebenzimmer, ein Biergarten wurde eröffnet und noch in diesem Jahr ist erstmals ein Ritteressen geplant, wie Hans und Helga Ettl erzählen.


Quelle: SR-Tagblatt (rs) vom 12. September 2011, Seite 23