„Bei Minusgraden friert das Rad schnell ein“

Muehle Haibach n

Dank neu­er Ge­neh­mi­gung darf das Was­ser­rad der Müh­le jetzt aber durch­ge­hend lau­fen

Vor einem Jahr ist das Haibacher Mühlenmuseum eröffnet worden. In seiner ersten Sommersaison hat es . . .

Muehle Haibach nDas Mühlenmuseum in Haibach hat seine erste Saison hinter sich. Sollte eine Gruppe Interesse an einer Führung haben, kann ein Besuch aber auch in der kalten Jahreszeit vereinbart werden. – Das Wasserrad darf sich nach einer neuen Genehmigung inzwischen durchgehend drehen. Bei tiefen Temperaturen friert es im Winter allerdings fest . . .

Dank neu­er Ge­neh­mi­gung darf das Was­ser­rad der Müh­le jetzt aber durch­ge­hend lau­fen

Vor einem Jahr ist das Haibacher Mühlenmuseum eröffnet worden. In seiner ersten Sommersaison hat es schon einigen Zulauf erlebt, auch wenn sich „Müller“ Franz Rainer noch mehr Besucher und vor allem noch mehr Resonanz seitens der Schulklassen wünschen würde. – Neben aller Freude über die erste Museumssaison war heuer jedoch auch ein Jahr der Trauer für die Mitglieder des Fördervereins zur Erhaltung der Burgruine und Heimatpflege Haibach, der das Mühlenprojekt gestemmt hat und das Museum betreibt: Sie haben ihren Mühlenbauer Erwin Dachauer verloren, der im August gestorben ist. Im Interview blickt Vereinsvorsitzender Franz Rainer zurück.

Die Mühle wieder aufzubauen – wäre das ohne Erwin Dachauer überhaupt gegangen?

Franz Rainer: Etwa 30 Helfer und Vereinsmitglieder haben an dem Projekt „Mühlenmuseum“ mitgearbeitet. Es wurden rund 6 000 Arbeitsstunden geleistet. Davon hat Erwin Dachauer ungefähr 1 000 Stunden eingebracht. Ohne seine Leistungen und sein Wissen hätten wir das Mühlenmuseum nicht aufbauen können. Wir sind ihm deshalb zu sehr großem Dank verpflichtet.

Hat er die Vereinsmitglieder noch in alles einweisen können? Die Mühle muss doch bestimmt auch gewartet werden?

Rainer: Wir haben im Zuge des Abbaues in Frommried, wo die ursprüngliche Mühle stand, schon die Geräte kennenlernen können. Beim Aufbau hat Erwin Dachauer uns die Arbeitsweise der Geräte erklärt und deren Funktionen erläutert. Hauptsächlich war ich der Ansprechpartner von Erwin, ich kenne die Geräte mit Namen und kann ihre Funktion erklären.

Kurz vor der Eröffnung hat Erwin Dachauer Sie damit aufgezogen, jetzt müssten Sie nur noch das Mahlen lernen. Hat die Mühle denn am neuen Standort schon einmal einen Mahlvorgang erlebt?

Rainer: Wir hatten beim Aufbau an ein jährliches Schaumahlen gedacht. Wir sind aber davon abgekommen, weil ein Mahlgang etwa vier bis fünf Stunden lang dauert. Bei unseren zeitlichen Abständen wäre es außerdem erforderlich, nach jedem Mahlgang eine komplette Reinigung der Mühle und der Geräte durchzuführen. Das heißt, es wäre ein mehrtägiger Arbeitsaufwand für mehrere Personen notwendig. Es müssten die Geräte zerlegt, gereinigt und wieder zusammengebaut werden. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, in unserer Mühle nicht zu mahlen. Wir können aber jeden Arbeitsschritt darstellen und jedes Gerät laufen lassen, so dass der Sinn einer Mühle ausreichend erklärt werden kann.

Die Geräte laufen also, wenn Besucher kommen?

Rainer: Wenn sich eine Gruppe angemeldet hat und zu uns ins Mühlenmuseum kommt, wird für die Gruppe eine Führung gehalten. Dabei gibt es Erklärungen, warum wir die Mühle gebaut haben. Im Verlauf der Führung werden die Geräte eingeschaltet und über einen Elektromotor angetrieben. Dazu gibt es wiederum Erklärungen zu den Funktionen und der Wirkungsweise der einzelnen Geräte.

Wie ist es mit dem Wasserrad? Dreht sich das immer?

Rainer: Bei unserer ersten Genehmigung war für das Wasserrad nur der Lauf während einer Führung zugesagt. Wir haben eine nochmalige Genehmigung beim Landratsamt eingeholt, da wir für unsere Mühle den Strom für den Eigenverbrauch gewinnen wollen und somit ein Dauerlauf des Wasserrades notwendig ist. Wir haben nun die Genehmigung erteilt bekommen und werden in nächster Zeit die Kosten für diese bauliche Ergänzung zusammenstellen.

Gleich neben der Mühle verläuft der Donau-Regen-Radweg auf der alten Bahntrasse. Sind denn schon Radfahrer gekommen, die spontan gestoppt haben?

Rainer: Während der Öffnungszeiten steht eine Info-Tafel am Radweg, weil man die Mühle, die etwas versteckt hinter Bäumen liegt, sonst leicht übersieht. Es sind auch tatsächlich schon einige wegen der Reklametafel in das Mühlenmuseum abgebogen.

Waren generell schon viele Besucher da?

Rainer: Die Besucherzahl hält sich in Grenzen. Aber es waren schon einige auswärtige Gruppen zu Besuch. Insgesamt waren in der ersten Saison etwa 150 Personen im Mühlenmuseum. Die Reaktionen waren alle gut, viele waren sehr überrascht. Besucher, die selber Müller sind, waren ebenfalls schon da und haben gesagt, dass die Präsentation gut ist. Wir sind Mitglied beim Bayerischen Landesverband für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, und Vertreter des Verbandes haben angeregt, dass wir uns nächstes Jahr auch beim deutschlandweiten Mühlentag am Pfingstmontag beteiligen.

Haben schon Schulklassen vorbeigeschaut und sich die alte Technik erklären lassen?

Rainer: Zu Beginn des neuen Schuljahres war die Haibacher Grundschule mit der ersten und vierten Klasse zu Besuch. Kinder, Lehrer und Betreuer – es waren Eltern mit dabei – waren positiv überrascht von der funktionierenden Mühle. Eigentlich hätte ich aber seitens der Schulen mit noch mehr Interesse gerechnet. Das Thema, wie Getreide weiterverarbeitet wird, passt zum Beispiel in der Grundschule ja zu den Lehrplänen.

Museumssaison ist von April bis Oktober. Jetzt ist also geschlossen?

Rainer: Ja, generell schon. Wenn eine Gruppe eine Führung haben möchte, lässt sich aber auch im Winter ein Termin vereinbaren, ich bin erreichbar unter meinen Telefonnummern 09961/224436 oder 0172/2429205. Die Maschinen können im Winter genauso laufen wie im Sommer. – Wie sich herausgestellt hat, muss ich übrigens, solange das Laub fällt, täglich zur Mühle, um den Zufluss freizuräumen. Wir haben ein Rückhalte-Gitter eingesetzt, nachdem sich in der Vergangenheit bereits Äste verkeilt und so das Rad beschädigt hatten. Im Herbst verstopfen die Blätter der Bäume das Gitter so stark, dass man es jeden Tag freiräumen muss.

Dank der neuen Genehmigung kann man zumindest das sich drehende Wasserrad aber immer sehen?

Rainer: Ja – außer wenn es einfriert. Das passiert relativ schnell, weil das Wasser im Zulauf ja nicht allzu stark fließt. Zwei, drei Tage mit entsprechenden Minusgraden, und das Rad steht. Das vereist dann komplett.

Quelle: Interview: Andrea Prechtl/BOG Zeitung vom 15. November 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer Sperrfrist)

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