"Den Worten vom Frieden sollen auch Taten folgen"

 

Neujahrspredigt von P. Dominik Daschner (kath. Pfarrkirche Heilig Geist, Mitterfels)

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Mitte der Nacht ist der Beginn des neuen Tages, so sagt ein Sprichwort. Nicht immer er­warten wir den neuen Tag so wie in dieser Nacht: mit Feuerwerk und Sekt, mit Glockengeläut und Gebet, mit einem freundlichen Prosit Neujahr, was soviel bedeutet wie: „Es möge nützen; es möge zum Wohl sein.“ Dies­mal war die Mitte der Nacht der Beginn eines neuen Jahres. Ausgelassene Freude bei den einen, Befürchtungen und Ängste bei anderen. Was mag es bringen, das Neue Jahr?

Der Name des ersten Monats im Jahr – der Januar - ist Ausdruck für diese Doppeldeutigkeit. Pate gestanden hat dafür der römische Gott Janus. Er ist der Gott des Anfangs und des Endes. Sein Kopf wird in der Kunst abgebil­det mit zwei Gesichtern. Er schaut gleichzeitig nach vorne und zurück. Unsere Spra­che verwendet dieses Bild. Als janusköpfig wird ein Mensch beschrieben mit einem doppeldeutigen Verhalten, einem zwiespältigen, doppelzüngigen Cha­rakter.

Heute, am Welttag des Friedens, wünschen sich Milliarden Menschen alles andere als Doppel­deutigkeit, Zwiespältigkeit oder Doppelzüngigkeit; alles andere als janusköpfige Poli­tiker oder Kirchenmänner, Verhandlungspartner oder Bekannte. „Frieden ist nicht nur ein Wort, Frieden, das sind Worte und Taten“, heißt es in einem neuen geistlichen Lied.

Das ist mein erster Wunsch zum Neuen Jahr, dass den Worten vom Frieden auch Taten fol­gen, die zum Frieden führen – im Großen wie im Kleinen. Und ich füge die Bitte des Gebetes an, das aus dem Geist des hl. Franzis­kus entstanden ist: Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens.

Wir haben heute Nacht die Tür zum Neuen Jahr durchschritten - mit einem Blick zurück: einem Blick der Dankbarkeit oder doch wenigstens des Versöhnt-seins mit dem, was gewesen ist; und mit einem Blick voraus: einem Blick des Vertrauens und der Hoffnung auf das, was kommt. Woher nehmen wir eigentlich dieses Vertrauen und diese Hoffnung, wo doch Licht und Schat­ten wohl in glei­cher Weise unseren Weg im neuen Jahr begleiten werden?

Unser Vertrauen und unsere Hoff­nung haben einen Namen: „Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten wer­den sollte, gab man ihm den Namen Jesus“, so heißt es heute im Evangelium. Ein Name wie eine Tür, wie ein Fenster in eine andere Welt. Ein Name der Ver­heißung: Jesus – das heißt: Gott wird retten; Gott ist Heil.

Erneut klingt das Weihnachtsthema an:  Dass Gott Mensch geworden ist um unseres Hei­les willen, damit unser Leben gelingt. Diesem Gott mit dem menschlichen Gesicht dürfen wir vertrauen, auf ihn dürfen wir unsere Hoffnung setzen, denn „in keinem anderen Namen ist Heil“, wie es an anderer Stelle in der Heiligen Schrift heißt. In seinem Namen bitten und be­ten wir. Er selbst hat uns dazu ermutigt. Und in seinem Namen, in seinem Auftrag gehen wir in die Zukunft als seine Boten und Zeugen, als Boten seiner Verheißung, dass Gott retten wird, und als Zeugen seines Friedens.

Das ist mein zweiter Wunsch zum Neuen Jahr, dass wir uns an diesen Grund unseres Ver­trauens und unserer Hoffnung erinnern und diese heute erneuern. Und ich füge die Bitte hinzu, die in einem Lied besungen wird: Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun.

Alle nötigen Schritte beginnen mit einem ersten Schritt. An diese Weisheit sei heute am Neu­jahrs­tag erinnert. Diese Weisheit ist nicht abstrakt. Sie hat viele Namen. An einen werden wir heute besonders erinnert. Es ist der Name der Frau, die die Mutter Jesu ist und deren Hochfest wir heute begehen.

An der Tür zum Neuen Jahr empfängt uns Maria. Durch ihr Ja zur Botschaft des Engels ist Gott Mensch geworden. Durch sie hat Gott ein menschliches Gesicht, das Gesicht eines Kin­des bekommen. Als „die Magd des Herrn“ ist sie ihren Weg voll Vertrauen und Hoffnung in eine ungewisse Zukunft gegangen. Sie hat nicht genau gewusst, auf was sie sich da eingelas­sen hat, als der Engel ihr die Botschaft gebracht hat, dass sie die Mutter Gottes werden soll. Sie wusste nur, auf wen sie sich einlässt, als sie gesagt hat: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Das hat ihr genügt. Das darf auch uns Vorbild sein.

Die Lauretanische Litanei - benannt nach dem italienischen Wallfahrtsort Loreto - besingt Maria als „Pforte des Himmels“, und das in einem zweifachen Sinn: Sie ist zur Pforte des Himmels geworden als durch sie der Himmel in Jesus auf die Erde gekommen und Mensch geworden ist. Und sie wird zur Pforte des Himmels für die, die gläubig und hoffend ihrem Rat folgen, den sie den Dienern bei der Hochzeit zu Kana gibt: „Was er - Jesus - euch sagt, das tut.“ Von Maria heißt es im heutigen Evangelium: Sie „bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“

Das ist mein dritter Wunsch zum Neuen Jahr, dass wir - wie Maria - im Herzen bewahren, wozu wir gerufen und berufen sind, und darüber nachdenken, wie wir darauf unsere Antwort geben können als Christen in der Welt von heute – in diesem neuen Jahr 2011.