Hofläden. Frisch, regional, hochwertig

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Im Landkreis Straubing-Bogen gibt es viele Möglichkeiten, direkt beim Erzeuger einzukaufen. Fotos: Elisabeth Ammer – Vergrößern durch Anklicken!

Unsere Redaktion fragte bei einigen Landwirten mit Hofverkauf nach – auch bei Graf, Mitterfels

Die Hofläden erlebten während der Pandemie einen Boom. Doch wie sieht es jetzt aus?

Straubing-Bogen. Der Ukrainekrieg verlangt der ukrainischen Bevölkerung einiges ab. In Deutschland herrscht Frieden, aber die Verbraucher spüren den Krieg mit gestiegenen Preisen der Zapfsäule und beim Einkauf von Lebensmitteln. Während der Corona Krise erlebte die Direktvermarktung in den Hofläden einen wahren Boom. Doch was ist davon geblieben ? Unsere Redaktion fragte bei einigen Landwirten mit Hofverkauf nach.

Die Verbraucher legen, wenn man den Umfragen Glauben schenkt, großen Wert auf regionale und hochwertige Lebensmittel. In der Corona Krise wurden viele der Hofläden eröffnet. Die Vorteile für Erzeuger und Verbraucher liegen auf der Hand: Frische und regionale Lebensmittel von hoher Qualität finden ohne lange Transportwege den Weg in den Einkaufskorb. Dies ist nachhaltig und belässt auch Kaufkraft in der Region und sichert zudem langfristig die regionale Versorgung.

Kein Internetportal, das alle Hofläden bündelt

Aber auch wenn der gute Wille da ist, gestaltet sich die Suche nach regionalen Einkaufsmöglichkeiten eher unübersichtlich. Wenn man im Internet nach „Direktvermarktern Straubing-Bogen“ sucht, gibt es zwar knapp 5000 Ergebnisse, aber nur wenig Brauchbares. Ein Internetportal, das alle Hofläden im Landkreis bündelt, gibt es bis dato noch nicht. Fast ausnahmslos präsentieren sich die Direktvermarkter auf einer eigenen Homepage, die allerdings auch gepflegt und auf dem neuesten Stand gehalten werden sollte. Mundpropaganda ist nicht zu unterschätzen und stellt einen wichtigen Werbefaktor dar. Bei der Direktvermarktung stehe immer ein Gesicht, eine Familie hinter einem Produkt, hier kann man auch mal nachfragen. Es gilt auch zu bedenken, nur wenn die Verkaufszahlen stimmen, lohnt es sich für die Direktvermarkter und dem Verbraucher steht ein reichhaltiges Angebot an regionalen Lebensmittel zu Verfügung.

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Beim Einkauf in Hofläden wissen die Verbraucher, wo und wie das Produkt erzeugt wird. Die Landwirte geben bereitwillig Auskunft und gehen auf Verbraucherfragen ein.

Milchtankstelle und mehr: positiver Trend hält an

Familie Graf aus Mitterfels betreibt seit sechs Jahren eine Milchtankstelle und bietet in einem Verkaufshäusl auch eigene Eier und Kartoffeln, aber auch weitere regionale Produkte an. Während Corona stiegen die Umsätze an, sagt Kilian Graf, der positive Trend halte an. Die Monate Januar und Februar erwiesen sich in den letzten Jahren schon als schwächere Umsatzmonate, insgesamt ist Graf aber optimistisch gestimmt. Sicherlich müsse man sehen, welche Schwerpunkte die Verbraucher setzen. Viele werden sparen müssen, gibt Graf zu bedenken. In Kundengesprächen kommt wieder heraus, dass man bewusst einkaufen will, regional, mit kurzen Lieferwegen und einfach wissen will, wo das Lebensmittel herkommt. Insbesondere der regionale Faktor bei den Lebensmitteln sei für Kilian Graf von unschätzbarem Wert und brauche auch den Vergleich mit „Bio“ nicht scheuen. Familie Graf konnte mit ihrem Milchautomaten und ihrem Verkaufshäusl, das rund um die Uhr geöffnet ist, viele Stammkunden gewinnen, bilanziert Kilian Graf, eine Prognose, wie sich das weiterentwickelt, sei aber schwierig.

„Enormer Einbruch zu Beginn der Energiekrise“

Zu Beginn der Energiekrise erlebte Gerlinde Schreyer, vom Kürbishof mit Hofcafé in Atting, einen enormen Einbruch. Gerlinde und Heiner Schreyer hatten das Gefühl, als stehe die Welt still und keiner setzt mehr auf regionale Produkte, beschreiben sie die Situation, Stammkunden blieben aus. Die Schreyers dachten aber nicht daran, für ihre selbsterzeugten Produkte die Preise zu senken, das passe nicht zu ihrem Konzept. Krisen gab es während ihrer über 20-jährigen Zeit als Kürbisbäuerin immer wieder mal, stellt Gerlinde Schreyer fest, es sei aber beruhigend, auf mehreren Standbeinen zu stehen.Vielleicht lassen sich die Bürger auch von schlechten Nachrichten in den Medien beeinflussen, vermutet die Kürbisbäuerin, es werde viel Angst verbreitet. Für zum Essen gehen sei weiterhin genug Budget vorhanden, während dem selber Kochen eine Abseitsrolle im Alltag zugewiesen wird, bewertet Gerlinde Schreyer die Situation. Deshalb kann das Sparen in Bezug auf den Hofladeneinkauf nicht vorrangig der Grund für Kaufzurückhaltung sein, vermutet sie, hier werde eher eine Umschichtung auf scheinbar wichtigere Bedürfnisse, wie Luxusartikel wie das Handy, vorgenommen.

Bei Kundengesprächen über vorher angekündigte Preiserhöhungen zeigten sich die Kunden stets verständnisvoll, stellt Gerlinde Schreyer fest. Dennoch sei ein starker Rückgang bei Spezialitäten, wie Chutney, zu verzeichnen. Seit dem Jahreswechsel stabilisierte sich der Absatz von Kartoffeln wieder etwas. Bleibt zu hoffen, dass verlorene Kunden wieder zurückgewonnen werden können, die die gute Qualität und die Beratung wertschätzen. Vor allem das Vertrauen in den Landwirt steht an erster Stelle, nach dem Motto „Ich kaufe bei meinem Landwirt ums Eck,“ hofft Gerlinde Schreyer.

Elisabeth Ammer/BOG Zeitung vom 28. Februar 2023 (Gen. der Lokalredaktion)