Zum Patrozinium der kath. Heilig-Geist-Kirche Mitterfels

 

heilig-geist-kirchePfarrer Pater Dominik Daschner: Predigt am Pfingstmontag

Liebe Schwestern und Brüder!

Klosprüche sind häufig derb und unter der Gürtellinie, bisweilen findet sich aber unter dem, was da an die Wand gekritzelt worden ist, auch eine witzige und treffende Bemerkung. So einen Spruch habe ich vor Kurzem gelesen. Da stand der Satz: „Wenn jemand, den du nicht kennst und der dich nicht kennt, dir etwas erzählt von Dingen, die er nicht kennt – dann bist du in einer Kirche.“ Ironisch, provozierend, anklagend kommt dieser Spruch da­her, aber leider eben auch nicht ganz unzutreffend. Bei manch kirchlichen Verlautbarungen wird man tatsächlich den Eindruck nicht los: Die reden von Dingen, die sie selber nicht wis­sen, wovon sie keine Ahnung haben. Und darum bleibt ihr Reden oft reichlich abstrakt und irgendwie lebensfremd.

An Pfing­sten scheint das ganz anders gewesen zu sein. Das Wort der Apostel, die da erfüllt vom Heili­gen Geist, auf die Straße hinaustreten und predigen, das hat die Leute mitten ins Herz getrof­fen. Sie haben mit ihrem Wort ganz offensichtlich den Nerv der Menschen getroffen. Wenn sich heute Kirchenleute zu Wort melden, ist das beileibe nicht immer so.

Das Paradoxe daran ist: Die Menschen, die sich in den Kirchen treffen, berufen sich doch auf einen, der ein Meister des persönlichen Gesprächs war. Sie wissen, dass Jesus nicht nur abstrakte Reden vor dem Volk gehalten hat, sondern sich auch Zeit für den einzelnen genommen hat. Man konnte ihn kennenlernen und entdecken: Der weiß, wovon er redet. Man konnte spüren: Seine Zuwendung und Anteilnahme sind gedeckt durch sein Verhalten.

Mit dem vornehmen Nikodemus diskutiert Jesus eine Nacht lang über den Sinn des Lebens. Maria fesselt er mit seinen Worten - sehr zum Leidwesen ihrer fleißigen Schwester Marta. Eine samaritische Frau spricht er in der glühenden Mittagshitze am Jakobsbrunnen an. Er re­det von sich. Er spricht sie an dem Punkt an, wo ihren ungelösten Fragen liegen. Sie fühlt sich ernst genommen. Seine Worte überzeugen. Was Jesus sagt, ist nicht abgehoben. Es ist handfest wie nahrhaftes Brot, erfrischend wie Quellwasser.

Solche Gesprächspartner sind heute, im Zeitalter der Massenkommunikationsmittel, mehr denn je gesucht. „Ich möchte mit jemandem richtig reden können“, sagen viele. „Mit einem, der zuhören kann, der versucht, mich zu verstehen, dem nicht gleichgültig ist, wie es mir ge­rade geht, der nicht bloß oberflächlichen Smalltalk macht, der nicht nur billigen Trost für mich übrig hat.“ „Ich wünsche mir eine Kirche“, sagen viele, „in der man miteinander diskutiert, wo man miteinander spricht; die etwas zu sagen hat zu dem, was mich beschäftigt, in der man Impulse bekommt zur Gestal­tung des eigenen Lebens.“

Der ironische Satz von der Toilettenwand ist sicher überspitzt. Aber er ist gut für eine Selbst­besinnung der Kirche: als Anfrage, ob die Gesprächsbereitschaft Jesu in ihr genügend zum Ausdruck kommt. Er bringt mich zum Nachdenken, ob unser, ob mein kirchliches Reden et­was atmet von dieser anregenden Art Jesu, wie er die Leute ansprechen konnte. Oder wo es da die Nachhilfe durch den Heiligen Geist braucht, seinen erfrischenden Hauch, damit sich die Leute bei Wortmeldungen von Kirchenleuten nicht vorkommen – um es mit dem etwas boshaften Spruch zu sagen - „wie in der Kirche“.