Altbayerische Raunacht auf der Burg Falkenfels

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In einem szenischen Spiel warnte die Brauchtumsgruppe „Gäubod’n-G’schwerl“ vor gefährlichen Gesellen.

Die Kas­ber­ger Wol­faus­las­ser und die Grup­pe Gäu­bod´n-G´schwerl trie­ben ihr Un­we­sen

Es ist eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit gewesen: Am Samstag fand im Innenhof der Burg Falkenfels die Raunacht statt. Die Besucher wurden in die Gedankenwelt der Altvorderen, in der mystische Gestalten und magische Kräfte den Alltag der Menschen bestimmten, mitgenommen. Geister und Dämonen wurden an diesem Abend wieder lebendig, hervorgerufen durch die Kasberger Wolfauslasser und die Brauchtumsgruppe Gäubod´n-G´schwerl, die ein Gastspiel gaben.

Die langen und harten Winter waren nicht nur für die Menschen eine entbehrungsreiche Zeit, son- dern auch für die Tiere. Wenn die Hirten mit ihrem Weidevieh um Martini herum von ihren Hochweiden ins Dorf zurückkehrten, folgten ihnen auch die Raubtiere und kamen so den menschlichen Siedlungen näher, die Bären und Wölfe, die nicht nur den Haustieren, sondern auch den Menschen bedrohlich wurden. Weil die Hirten in der Folgezeit arbeits- und brotlos waren, übernahmen sie gegen einen kleinen Lohn den Schutz der bedrohten Siedlungen. Sie hängten sich Schellen um und erzeugten mit diesen vor allem in den Abend- und Nachtstunden einen Höllenlärm, der die Wölfe und andere wilde Tiere, aber auch böse Geister vertreiben sollte.

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Die Wolfauslasser aus dem Bayerischen Wald beim Läuten der Kuhglocken.

Wolfauslasser aus dem Bayerischen Wald

Vor diesem Hintergrund ist der Brauch des Wolfauslassens zu sehen, der besonders im Bayerischen Wald beheimatet war. Mit dem Aussterben der Wölfe verschwand auch dieses Brauchtum. Erst in jüngster Zeit wurde dieser Brauch von jungen Burschen als Heischebrauch wieder ins Leben gerufen wurde. Die Kasberger Wolfauslasser, benannt nach einem Ortsteil von Rinchnach, haben sich die gerufen. Die alten Rituale werden in der Vorweihnachtszeit praktiziert, indem sich die Burschen überdimensionierte Kuhglocken um die Hüften binden und durch rhythmische Bewegungen zum Läuten bringen. Bei diesem Gastspiel auf der Burg wurden zwar keine Wölfe vertrieben, dafür aber versetzten die Wolfauslasser die Besucher mit ihren mächtigen Schellen und dem ohrenbetäubenden Geläut in große Begeisterung. Auf die Frage des Hirten, „Buam, seid´s do, geht koana o?“ und nach seinem Kommando mit dem Hirtenstecken brachten diese mit ihren rhythmischen Hüftschwüngen ihre archaischen Instrumente zum Klingen und erzeugten einen infernalischen Lärm, der die Zuhörer auf das Raunachtsprogramm der Brauchtumsgruppe „Gäubod´n-G´schwerl einstimmte. Deren Akteure zogen die Besucher anschließend in ihren Bann. In einem szenischen Spiel klärten sie über die Bedeutung der Raunächte auf und warnten vor den gefährlichen Gesellen, die in dieser Zeit ihr Unwesen treiben. Außerdem erfuhren die Zuschauer alles Wissenswerte über diese zwölf Nächte, ihre Mythen und Geschichten. Nacheinander traten anschließend diese furchterregenden Raunachtsgestalten aus vorchristlicher Zeit auf die Bühne und präsentierten sich bei entsprechender Musik und künstlichem Nebel.

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Schaurige Gestalten zogen am Samstagabend bei der Burgraunacht über den Innenhof der Falkenfelser Burg. (Fotos: tb)

Nebelfrau und Klaubauf wieder auferweckt

Den Anfang machte die Nebelfrau, die mit ihren Irrlichtern die Menschen ins Moor und in ihr Verderben lockte, gefolgt von der „Druckerden Drud“, die einst nächtens zu den Menschen in die Kammer schlich, sich auf sie kniete und ihnen Atemnot bereitete. Auch das Mehlweibl, das den Menschen Mehl ins Auge blies, und die bluadige Luzier, die ihre Sichel wetzte und den Kindern mit Bauchaufschneiden drohte, hatten ihren Auftritt. Auf den mit Blut verschmierten Thammerl mit dem Hammer, der in der Thomasnacht sein Unwesen trieb, folgte schließlich der Klaubauf, der die Kinder in seinen Tragekorb sperrte und mitnahm, auch den kleinen Hansl aus oben besagter Familie. Selbst der zu Hilfe gerufene Dorfschmied konnte nicht helfen, ebenso wenig wie die gruseligen Hexen mit ihren bleichgesichtigen Larven, zotteligen Haaren und ihrem Zaubertrank den kleinen Buben nicht retten konnten. Erst als ihre Majestät, die Königin der Nacht, begleitet von Perchten in zotteligen Kostümen und schaurigen Masken, in das Geschehen eingreift, gelingt es, den kleinen Jungen aus den Fängen des Klaubauf zu befreien, ihn zu seiner Familie zurückzubringen und für ein Happy End zu sorgen. Am Ende des gelungenen Schauspiels auf der Falkenfelser Burg hatten die begeisterten Zuschauer, selbst die Kinder, großen Spaß, sich mit den einstmals so gefürchteten Raunachtsgestalten auf Tuchfühlung ablichten zu lassen.

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Die Burg bot das passende Ambiente für diese mystische Veranstaltung. 

Quelle: Theo Breu/BOG Zeitung vom 12. Dezember 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer Sperrfrist)

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