Mühlen an der Menach (16): Stegbergmühl – Mühle und Ortschaft

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Stegbergmühl: Wohnhaus mit integriertem Mühleraum (2002)

Es erinnert kaum noch etwas an die kleine Mühle auf 490 m Höhe über NN.

Außer dem Ortsnamen „Stegbergmühl 1” und dem Wohnhaus mit angegliedertem Mühlengebäude erinnert kaum noch etwas an diese kleine Mühle, gelegen in 490 m Höhe über NN am Laubbergbach zwischen Haibach und Elisabethszell in dem nach Nordwesten offenen Talkessel, der umschlossen wird von den Höhen Simmerlesberg (853 m), Ehrenberg (735 m) und Sommerberg (669 m). Noch weit bis in das 20. Jahrhundert hinein führte hier auch der sogenannte Bierweg durch, auf dem das Bier von der Schlossbrauerei Gossersdorf zu den Wirten in Elisabethszell transportiert wurde. An der Nordseite des Sommerberges unterhalb von Lanzlberg befindet sich auch das Quellgebiet dieses Laubbergbaches, der eher einem großen Graben gleicht, denn einem Bach. Mit dem Wasser dieses Baches wurde auch die Stegbergmühle betrieben, doch weil das Wasser nicht ausreichte, wurde es in einem etwa 120 Meter vom Mühlengebäude entfernten Weiher aufgestaut und nach Bedarf abgelassen.

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Erbaut wurde die Mühle hauptsächlich zur Eigenversorgung mit Mahlprodukten im Jahre 1874 von Max Stegbauer, dem damaligen Besitzer des heute noch 82 ha großen Stegbauerhofes in Hartmannsgrub 1 (damals Großhartmannsgrub), etwa 200 m oberhalb des Mühlenstandortes gelegen. Eine steinerne Tafel, die der heutige Mühlenbesitzer Thomas Stegbauer noch aufbewahrt hat, bezeugt dies mit folgender Inschrift:

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Der nachfolgende Hofbesitzer Rupert Stegbauer in Hartmannsgrub hat viele Geschwister, die er ausheiraten und mit dem „Heiratsgut” ausstatten muss und das geschieht z. B. durch Überlassung von Grundstücken. So wird auch der Bruder Ludwig abgefunden. Er bekommt ca. 20 Tgw. Grund und die Mühle in Stegbergmühl. Vorher lässt Rupert (um 1922 herum) noch einen Generator in das Mühlengebäude einbauen und das Wasserrad verwendet er jetzt ausschließlich zum Antrieb dieser „Lichtmaschine”. So verwandelt sich die Mühle zum E-Werk. Damit können beide Anwesen mit Gleichstrom für Beleuchtungszwecke versorgt werden. Betreiber bleibt aber Rupert Stegbauer von Hartmannsgrub. Er bestimmt allein, ob und wie lange das Mühlrad sich dreht. Dazu verbindet er sein Haus und die ca. 100 m entfernte Docke am Stauweiher mit einem Seilzug und so kann er vom eigenen Haus aus den Wasserfluss regulieren, das Mühlrad also anlaufen bzw. stillstehen lassen. Weil zum ganztägigen Betrieb der Wasservorrat nicht ausreicht, schaltet er das Werk nur morgens und abends, insbesondere zu den Futterzeiten ein. Dafür hat der Stegbergmühler allerdings nicht immer Verständnis, denn er wird jeden Tag meist unvorbereitet und oft zur unpassendsten Zeit damit konfrontiert und so bleiben Zwistigkeiten nicht aus.

Es vergehen rund 30 Jahre, da kommt 1952 die OBAG auch in den Elisabethszeller Raum. Stegbauer lässt sein Anwesen aber nicht an das OBAG-Stromnetz anschließen, er begnügt sich mit dem zwar leistungsschwächeren, dafür aber kostenlosen Strom vom eigenen Werk. Weil zu dieser Zeit aber das Mühlrad seinen Dienst versagt, erwirbt er von dem benachbarten Bauern Johann Rainer („Pommer Hans”) in Untergrub dessen Turbine, die er in sein E-Werk einbaut, und 125 laufende Meter Gussrohre als geschlossene Zuleitung vom Stauweiher zum Kraftwerk.

Rund 10 Jahre versieht nun diese verbesserte Anlage ihren Dienst, aber schließlich erkennt Stegbauer, es war der 2000 verstorbene Josef Stegbauer vom Hof in Hartmannsgrub 1, die Vorteile der Kraftstromnutzung und so entschließt er sich (wahrscheinlich im Jahre 1962) zum Anschluss an das OBAG-Stromnetz. Damit endet die Wasserkraftnutzung in Stegbergmühl am Laubbergbach. Die Gussrohre befinden sich noch im Boden und ein Teil davon ist auch zu sehen. Die Turbine ist längst ausgebaut, nur ein paar Mühlsteine lagern noch als stumme Zeugen dieser vergangenen Epoche in dem heute als Holzschuppen dienenden Mühlengebäude.


Erstveröffentlichung: Mitterfelser Magazin 8/2002, Seite 44f