Mitterfelser Wappen: Im roten Schildhaupt ist das Schwert: Symbol der fast 700-jährigen Hochgerichtsbarkeit; die weiß-blauen Rauten verweisen auf die Zugehörigkeit zur Grafschaft Bogen; die Tanne auf grünem Hügel ist ein Hinweis auf die Lage im Bayer. Wald. - Einladung zur Markterhebungsfeier.
Rückblick auf 50 Jahre Markt Mitterfels
Mitterfels auf dem Weg vom Dorf zum Markt
Wenn man bedenkt, dass Mitterfels seit mehr als 700 Jahren Sitz zentraler Behörden und Ämter war, die man sonst nur in Kreisstädten findet, kann man seine frühere Sonderstellung im nördlichen Landkreis Bogen verstehen. Nicht zuletzt hatte es auch einen guten Ruf als Sommerfrische und Fremdenverkehrsort.
So stellte der ehemalige Gemeinderat Lohbauer schon im Jahre 1953 den Antrag, Mitterfels möge sich um den Titel „Markt" bewerben. Unglücklicherweise war gerade in den Jahren 1952/53 die Flut von Stadt- und Markterhebungen auf ihrem Höhepunkt angelangt. Der größere Teil der Gemeinderäte mit dem damaligen Bürgermeister Dietl an der Spitze hielt deswegen den Zeitpunkt für ungünstig, und so beschloss der Gemeinderat Mitterfels etwa im Frühjahr 1953, diesem Antrag seine Zustimmung zu versagen. Man wollte, wie Bürgermeister Dietl es im Gemeindeboten darlegte, lieber „mehr sein als scheinen" und statt des Titels „Markt" die Bezeichnung „staatlich anerkannter Luftkurort" zu erreichen versuchen.
Dieses sicherlich lohnende Ziel wurde 1957 erreicht: Mitterfels bekam vom Bayerischen Fachausschuss für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen das Prädikat „Luftkurort" zuerkannt. Dieser Erfolg gab Auftrieb für weiteres fruchtbares Schaffen. Eine ganze Reihe von Verbesserungen und Erneuerungen auf fast allen Gebieten des öffentlichen Lebens in den Jahren danach legt Zeugnis dafür ab.
1957 genehmigte das Bayer. Staatsministerium des Innern auch ein Gemeindewappen, das wiederum von Franz Lohbauer angeregt und von Amtsgerichtsrat Dr. Fischer entworfen worden war.
Im Jahre 1966 wurde der neue Gemeinderat gewählt, zugleich ging aus der Wahl ein neuer Bürgermeister hervor. Sei es nun, dass die Rivalität zwischen den beiden fast gleichstarken „Fraktionen" zu neuen Anstrengungen beflügelte oder sei es, dass eine deutliche Verjüngung des Gemeinderates es bewirkte: Das politische, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Leben in Mitterfels erhielt neue, starke Impulse. Aus all dem schälte sich nach einiger Zeit immer deutlicher bei beiden Richtungen im Gemeinderat der Wunsch heraus, die Anregung aus dem Jahre 1953 nun doch in die Tat umzusetzen. Es bedurfte dann nur mehr einer knappen Andeutung durch Bürgermeister Uekermann, dass es am 13. 2. 1968 zu einem Beschluss kam, Antrag auf Verleihung der Bezeichnung „Markt" zu stellen.1
Begründung des Antrags
· Ca. 800 Jahre Sitz eines Pflegegerichtes und damit Einfluss auf Kultur und Wirtschaft des Landkreises durch Jahrhunderte hindurch
· Sitz von Behörden und Ämtern (1968!) und alle für die Versorgung der Bevölkerung notwendigen Geschäfte, Handelsbetriebe und Unternehmen
· anerkannter staatlicher Luftkurort, 25.000 Übernachtungen im Jahr
· Mitterfels mit rd. 1660 Einwohnern weist eine geschlossene Bauweise auf
· Aufbauleistungen der letzten Jahre: Neubauten: Volksschule mit Turnhalle, Fernmeldedienstgebäude, Schlachthaus; Errichtung von ca. 50 neuen Wohn- und Geschäftshäusern in den letzten 5 Jahren
· Bau der Kanalisation seit 1967, Wasserversorgung, Ortsbeleuchtung
· sehr gepflegte Gaststätten und Cafés
· aktives Vereins- und Verbandsleben (TSV, Bayerwaldverein, Verkehrs- und Verschönerungsverein u.v.a. sind Vorbild im Landkreis.)
· Sitz einer Stützpunktfeuerwehr
· Mitterfels im Raumordnungsplan als zentraler Ort ausgewiesen mit großem Einzugsbereich im nördlichen Landkreis
Die Entscheidung in München fiel ganz überraschend schnell. Am 5. Juli 1968 wurde sie im Staatsanzeiger veröffentlicht (sh. Abb. Mitterfelser Gemeindebote weiter unten) und mit einer Urkunde öffentlich gemacht.
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"Mitterfels, zieh dein Festkleid an!" - Markterhebungsfeier am 4. August 1968
So der Aufruf des Bürgermeisters an alle Mitterfelser im Gemeindeboten (oben) mit einer Einladung an alle Bürger (unten).
Am 4. August 1968 wurde die Markterhebung gebührend gefeiert. Ein breites Rahmenprogramm war vorbereitet: Im Schulhaus hatte Ing. Max Großkopf eine Kunstausstellung organisiert, ergänzt mit Werken des verstorbenen Mitterfelser Graphikers Georg Fritz. Die TSV-Gruppen warteten mit einem abwechslungsreichen Programm mit sportlichen Wettkämpfen und Vorführungen auf; die Bundeswehr zeigte Gerät und speiste aus der Feldküche; und im Bierzelt konnte vor- und nachgefeiert werden.
Der Festakt in der neuen Turnhalle wurde verschönert durch den Orchesterverein Bogen und die Liedertafel Mitterfels. OL Paul Stahl fungierte als Chronist, Landrat Hafner bezeichnete Mitterfels als das Herz des Landkreises, Regierungspräsident Riederer bestätigte dem Ort die Erfüllung aller Forderungen für eine Markterhebung, Bgm. Karl Biller überreichte seinem Amtskollegen Walter Uekermann die von der Patengemeinde Schwarzach gestiftete Amtskette. Das schönste Geburtstagsgeschenk aber war die Chronik „800 Jahre Geschichte um Mitterfels", die der Verfasser OStR Max Lachner aus München persönlich übergab (und deren Neuauflage, von Franz Wartner völlig überarbeitet, 1988 erschien).2
Abb.: Max Lachner überreicht sein Werk "800 Jahre Geschichte um Mitterfels" (Foto aus Chronik)
1 Quelle: Straubinger Zeitung, Vorbericht Markterhebung
2 Wartner, Franz "Chronik Markt Mitterfels" S. 279
Fotonachweis: alle nicht bezeichneten Fotos: Archiv Stolz
Die Rathäuser des Marktes:
1948 - 1974 in der gemeindeeigenen "Dr. Hornef-Villa" (li.), ab 1974 im seit 2003 gemeindeeigenen Gebäude des ehemaligen Amtsgerichtes (re. - Foto: Franz Tosch)
Bürgermeister seit der Markterhebung: Von links: Walter Uekermann 1966 - 1978, Werner Lang 1978 - 2002, Heinrich Stenzel seit 2002
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Die letzten 30 Jahre im Überblick: Projekte der Marktgemeinde
Zusammenstellung: Alois Geith, Kämmerer der Marktgemeinde Mitterfels
Franz Wartner lässt in der „Chronik Markt Mitterfels" (Kap. 75) die Jahre 1945 - 1988 in Kurzform Revue passieren, somit auch die ersten 20 Jahre seit der Markterhebung. Das „Mitterfelser Magazin" führt diese Übersicht da weiter, wo die Chronik endet.
>>> Nur Ausgaben/Investitionen über 20.000 DM bzw. 10.000 EURO sind in der Regel hier aufgeführt.
Ein Projekt des Jahres 1989: Im Rahmen der Ortskernsanierung erhielt der Bildhauer Hans Rieser den Auftrag, bei der Friedenseiche einen Brunnen zu errichten. Hier stand bis 1949 der Dorfbrunnen, von dem die Bewohner des alten Dorfkerns ihr Wasser holen mussten. [... mehr über das Ende des Mitterfelser Wassernotstandes hier.]
Für die Kreismusikschule wurden der frühere Pfarrhof (Mitte) und das erste Mitterfelser Schulhaus umgebaut (Foto Martin Graf).
Die Bücherei fand Platz in der früheren Hausmeisterwohnung der Volksschule. (Foto: Norbert Kühnel)
In den Jahren 1990 bis 1992 erstand die Marktgemeinde in drei Raten das Grundstück für das BRK-Seniorenheim. (Foto: Franz Tosch)
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Eines der größten Mitterfelser Projekte war die Ortskernsanierung (Burg- und Lindenstraße).
Der Heizbetrieb im Biomasseheizkraftwerk läuft seit Oktober 1997. (Foto Josef Simmel)
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Baugebiet "Stockäcker" im unteren Drittel des Fotos (Luftaufnahme: Franz Tosch)
In den hier beschriebenen Jahren (seit 1989) wurden die Baugebiete Stockäcker, Außerfeld, Herrnberger Weg, Blumental und Reinbachstraße vom Markt Mitterfels erschlossen.
Seit dem Jahre 2003 können sich die Mitterfelser als - im Wortsinn - richtige „Bürger" fühlen. Die Marktgemeinde konnte vom Bayer. Staat die Burg (mit der sanierten Burgmauer) käuflich erwerben.
Am 2. April 2004 bekamen die M-Klassen in der Volksschule ein neues „Zuhause". Der Erweiterungsbau konnte mit viel Prominenz und großem Programm eingeweiht werden. (Foto: Franz Tosch)
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Neubau Doppelturnhalle (Foto: Herbert Stolz)
Die neue Doppelturnhalle wurde am 26. Oktober 2012 eingeweiht. (Foto: Herbert Stolz)
Photovoltaikanlage auf dem Dach der Doppelturnhalle (Foto: Heinrich Stenzel)
Der Überblick wird fortgesetzt!
Quelle: Franz Tosch, in: Mitterfelser Magazin 14/2008, Seite 13 - Zusammenstellung des Zahlenwerks: Alois Geith, Kämmerer der Marktgemeinde Mitterfels