Immer noch auf den Spuren der Grafen von Bogen

 

Archäologische Untersuchungen in diesem Jahr brachten neue Erkenntnisse

 

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Die Grabung auf dem Bogenberg im Sommer 2012 förderte auch Funde aus der Zeit der Grafen von Bogen zutage.

Nach wie vor ist die Erforschung der Grafen von Bogen eines der regelmäßig wiederkehrenden Forschungsthemen der Kreisarchäologie Straubing-Bogen. Bekanntermaßen wird seit Langem sowohl vonseiten der an der Heimatgeschichte interessierten Bogener als auch von wissenschaftlicher Seite die Frage nach dem Standort der Burg der Grafen von Bogen heiß und kontrovers diskutiert, wobei - verkürzt dargestellt - von den einen der Schlossberg, von den anderen das Gipfelplateau des Bogenberges als Burgstandort favorisiert wird. Vereinzelt wird auch noch Windberg ins Spiel gebracht.

In jüngster Zeit konnten im Rahmen verschiedener Baumaßnahmen am Bogenberg archäologische Untersuchungen sowohl beim Bau des neuen Heizungshauses als auch beim Neubau des Pfarrheims durchgeführt werden, die überraschende und phasenweise völlig neue Erkenntnisse zur Besiedlungsgeschichte des Bogenbergs erbrachten. Zu erwarten waren Funde und Befunde, die zweifelsfrei mit der Erbauung der am Bogenberg noch befindlichen Wälle während der Bronze- und Urnenfelderzeit, also etwa zwischen den ersten Jahrhunderten des zweiten Jahrtausends bis etwa 800 vor Christus datieren. Besonders spannend waren jedoch Funde, die aus dem frühen und hohen Mittelalter stammten, darunter auch solche aus der Zeit der Grafen von Bogen.

 

Welchen Zweck hatte der Turm aus Holz?

Zu erwähnen sind dabei neben verschiedenen Siedlungsspuren und Resten von Brennöfen vor allem die Überreste eines ehemaligen hohen quadratischen Turms, der aufgrund von drei mächtigen Pfostengruben nachgewiesen werden konnte und in das elfte oder zwölfte Jahrhundert nach Christus datiert. Noch nicht zu klären ist derzeit, ob es sich dabei um einen hölzernen Wohnturm oder einen Wehrturm gehandelt hat, sicher ist jedoch, dass er abgebrannt ist.

Weitere Siedlungsspuren wie beispielsweise Reste von Hausgrundrissen der Zeit der Bogener Grafenzeit und aus den darauf folgenden Jahrhunderten fanden sich neben vorgeschichtlichen und hochmittelalterlichen Funden und Befunden in der Baugrube des neuen Pfarrheims. Völlig unerwartet jedoch konnte neben Funden, die von der Jungsteinzeit bis in die keltische Zeit reichten, ein Teil eines früh- und hochmittelalterlichen Friedhofes ausgegraben werden, deren älteste Bestattungen noch deutlich vor der Grafenzeit in die spätmerowingische Zeit des ausgehenden siebten Jahrhunderts nach Christus, etwa um 700 datieren. Von den über 40 Bestattungen, die fast ausschließlich als Männergräber bestimmt werden konnten und damit vielleicht einen ersten Hinweis auf die Bewohner eines ehemaligen Klosters am Bogenberg liefern könnten, verdient jedoch die Bestattung einer Frau Erwähnung, die als Schmuckbeigabe neben einer Bronzefibel noch zwei bronzene Ohrringe trug.

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Zweifelsfreier Nachweis ist noch nicht erbracht

Die relativ kleinflächigen Ausgrabungen, zwar größtenteils finanziert durch die Kirchenverwaltung, konnten nur durch finanzielle Zuschüsse des Bezirks Niederbayerns, der Stadt Bogen, des Bogener Kultur- und Verschönerungsvereins, des Vereins für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich sowie Bogener Bürger wie Werner Länger und Werner Ibel fertiggestellt werden. Inzwischen ist eindeutig belegt, dass zur Zeit der Grafen von Bogen das oberste Bergplateau besiedelt war; ein zweifelsfreier Nachweis einer Burg konnte jedoch noch nicht erbracht werden, dazu wären weitere Ausgrabungen notwendig. Chancen dafür bietet möglicherweise die geplante Erweiterung des zukünftigen Parkplatzes am Bogenberg. Bereits heuer wurden dort mit Hilfe einer geophysikalischen Messmethode (Magnetometerprospektion) weitere archäologische Siedlungsspuren entdeckt, die weitere Erkenntnisse zur mittelalterlichen Besiedlung des Bogenbergs beitragen können.

Doch auch der Schlossberg steht weiterhin im Interesse der Forschung. Hier konnten im Spätsommer 2012 auf einem der noch unbebauten Areale des Schlossbergs ebenfalls Messungen durchgeführt werden, die hochinteressante Ergebnisse erbracht haben. Im Messbild der elektrischen Widerstandsmessung wurden Hinweise auf eine etwa halbkreisförmige Struktur im Boden entdeckt, die möglicherweise auch auf eine Bebauung schließen lassen. Diese Messung konnte nur durch das freundliche Entgegenkommen der Grundstücksbesitzerin und mit Hilfe der Stadt Bogen durchgeführt werden. Möglicherweise könnten sich hinter den Messergebnissen tatsächlich die Grundrisse von etwa drei, fast halbkreisförmig angeordneten Gebäuden verstecken.

Ob dies tatsächlich so ist oder ob es sich dabei um auffallende geologische Anomalien handelt und wie alt die möglichen Gebäudereste sein könnten, kann eigentlich nur durch eine archäologische Untersuchung genauer geklärt werden. Diese Grabungsergebnisse könnten dann vielleicht ein weiteres Mosaiksteinchen in die eine oder andere Richtung auf der immer noch spannenden Suche nach der Burg der Grafen von Bogen sein.


Text und Fotos: Dr. Ludwig Husty, in: SR-Tagblatt vom 21. Dezember 2012; Seite 17