12.12.12.: Eine echt königliche Rarität

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Einhundert Jahre altes Sterbebild erinnert am heutigen Tag an Prinzregent Luitpold

 

Das Prämonstratenserkloster im Klosterdorf Windberg ist nicht nur Anziehungspunkt für junge Leute aus der ganzen Region und für Menschen, die im "Geistlichen Zentrum" ihrem Glauben einen noch besseren Schub nach oben geben wollen. Zu der Gemeinschaft der "Weißen Chorherren" gehört ein Mitbruder, den die Sammelleidenschaft ganz fest im Griff hat: Das ist Frater Raphael Sperber, der bei seiner Arbeit als Klosterarchivar immer wieder auf Sterbe-und Primizbildchen seiner Brüder und deren Angehörigen gestoßen ist, die er zunächst nur ordnete und abheftete. Doch dann haben ihn die Neugierde und der Ehrgeiz gepackt: "Warum sollte ich es nicht schaffen, eine komplette Sammlung zusammenzubekommen und die dahintersteckenden Lebensgeschichten erfahren?"

Aus allen möglichen Quellen gelang es ihm, Hunderte solcher Bildchen zusammenzubekommen, die sogar im März 2003 zu der Ausstellung "Totenbrauchtum" im Windberger Amtshaus führte. Aber die Sammelleidenschaft und die Neugierde "Welche Schicksale stecken hinter den Exponaten?" ließen ihn nicht los, so dass er im September 2007 die zweite Ausstellung.

"Pfarrergschichten" präsentierte. Und da inzwischen eine Vielzahl von verstorbenen Berühmtheiten des Jahrhunderts, wie beispielsweise sogar die in englischer Sprache abgefassten Sterbebilder von Lady Diana und Queen Mum oder das von John F Kennedy in ihren bildlichen Andenken bei ihm gelandet waren, fiel ihm auch das Sterbebild von seiner Königlichen Hoheit Prinzregent Luitpold von Bayern in die Hände.

 

prinz_luitpold_03_wEinmalig frappierend

 

"Das aber erinnert nicht nur an ihn als an einen gütigen und allseits beliebten Landesvater, sondern es ist auch das in seiner Einmaligkeit frappierende Datum darin". Tatsächlich jährt sich am heutigen 12. Dezember, der hundertste Todestag des 91 Jahre alt gewordenen Regenten, der am 12. Dezember 1912 starb und der auch wiederum am 12. März 1821 geboren wurde". Eine echte Rarität, dieser 12.12.12", freut sich Frater Raphael.

Selbstverständlich habe ihn auch der Lebenslauf des Luitpold von Bayern, der zwar 26 Jahre lang sein Volk regierte, aber nie ein gekrönter König war und nach dem spektakulären Tod seines Neffen, des Märchenkönigs Ludwig II.,1886 die Regentschaft als überaus populärer und bei seinen Bayern beliebter Herrscher übernahm, interessiert, sagte der Frater. So entdeckte er in seinem in zahlreichen Ordnern verwahrten Schätzen nochmals eine Rarität - "man könnte auch 'Schnapszahl' dazu sagen" - in Form einer wunderschön nostalgisch gestalteten Ansichtskarte mit den Zahlen 12. 12. 12. deren Absender den Tod "unseres entschlafenen lieben guten Prinzregenten" bedauern und die noch dazu am 12.12.12 um 12 Uhr abgestempelt ist.

 

Ausstellung geplant

Aber auch etwas Süßes erinnert an Luitpold, der in der Krypta in München in der Theatinerkirche in der Familiengruft der Wittelsbacher beigesetzt ist, lacht Frater Raphael, der sich Süßigkeiten gegenüber selbst nicht abgeneigt zeigt: "Das ist die Prinzregententorte, sicher als Krönung jeder festlichen Kaffeetafel heute noch sehr begehrt."

Übrigens plant er vielleicht für das nächste Jahr wieder eine Ausstellung zu organisieren, die aber dieses Mal einen ganz und gar weltlichen Charakter trägt. Das werden nämlich Fleiß- und Hauchbildchen sein, die früher die Schulkinder als Belohnung erhielten. Und dazu sind an kleine Abc-Schützen zu ihrem ersten Schultag verschickte Glückwunschkarten zu bestaunen.

 

Kartentext:

Fräulein

Marie Bulling

Hoflieferantenstochter

München

München 12.12.12.

Liebe Marie,

senden dir diese Karte an dem Tage da unser lieber guter Prinzregent Luitpold selig entschlafen ist.

Er ruhe in Frieden.

Ludwig u. Sophie


 

Quelle: Dorothea Wolf, in: SR-Tagblatt vom 12. Dezember 2012, Seite 17