Der Gäuboden - Das Kernland des Ackerbaus

Gäuboden ist vermutlich seit über 6000 Jahren besiedelt und landwirtschaftlich genutzt

Die Bezeichnung "Gäuboden" , der auch einen Teil des heuti­gen Landkreises Straubing-Bogen umfasst, geht wahrscheinlich auf die germanische Bezeichnung "Gau" zurück. Ein Gau war eine Art germanischer Bezirk, wobei aber "Gau" beziehungsweise "Gäu" im Mittelhochdeutschen auch ein Begriff für "gutes Ackerland" war. Der sogenannte Gäuboden ist ver­mutlich seit über 6000 Jahren besie­delt und landwirtschaftlich genutzt.

 

Verwendung fand für den Gäubo­den auch der Begriff Dungau, ein Wort, das aus der karolingischen Bezeichnung Thunawgeui (=Donau­gau) entstanden war und noch eine zusätzliche Vereinfachung dadurch erfuhr, dass man später statt Dun­gau nur "der Dunkel" sagte, woraus Dunkelboden wurde, ein Ausdruck, den man dann irrtümlich vom dunklen fruchtbaren Boden herzu­leiten versuchte.

Während der letzten Eiszeit (Würmeiszeit) wehten Stürme aus weitgehend vegetationsarmen Landschaften kalkhaltigen Staub in den tiefer gelegenen Gäuboden (durchschnittlich 320 Meter über Normalnull/NN), woraus sich dann der bis zu sechs Meter dicke Löss bildete. Wegen dieser niedrigen Lage und weil er im Norden vom Bayerischen Wald sowie im Süden vom niederbayerischen Hügelland vor heftigen Winden geschützt wird, hat der Gäuboden ein mildes und relativ niederschlagsarmes Klima, jedoch mit einer starken Tendenz zur Nebelbildung im Frühling und Herbst.

 

552 Quadratkilometer

Nach der Begriffsbestimmung des Bundesamts für Naturschutz um­fasst der "intensivackerbaulich ge­nutzte" Gäuboden 552 Quadratki­lometer, wobei sich das Dungaubecken zwischen dem Tertiärhügel­land im Süden und dem Anstieg zum Bayerischen Wald einsenkt. Es grenzt sich in seiner ganzen Länge an die Donauniederung, die als ei­gene Landschaft abgegrenzt wird, ein.

Zwischen der Mündung der Großen und der Kleinen Laaber und Pleinting schließen sich südlich an die hier deutlich schmalere Nieder­terrasse Hochterrassenflächen an, ein bis sechs Meter mächtige Schichten aus Löss und Lösslehm, die Höhen bis etwa 430 Meter über Normalnull (NN) erreichen.

Der Gäuboden oder Dungau liegt also im Herzen Niederbayerns und zieht sich mit einer Breite von etwa 15 Kilometern südlich der Donau und des Bayerischen Waldes ent­lang. Die größte Stadt im Gäuboden und Zentrum des Gäubodens ist Straubing, was die Entwicklung über Jahrhunderte prägend beein­flusste.

Die geografischen und kulturel­len Grenzen, die Donau abwärts be­ginnend gegenüber Wörth an der Donau und bis nach Künzing rei­chend, sind klar umrissen. Linksseitig der Donau wird der Gäuboden vom Bayerischen Wald und rechts­seitig vom Hügelland eingegrenzt. Die südöstliche Grenze ist scharf gezogen, da sich die Donauebene zwischen Osterhofen und Vilshofen verengt, kann man Pleinting (fünf Kilometer nordwestlich von Vilsho­fen gelegen) als Grenzort sehen. Hier zwängen von Norden der Baye­rische Wald und von Südosten des­sen Ausläufer, die Alkofener Höhen, die Donau ein, während sich im Westen in Richtung Künzing der Gau öffnet. Dort, wo die Donau in ihr Durchbruchstal eintritt, befin­det sich mit Pleinting in der "Plein­tinger Enge" von Österreich donau­aufwärts kommend das Eingangstor zum Gäuboden. Nordwestlich kann man die Grenze zwischen den Re­gierungsbezirken Niederbayern und Oberpfalz, nahe Wörth an der Do­nau und Pfatter, ziehen.

Durch die mineralreichen, gut durchlüfteten Lössschichten konn­ten sich in dieser Donau-Ebene fruchtbare und verhältnismäßig leicht zu bearbeitende Böden bil­den, die als "Kornkammer Bayerns" die Menschen schon vor Jahrhun­derten wohlhabend werden ließ.

Löss ist ein vom Wind transpor­tiertes und auch vom Wind abgela­gertes Sediment, das aus Feinmate­rial besteht. Der allergrößte Teil des heute auf der Erde vorkommenden Lösses wurde im Pleistozän abgela­gert. Die aus dem Feinmaterial be­stehenden Lössgebiete werden in Norddeutschland als Börden be­zeichnet. Die deutschen Lössgebiete nördlich der Mittelgebirge gehören zur mitteleuropäischen Lösszone, die sich von Belgien bis in die West­ukraine erstreckt.

Diese Landschaften, die für den Ackerbau geeignet sind und schon lange landwirtschaftlich genutzt werden, stellen über Jahrhunderte umkämpfte Gebiete dar. Der Gäu­boden gehört zu den größten Löss­gebieten Süddeutschlands und war Ziel vieler Beutezüge in der Ge­schichte. Die entsprechende Wort­endung findet sich in den verschie­denen geografischen Naturräumen im Südwesten Deutschlands wieder, beispielsweise: Ochsenfurter Gau oder Pfinzgau.

 

Börden fruchtbarer als Gaue

Im Norddeutschen sind die Gaue fast wesensgleich als Börden bekannt. Bei der norddeutschen Mit­telgebirgsschwelle hat die in Sach­sen-Anhalt gelegene Magdeburger Börde schon eine zentrale Lage und erstreckt sich um die namensgeben­de Landeshauptstadt Magdeburg. Die Magdeburger Börde liegt im Re­genschatten des Harzes und ist da­her eine der trockensten Gegenden Deutschlands, allerdings nicht die wärmste oder sonnenreichste. Die höchste Erhebung der Magdeburger Börde ist mit knapp 150 Metern der Große Wartberg. Die Bevölkerung ist sehr heimatverbunden und es wird teilweise noch Bördeplatt ge­sprochen. Der sehr fruchtbare Bo­den, auf denen vor allem Zuckerrü­ben- und Weizenanbau betrieben werden, war vor Kriegsende 1945 die Vergleichsbasis für Deutsche Ackerböden. 1934 erhielt der Boden in der damaligen Gemeinde Eicken­dorf - heute Bördeland - die Boden­wertzahl 100, war somit der frucht­barste Boden Deutschlands.

Als Reichsrichtbetrieb wurde sei­nerzeit ein Betrieb in der Gemar­kung Eickendorf in der Magdebur­ger Börde festgesetzt. So wurde un­ter anderem eine Vergleichsgrund­lage für die steuerliche Bewertung aller Landwirtschaftsbetriebe des damaligen Deutschen Reichs geschaffen. Da dieser Betrieb nach dem Krieg für Vergleiche innerhalb Westdeutschlands nicht mehr zur Verfügung stand, wurde ein Betrieb in der Hildesheimer Börde zum Bundesrichtbetrieb Westdeutsch­lands erklärt. Bei späteren Messun­gen wurde ein noch höherer Wert mit der LVZ von 102,8 in Mölme ge­funden, das etwa 20 Kilometer öst­lich von Hildesheim liegt. Es ist der höchste je gemessene Wert in Deutschland. Die Skala möglicher Werte reicht von sieben (sehr schlecht) bis 100 (sehr gut), wobei eine Ackerzahl von 50 bedeutet, dass dieser Boden ungefähr die Hälfte des Ertrags eines optimalen Bodens bringt.

Optimale Böden gibt es in Deutschland in verschiedenen Bereichen. Flächen mit einer Ackerzahl von unter 20 gelten als land­wirtschaftlich kaum noch nutzbar. Aus der Bodenwertzahl wird unter Einbeziehung weiterer Faktoren (zum Beispiel Klima, Waldrandlage) die Ackerzahl ermittelt. Als Acker­zahl, auch "Ackerwertzahl " oder "Bodenpunkte" , wird ein Zahlen­wert bezeichnet, der die Qualität ei­ner Ackerfläche kennzeichnet. Sie wird ausgehend von der Bodenzahl durch Zu- und Abschläge auf Grund zusätzlicher Faktoren wie Klima oder Geländeverhältnisse er­mittelt. Gerade in Zeiten der "Euro­krise" erzielen gute Ackerflächen enorme Preise. Fruchtbares Acker­land ist gerade im Gäuboden knapp und teuer. Denn Grund und Boden haben schon immer mehr als nur ei­nen ideellen Wert.


Bericht und Bilder : Christian Hirtreiter, SR-Tagblatt 20.8.2012