… in Untergrub 1 bei Haibach, beim „Pommer Hans“
Auch auf dem Rainerhof in Untergrub 1 bei Haibach, beim „Pommer Hans”, nutzt man ab etwa 1920 rund 32 Jahre lang die Wasserkraft.
Zunächst wird ein Stauweiher angelegt, weil auch hier die Wassermenge des vorbeifließenden Grabens nicht für einen Dauerbetrieb eines Wasserrades ausreicht. Dann wird in etwa 30 m Entfernung vom Hof ein sogenanntes Wasserhäusl errichtet, in dem ein oberschlächtiges Wasserrad mit einem Durchmesser von immerhin 5 m installiert wird. Vom Stauweiher, der sich ca. 70 - 80 m oberhalb des Wasserhäusls befindet, leitet man das Wasser bei Bedarf zum Wasserrad. Zumindest den letzten Teil des Weges fließt das Wasser in offenen Holzrinnen, die zur Gefälleerhöhung auf Stützen montiert sind. Die vom Mühlrad erzeugte mechanische Kraft wird mittels Gelenkwellen, montiert auf Masten, zum Hof übertragen. In der Scheune kann nun diese mechanische Kraft von einer Transmission mit 3 Riemenscheiben verschiedenen Durchmessers für unterschiedliche Antriebsgeschwindigkeiten abgenommen werden.
Man nutzt sie für den Antrieb einer Gsodmaschine, einer Brechmühle, eines Hakenzylinders und einer Kreissäge zum Brennholzschneiden. Auch zum Pfleilschifter-Nachbarn wird die umgeformte Wasserkraft mittels Drahtseil übertragen, der sie für ähnliche Zwecke wie der Rainer-Bauer nutzt.
Gsodmaschine (Archiv AK Heimatgeschichte)
Weil das Wasserrad ziemlich kaputt ist, installiert Johann Rainer im Jahre 1948 statt des Wasserrades eine Turbine. Auch der Wasserdruck wird durch den Bau einer Gussrohrzuleitung vom Weiher zum Wasserhäusl erhöht.
Die Gussrohre wurden in Sulzbach-Rosenberg gekauft und können kurz vor der Währungsreform dennoch mit Reichsmark bezahlt werden. Vielleicht half da ein Rucksack voll Butter, Fleisch und Eier, den Johann Rainer, der jetzige Austragsbauer, zu den Kaufverhandlungen mitbrachte. Eine Landshuter Firma, bei der die Turbine gekauft wird, zögert die Auslieferung bis nach der Währungsreform hinaus, so dass dann in D-Mark bezahlt werden muss.
Die Turbine treibt jetzt nur noch einen Generator an zur Erzeugung von Gleichstrom, der für Beleuchtungszwecke auf dem Hof vor allem morgens und abends genutzt wird. In der Zwischenzeit kann sich der Wasservorrat im Weiher wieder erholen. Auch der Decker-Nachbar bezieht Strom vom RainerBauern. Die mechanische Kraftübertragung wird nicht mehr benötigt, oben genannte Maschinen werden nun mit einem Dieselmotor angetrieben.
1952 schließt Johann Rainer an das OBAG-Stromnetz an und so werden Turbine und Gussrohrleitung frei. Diese beiden Einrichtungen kauft der Stegbauer-Nachbar von Hartmannsgrub 1 zur Stromerzeugung im Mühlengebäude in Stegbergmühl, weil dieser noch nicht an das OBAG-Netz anschließen will (vgl. Artikel „Stegbergmühl” in der gleichen Nr. 8 des Mitterfelser Magazins bzw. hier auf der Webseite des AK Heimatgeschichte!).
So hat auch auf dem Rainer-Hof in Untergrub wie bei einigen anderen Höfen in dieser Gegend der OBAG-Anschluss die Wasserkraftnutzung beendet.
Erstveröffentlichung: Mitterfelser Magazin 8/2002, Seite 45f