In der neuen „Germania Benedictina“ stehen Abhandlungen von Hans Neueder und Schwester Radegund Bauer
Hans Neueder mit dem Exemplar der „Germania Benedictina“, in dem sein Beitrag über das Kloster „Oberaltaich“ steht. - Auch Schwester Radegund Bauer vom Kloster Mallersdorf hat für den „Bayern“-Band der „Germania Benedictina“ einen Beitrag verfasst.(Fotos: lui)
Wenn man über Hans Neueder eines sagen kann, dann das: Mit dem Kloster Oberalteich kennt er sich so gut aus, wie wohl kein anderer. Seit über drei Jahrzehnten beschäftigt sich der Bogener intensivst mit der Geschichte der ehemaligen Benediktinerabtei, die heute zur Stadt Bogen gehört. Eine Zusammenfassung seiner Forschungsergebnisse ist nun in der Neuauflage des „Bayern“-Bandes der „Germania Benedictina“ nachzulesen. Auch Schwester Radegund Bauer vom Kloster Mallersdorf hat darin einen Beitrag veröffentlicht. Der insgesamt zwölf Bände starke Zyklus gilt als wissenschaftliches Standardwerk für alle, die sich für das benediktinische Mönchtum im deutschsprachigen Raum interessieren.
Bereits 2001 hat Hans Neueder, inzwischen pensionierter Lehrer und ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger für den Altlandkreis Bogen, die Anfrage bekommen, ob er für die geplante Neuauflage des zweiten Bandes der „Germania Benedictina“-Reihe – der den Benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöstern in Bayern gewidmet ist – eine Abhandlung zum Kloster Oberalteich beisteuern könne. Natürlich konnte er das, schließlich hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits über 20 Jahre lang die Geschichte des Klosters erforscht. Schon ein Jahr später war sein Beitrag über „Oberaltaich“ fertig, im Januar 2003 lag er den Herausgebern vor.
Plötzlich war die Einladung zur Buchvorstellung da
Im Nachhinein gesehen hätte sich Neueder aber durchaus mehr Zeit lassen können, denn bis zur Fertigstellung und dem Erscheinen des aktualisierten zweiten Bandes hat es in der Folge noch elf Jahre gedauert. „Das hat sich alles sehr, sehr lange hingezogen“, erinnert er sich. „Aber kein Wunder bei einem so umfangreichen Projekt ...“ Als er Ende vergangenen Jahres dann plötzlich die Einladung zur Buchvorstellung in der Hand gehalten habe, sei er „direkt ein bisschen erschrocken“ gewesen – denn an die „Benedictina“ habe er da schon gar nicht mehr gedacht.
Seit Dezember 2014 ist der knapp 30 00 Seiten starke, auf drei Ausgaben aufgeteilte Wälzer nun im Handel. Vorgestellt werden darin insgesamt 149 ehemalige und noch bestehende Benediktinerklöster im bayerischen Raum. Der Beitrag von Hans Neueder stellt auf knapp 40 Seiten den aktuellen Stand der Forschung zum Kloster Oberalteich vor. Zwar sei auch in der Erstauflage der „Germania Benedictina“ aus dem Jahr 1970 ein Artikel über das Kloster erschienen, erklärt Neueder. Dieser habe allerdings nur sechs Seiten umfasst – „entsprechend mager und zum Teil auch fehlerhaft und überholt war der Inhalt der Veröffentlichung“.
In seinem Beitrag kann Hans Neueder nun mit einer ganzen Reihe neuer Erkenntnisse aufwarten. So geht er beispielsweise auf die Rolle der Gründungslegende des Klosters ein, „die ja“, so erklärt er, „ihren auffälligen Ausdruck in den Fresken der Kirche Oberalteich findet“. Hinzu komme unter anderem auch, dass in seinen Ausführungen die Bedeutung vieler Äbte des Klosters neu beschrieben und dass – gemäß den vorgegebenen Richtlinien – der gesamte Text in Anmerkungen nachgewiesen werde.
Vorgegebenes, einheitliches Gliederungsschema
Wie alle Beiträge in der „Benedictina“, so folgt auch der Text Neueders einem genauen Gliederungsschema: Behandelt werden die Punkte „Historische Namensformen“, „Politische und kirchliche Topographie“, „Patrone“, „Geschichtlicher Überblick“, „Wirtschaftliche Verhältnisse“, „Rechtliche Verhältnisse, Inventarien und Bilanzen“, „Personalverhältnisse“, „Priorate und Probsteien, Patronate und Inkorporationen“, „Bibliotheksgeschichte“, „Bau- und Kunstgeschichte“, „Reihe der Äbte“, „Gedruckte Quellen“, „Literatur“, „Archivalien und Handschriften“, „Ansichten und Pläne“, „Numismatik“ sowie „Sphragistik und Heraldik“.
Diesem Schema ist auch Schwester Radegund Bauer vom Kloster Mallersdorf gefolgt: Auf knapp 30 Seiten befasst sie sich mit der benediktinischen Vergangenheit des Klosters Mallersdorf, in dem heute die Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie zu Mallersdorf angesiedelt ist. Von Schwester Radegund sind bereits zahlreiche Publikationen zum Ordensgründer Paul Josef Nardini auf dem Markt.
Hans Neueder hat mit seinem Beitrag in der „Germania Benedictina“ erstmals höchst offizielles wissenschaftliches Parkett betreten. Dass sein Name – der eines „Laien“, wie er selber von sich sagt – nun Reihe in Reihe mit bekannten Koryphäen der bayerischen Geschichtsschreibung stehe, das mache ihn schon sehr stolz.
Oberalteich-Monographie ist Neueders Lebenswerk
Veröffentlicht hat Neueder über das Kloster Oberalteich aber bereits mehr. Sei es in Form von historischen Beiträgen in verschiedenen Medien oder auch in Form einzelner Bücher. Das für ihn wichtigste ist 2012 im Pustet-Verlag erschienen und trägt den Titel „Oberaltaich: Geschichte eines bedeutenden bayerischen Benediktinerklosters“. Die 352 Seiten umfassende Monographie mit über 200 Illustrationen zeichnet die Geschichte des um 1080 gegründeten Klosters nach und erfasst in chronologischer Reihenfolge zahlreiche Details. „In dieses Buch sind die endgültigen Ergebnisse meiner Forschung eingeflossen“, sagt Neueder. „Es ist mein Lebenswerk.“
Was aber nicht bedeutet, dass er mit dem Kloster Oberalteich abgeschlossen hat. Für einen wie Hans Neueder, der voller Neugier umfassendes Interesse an seiner Heimat hat, der wissen will, wie es früher war und der Vergessenes in die Gegenwart zurückholen will, für so einen gibt es keinen Stillstand. „Es gibt immer Neues zu entdecken“, sagt er, „nicht nur im Bereich des Klosters.“
Wobei dieses natürlich auf ganz besondere Weise sein Interesse hat. Und zunehmend sind es auch die Personen, die dort gewirkt haben, die ihn faszinieren: So hat er mittlerweile im mühsamer Quellenarbeit über 600 Patres identifiziert, die sich auf ihre Weise um das Kloster verdient gemacht haben. „Allesamt bedeutende Männer“, schwärmt Neueder. „Wissenschaftler, Geschichtsschreiber, Theologen, Philosophen, Bauherren – aber allesamt längst vergessen.“ Es gibt also noch genug zu tun ...
Quelle: lui, in: Bogener Zeitung vom 24. Februar 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
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