Mitterfels. Kreative Marionettenkünstlerin

2025 08 13 Bertl Waas

Bertl Waas ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Foto: Angelika Selmer – Vergrößern durch Anklicken!

Bertl Waas ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Doch vieles von ihr bleibt. Direkt neben dem Rathaus in Mitterfels gibt es ein blühendes Kleinod mit besonderem Charme: der Burggarten auf der Südseite des Rathauses, der Jahr für Jahr Einheimische wie Gäste bezaubert. Und es gibt einen Menschen, dem ...

... dieser besondere, kleine Garten alles bedeutet hat und dem es zu verdanken ist, dass er das ist, was er heute ist: Bertl Waas. Nun ist sie im Alter von 84 Jahren gestorben. Doch Bertl Waas gehört zu den Menschen, die nie so ganz gehen, die Spuren hinterlassen an dem Ort, wo sie gelebt haben, und bei den Menschen, die sie kannten.

Bertl Waas und das, was sie in ihrem Leben alles gemacht hat, in nur wenigen Sätzen beschreiben zu müssen, fällt schwer. Zu vielseitig, vielschichtig und umtriebig war die Frau, die sich weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus einen Ruf als Marionettenkünstlerin erarbeitet hat. Marionetten zu bauen war – neben dem Gärtnern – ihre große Leidenschaft. Die Puppen mit den raffinierten Gewändern und markant geschnitzten Köpfen aus Holz (für die ihr Mann Franz zuständig war) waren heiß begehrt. Neben unzähligen Auftragsarbeiten bestückte Bertl Waas damit unter anderem auch Ausstellungen in Straubing.

Und so war Bertl Waas bereits keine Unbekannte mehr, als sie vor 30 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann von Rain nach Mitterfels zog – mitsamt ihrer Puppenwerkstatt und ihrer ganzen Kreativität. Immer wieder betonte sie, wie wohl sie sich in Mitterfels fühlt und dass sie endlich angekommen sei. Mitterfels wurde ihr schnell zur Heimat – einer Heimat, der sie auch etwas zurückgeben wollte. Bertl Waas war eine Macherin, eine Anpackerin, die nicht lange überlegte, sondern Ideen und Projekte meist sofort umsetzte. War ihr etwas wichtig, dann konnte sie dafür kämpfen wie eine Löwin. Bestes Beispiel: der Burggarten. Sie war es, die 2005 nach Abschluss der Burgsanierung dafür sorgte, dass die Pflege des Burggartens in die Hände des Obst- und Gartenbauvereins – dessen Mitbegründerin sie war – gelegt wurde, der daraus ein besonderes Fleckchen Erde machte. „Der Burggarten ist mein Baby“, hat sie immer wieder gesagt. Bertl Waas hatte einen Blick für das Schöne und Besondere. Egal, ob beim Werkeln im Burggarten, im Burgmuseum oder beim Nähen von Kostümen für den Burgtheaterverein – sie brachte immer eigene Impulse ein und machte banale Dinge zu etwas Besonderem. So hat Bertl Waas zum Beispiel im alten Kellerverließ im Mitterfelser Burgmuseum einen „Gefangenen“ (eine von ihr lebensgroß angefertigte Puppe) einziehen lassen, der mittlerweile Kultstatus hat, und vor allem bei den kleinen Museumsbesuchern beliebt ist, die sich gerne gruseln.

Solche Beispiele könnte man noch viele aufzählen. Denn sie war immer voller Tatendrang und Ideen. „Leute, die Langeweile haben, haben keine Fantasie“, sagte sie einmal in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Als ihre Kräfte nachließen, war es das Schlimmste für sie, sich nicht mehr so einbringen zu können, wie sie es gerne getan hätte. Sie wollte mithelfen, ihren Beitrag leisten. Bis zum Schluss. Vor zwei Wochen durfte Bertl Waas nun für immer einschlafen – zu Hause, nicht weit weg von ihrem geliebten Burggarten. Er ist ein Vermächtnis, das gut zu ihr passt: ein farbenfroher, lebendiger Ort mit Ecken, Kanten und Stil, den man einfach mögen muss. 

Verena Lehner/BOG Zeitung vom 13. August 2025 (Gen. der Lokalredaktion)