Burgtheaterverein Mitterfels führt Broadway-Musical „9 to 5“ auf

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Das Maß ist voll: Doralee verkündet im Büro den Aufstand der Frauen. (Fotos: Mathias Adam)

Ein Broadway-Musical mit Jazzband und Tanz als Freilichtspiel auf offener Bühne? In Mitterfels kein Problem. Am Freitag, 15. Juni hatte das Musical „9 to 5“ im Burggarten Premiere und es gab stehende Ovationen für das Laienensemble, die Musiker und den Veranstalter, den Burgtheaterverein Mitterfels. „Mit dieser Boulevardkomödie haben wir etwas Großes gewagt“, hatte Daniel Edenhofer zuvor gesagt – und gewonnen, möchte man als Zuschauer ergänzen.

Der Zweiakter spielt im Jahr 1979, Musik und Text stammen von der US-Countrysängerin Dolly Parton, das Buch hat Patricia Resnick nach der deutschen Fassung von Kevin Schroeder geschrieben in Anlehnung an den 20th-Century-Fox-Film „Warum eigentlich bringen wir den Chef nicht um?“. Das Bühnenbild (Benjamin Marco Engl) ein Puppenhaus: ein kahles Großraumbüro aus den 1970ern mit zwölf Schreibtischen, darüber thront der Chef Franklin Hart, ein Golf spielender Macho, der gerne hübsche Frauen begrapscht. Nebenan die Band (Leitung Stefan Lang) mit Musik, die in die Beine fährt und das Spiel in Gang bringt. Schon fangen die Tippmädels und -jungen zu tanzen an und berichten vom Leben in Mister Harts Büro: „Tag für Tag die Hölle“.

Im Mittelpunkt drei Sekretärinnen: die tüchtige Violet, die endlich auf Beförderung hofft, die blonde Doralee, zuckersüß wie eine Barbiepuppe, vom Chef gnadenlos angemacht, und die Neue, Judy mit dem großen Hut, vom Ehemann verlassen, die sich mutig als Tippse versucht. Dann ist da noch Roz, private Assistentin von Mister Hart und unbeliebt im Büro, weil sie sich ungeniert an Hart ranmacht, allerdings vergeblich.

Mister Hart ist ein mieser Chef. Er übergeht Violet bei der Beförderung zugunsten von Tom, „weil der ein Mann ist“, stellt Doralee als seine Geliebte hin, demütigt Judy und entlässt aus reiner Willkür eines der Schreibmädels. Jetzt ist das Maß voll. Die drei Frauen tun sich zusammen und rechnen mit ihm ab.

Das wird fürchterlich für Mister Hart. Nach bester Musical-Manier tanzen quirlige Mädchen und Jungen über die Bühne, bewegende Soli bringen Ruhe in die Szene – wenn Violet, Doralee, Judy oder Roz von ihren Problemen erzählen oder Hart sich als Frauenliebling outet.

Regisseur Sepp Fischer hat wieder viele witzige Einfälle eingebracht: köstlich die kichernden Mädels im Haschrausch, die ihre Visionen von einer gerechten Strafe für Mister Hart träumen. Da wird Judy zur verführerischen Nachtclubtänzerin im Glitzerkleid und macht Mister Hart rabiat fertig, Doralee als kesses Texas-Cowgirl fesselt den Fiesling mit ihrem Lasso, und die brave Violet reicht ihm als liebreizende Märchenprinzessin den Giftbecher. Dass der Chef schließlich versehentlich beinahe vergiftet wird, schafft neue Verwicklungen. Endlich lassen die Frauen den Chef für einige Zeit in der Versenkung verschwinden, übernehmen die Leitung und krempeln im Büro erfolgreich alles um.

Dem Burgtheaterverein mit Sepp Fischer und seinem Ensemble, der Band von Stefan Lang und Klaudia Salkovic-Lang als Vocal Coach ist wieder einmal ein großartiger Theaterabend gelungen: Die Band spielt einen super Sound, die von Klaudia Salkovic-Lang ausnahmslos gut geschulten Stimmen der Mädels begeistern das Publikum und Trixi Berg mit Team sorgt für eine professionell gestaltete Choreografie.

2018 06 16 Bogener Zeitung 2Es ist Krieg zwischen Mister Hart und den Freundinnen.

Den Hauptdarstellern sind die Rollen auf den Leib geschrieben: Hanna Turowski hinreißend als pflichtbewusste Violet, mit super Stimme und Spieltalent, Annegret Czapek, blond und immer auf High-Heels, begeistert als zuckersüße Doralee mit echter Musical-Stimme, und Kathrin Kattinger ist wunderbar als Judy, die sich endlich emanzipiert. Ein richtig fieser Typ ist dieser Mister Hart, glänzend dargestellt von Gerhard Artinger mit Schnauzbart und Hitlerfrisur, und so manche Zuschauerin gönnt ihm die Rache der empörten Frauen. Jetzt wird er gnadenlos gedemütigt. Fast ebenso fies Tatjana Schmeißl als unbeliebte rechte Hand von Hart. Sie mimt genial die liebestolle Roz, die für ihren Chef ein „heißer Hase“ sein möchte und über einen Klaps auf den Po vor Seligkeit jubelt. Gut besetzt auch Gerd Lex in einer Doppelrolle als egoistischer Ehemann von Judy und ebenso gekonnt als zerstreuter Inspektor. Sympathisch ist Benjamin Marco Engl als schüchterner Buchhalter Bob und Sepp Simmel als souveräner Mister Tinsworthy und nicht zu vergessen Ton und Technik (Dominik Drechsler und Alexander Vogl), die unter anderem 16 Mikros aussteuern mussten, und Matthias Rainer, verantwortlich für die ausgezeichneten Lichteffekte. Bemerkenswert sind auch die Requisiten (Lukas Butterworth und Team) und Retro-Kostüme (Simone Steininger und Team) aus den 70ern sowie die ausgezeichnete Maske (Ramona Schweizer mit Team).

Mit viel Szenenapplaus und einem langen Schlussbeifall wurde den 28 Darstellern, der zehnköpfigen Band und dem Produktionsteam für einen wunderbaren Theaterabend gedankt. Und dafür gab es noch mal eine Tanzzugabe.

Weitere Aufführungen gibt es am heutigen Samstag und morgen, Sonntag, sowie am 21., 22., 23., 24., 28., 29. und 30. Juni, am Sonntag, 1. Juli, und am Freitag, 6. Juli. Beginn ist um 20.30 Uhr, Bewirtung ab 19 Uhr. Karten im Vorverkauf unter www.okticket.de, beim Leserservice des Straubinger Tagblatts (09421/940-6700) sowie in der VG Mitterfels (09961/9400-0).

Pressemitteilung Burgtheaterverein